Guthaben und Schulden bzw. was ist denn eigentlich überhaupt „Sparen“?

Eine kleine Polemik über Schuldner und Gläubiger zum einfachen und leichteren Verständnis der volkswirtschaftlichen Saldenmechanik:

Oft wird ja das Verhältnis von Guthaben und Schulden in Form einer Waage dargestellt, die sich je nach Aktion (Sparen/Verschulden) nach einer Seite neigt.

Doch ist es wirklich so, sieht diese Relation tatsächlich so aus? Nein, das passt so nicht.

Einfache transportable Balkenwaage mit Gewichtsatz
Einfache transportable Balkenwaage mit Gewichtsatz

Die Waage macht nicht wirklich sichtbar, warum gelten muss, dass hinter jedem Sparen auch eine Verschuldung steckt. Guthaben und Schulden sind nicht zwei unabhängige Häufchen von Münzen, vielmehr sind es zwei Seiten der selben Medaille.

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Und täglich grüßt das Murmeltier…

Man fühlt sich eigentlich jedes Mal unweigerlich an diesen Film erinnert:

Wieder einmal wird in deutschen Medien gejubelt: Auch im Juli 2014 erreichten die deutschen Ausfuhren einen neuen Höchstwert.

Murmeltiertag 2005 in Punxsutawney, Pennsylvania
Murmeltiertag 2005 in Punxsutawney, Pennsylvania, USA

Im sechsten Jahr nach Ausbruch der Eurokrise ist die saldenmechanische Problematik der Handelbilanzüberschüsse bei einem Großteil der hiesigen Journaille offenbar immer noch nicht angekommen.


Der Wettbewerb der Nationen ist also immer ein Abwertungswettlauf mit anderen Mitteln. Steht wie in der europäischen Union das Mittel der Abwertung der Währung den einzelnen Staaten aber nicht zur Verfügung, so muss die Lektion aus der Eurokrise und den zahlreichen anderen Desastern der letzten Jahrzehnte sein, die Erträge aus der wirtschaftlichen Entwicklung im Inland zu konsumieren und das Entstehen von Handelsungleichgewichten als Folge unterschiedlicher Lohnstückkosten- entwicklungen zu verhindern bzw. abzubauen.

Denn:
Die Überschüsse des Einen sind die Schulden des Anderen.

Zu den Hintergründen speziell in der Eurozone verweise ich zudem auf diesen Beitrag:
Die Eurokrise – vorläufiger Höhepunkt des Transferproblems

Zu den Handelsbilanzüberschüssen im allgemeinen siehe auch:
Ein wohltuend sachlicher Beitrag zur Diskussion über die deutschen Exportüberschüsse
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Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 7: Die Elemente der Kreditmechanik

Nachdem wir uns in den ersten Teilen dieser Reihe (Teil 1 bis Teil 6) damit beschäftigt haben, welches Investitionsvolumen beschäftigungspolitisch in einer geschlossenen Volkswirtschaft wünschenswert wäre, soll es nun um die Faktoren gehen, die den Kreditbedarf zur Finanzierung eben dieses Volumens beeinflussen.

Geldschöpfung

Volkswirtschaftlicher Kreditbedarf / Finanzierungsbedarf der Unternehmen
Grafik: Wolfgang WALDNER & C.G.BRANDSTETTER

In seinem Werk „Zins, Kredit und Produktion“ (1952) zeigte sich Wilhelm Lautenbach überzeugt davon, dass eine solche Feststellung der Bestimmungsgründe des Kreditbedarfs nur durch die theoretische Konstruktion möglich sei.

Denn selbst wenn man zu einem gegebenen Zeitpunkt im Wege der Bilanzstatistik von sämtlichen Unternehmen eine genaue Statusanalyse über die Vorräte an Betriebsstoffen, liquiden Mitteln sowie ihren Produktionsplanungen und Investitionsabsichten habe, wüßte man doch nicht, wie hoch denn eigentlich ihr Kreditbedarf sei.
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Ein wohltuend sachlicher Beitrag zur Diskussion über die deutschen Exportüberschüsse

CMA CGM Christophe Colomb 01

Schuldenexporteur Deutschland

Lange duldete der Handelsweltmeister keine Nestbeschmutzung. Unter Druck der EU ändert sich nun die Tonlage der Regierung in der Exportdebatte. Sie sollte mehr tun, damit sich Deutsche öfter Autos von den Franzosen oder Urlaub bei den Griechen leisten können – und nicht nur deren Schulden in die Höhe treiben.

Ausfuhrüberschüsse – Schuldenexporteur Deutschland – Wirtschaft – Süddeutsche.de

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Über die Unterschiede einzel- und gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge

„Private Laster, öffentliche Vorteile“
Mit diesem Untertitel veröffentlichte der Niederländer Bernard Mandeville bereits 1705 seine vieldiskutierte Streitschrift „The Fable of the Bees: or, Private Vices Publick Benefits“, in der er die provozierende These aufstellte, dass nicht die Tugend, sondern das Laster der eigentliche Ursprung des Gemeinwohls sei.

Die in diesem Buch erstmals bekannt gewordene Ansicht, dass für Gesamtheiten in der Wirtschaft manchmal etwas ganz anderes gilt als für die einzelnen Teile dieser Gesamtheit, wird noch heute als das Mandeville-Paradox bezeichnet und stellt einen wichtigen Grundsatz der ökonomischen Wissenschaften dar.

The Fable of the Bees, by Bernard Mandeville (title page)

Doch Mandeville beschränkte seine Aussagen nur auf einen ganz besonderen Fall, den Wolfgang Stützel so charakterisierte:

Wenn ein einzelner lasterhaft seine Ausgaben vermehrt, vermindert er damit seine Möglichkeiten, weitere Ausgaben zu machen, verkleinert er sein Geldvermögen und erscheint als Verschwender.
Wenn aber alle sich so verhalten, schaffen sie gerade durch die vermehrten Ausgaben sich wechselseitig auch vermehrte Einnahmen und damit auch schon die Möglichkeit zu weiteren höheren Ausgaben.

Stützel: Volkswirtschaftliche Saldenmechanik (1978), S. 16

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Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 6: der beschäftigungs- politisch optimale Zins

Nachdem ich in Teil 5 dieser Serie die Auswirkungen von Zinsveränderungen auf den Umfang und die Art der Investitionen erläutert habe, geht es nun weiter mit dem Versuch der Feststellung, welcher Zins als „richtig“ oder „normal“ angesehen werden kann.

Bundesarchiv Bild 183-1990-1001-001, Nordhausen, Kurzarbeit / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Unbestritten ist wohl die Ansicht, dass dies der Zins sein sollte, der die Investitionen auf das als richtig angesehene Ausmaß mehr oder weniger automatisch „steuert“.
Da stellt sich nun natürlich als erstes die Frage: Was aber ist vor allem im Hinblick auf das Beschäftigungsvolumen das richtige Maß an Investitionen?

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Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 4: Die Zusammenhänge zwischen Investieren und Sparen

In den bisherigen Beiträgen (Teil 1, Teil 2 und Teil 3) wurde folgende These von Wilhelm Lautenbach nachvollzogen:

Die bisherigen Ausführungen haben erwiesen, daß die Gesamtmasse des Unternehmergewinnes jeweils eindeutig bestimmt wird positiv durch den Aufwand für Investitionen und den Eigenverbrauch der Unternehmer, negativ durch die Ersparnisse der Nichtunternehmer. Diese Beziehung wird verwirklicht durch den Preismechanismus. Die Preise sind unter dem Einfluß dieser gegensätzlich wirkenden Faktoren so eingestellt, daß der Unternehmergewinn in der angegebenen Höhe als Differentialgewinn erzielt wird.

Lautenbach: Zins, Kredit und Produktion (1952), S. 32

Zur Verdeutlichung dieses Sachverhaltes ziehen wir wieder das Schaubild der Kostenaufteilung der Produktion der Verbrauchsgüterindustrie zu Rate:

Anteile von Faktorkosten, Abschreibungen und Unternehmergewinn an den abgesetzten Verbrauchsgütern
(Abbildung selbst erstellt)

Dabei zeigt sich, dass die Gesamtmasse des Unternehmergewinns, der erzielt werden muss, damit die Grenzproduzenten gerade noch existieren können, abhängig ist von dem Verlauf der Gesamtangebotskurve. Je steiler diese ist, desto größer fällt dieser aus, je flacher, desto geringer muss der Unternehmergewinn sein.

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Die Eurokrise – vorläufiger Höhepunkt des Transferproblems – Teil 3

Es hatte schon eine gewisse Ironie an sich, dass nur wenige Jahre nach der missglückten deutschen Wiedervereinigung, als die Europäische Währungsunion in die entscheidende Phase ihrer Vorbereitung ging, innerhalb der deutschen Politik die vorsichtigen Einsichten über die deutsch-deutschen Lehren aus der Unlösbarkeit des Transferproblems sehr schnell wieder in Vergessenheit gerieten.

Die sich anbahnende Diskussion, welche Länder zu welchen Bedingungen dem europäischen Währungsverbund beitreten würden, überlagerte sofort alle Fragen zum grundsätzlichen Rahmen, der ein dauerhaftes Bestehen in einer solchen Union überhaupt erst möglich machen könnte.

Gerade auf deutscher Seite, dessen Volksvertreter kurz vorher erst eine eigene Währungsunion hatten scheitern lassen, kam niemand auf die Idee, darüber nachzudenken, warum dies so gekommen war.

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Die deutsche Wiedervereinigung: erneutes Auftauchen des Transferproblems – Teil 2

Mit der deutschen Wiedervereinigung 1989/1990 betrat ein altes, fast vergessenes ökonomisches Phänomen wieder die wirtschaftspolitische Bühne: das Transferproblem.

Die deutsche Vereinigung vor dem Reichstag in Berlin 1990

Im ersten Teil dieser kleinen Serie habe ich mich bereits mit dem erstmaligen Auftauchen dieses Paradoxons in Form der Reparationsforderungen an das damalige Deutsche Reich nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigt. Die Unlösbarkeit dieses Transferproblems hatte damals entscheidenden Einfluss auf das Abgleiten Deutschlands in die Depression der Wirtschaftskrise und die darauffolgenden dunklen Jahre der Nazizeit.

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Von der Ruhrbesetzung zur Eurokrise: das ökonomische Transferproblem – Teil 1

Weltkriegs-Reparationen und grosse Depression
Das Ende des Ersten Weltkriegs führte zu einer der wichtigsten ökonomischen Fragestellungen des 20. und 21. Jahrhunderts: dem Transferproblem.
Aus der Thematik, wie man eine durch einen gigantischen Weltkrieg verschuldete Volkswirtschaft in die Lage versetzt, Reparationszahlungen in dreistelliger Milliardenhöhe leisten zu können, ohne selbst dabei in einer Rezession zu versinken, entstanden damals wichtige Grundzüge neuer wirtschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse.

Ruhrbesetzung

Diese Problematik, heute auch unter dem Begriff Ungleichgewichte der Leistungsbilanz bekannt und durchaus in der Eurokrise wieder sehr aktuell, ließ z. B. John Maynard Keynes damals nicht ruhen, bis er in völligem Gegensatz zur auch zur damaligen Zeit schon herrschenden klassischen Lehrmeinung seine eigenen Gedanken zum Versailler Vetrag und der Reparations-Problematik entwickelte, die schließlich zur Formulierung seiner „Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ führte.

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