Economic History: Die Krise in Griechenland – es hätte nicht so kommen müssen

…Dann kam der Kardinalfehler: Im IWF-Vorstand setzten die Europäer und Amerikaner trotz heftiger Opposition mehrerer Exekutivdirektoren ein Rettungspaket durch, das den griechischen Privatgläubi-gern entgegen den Regeln des Fonds keinerlei Verluste aufzwang.

Syntagma Square 'indignados'
Proteste in Griechenland gegen Kürzungspläne der Regierung 2011

Die Entscheidung beruhte auf der falschen Annahme, nach der die „Umstrukturierung“ der privaten Schulden eine globale Finanzkrise auslösen würde.

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Das Vertrauen in Europa zurückgewinnen

Angesichts des Trumpschen Angriffs muss Europa dringend sein Selbstvertrauen zurückgewinnen und seinen Bürgern und der Welt ein anderes Entwicklungsmodell vorschlagen.

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Der französische Ökonom Thomas Piketty 2017 in Port Alegre

Um dies zu erreichen, muss sie zunächst die permanente Selbstverunglimpfung überwinden, die allzu oft in der öffentlichen Debatte auf unserem Kontinent steht. Nach der Doxa, die in vielen Führungs-kreisen vorherrscht, lebt Europa über seine Verhältnisse und muss den Gürtel enger schnallen.

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Die EU und das falsche Verständnis der Ökonomie

„Draghi verbreitet immer noch den Mythos, dass Ersparnisse private Investitionen finanzieren. Mit dieser Analyse, die eindeutig falsch ist (Banken finanzieren Investitionen durch Kredite), passen die politischen Schlussfolgerungen nicht zu der Welt, in der wir leben.

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Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Straßburg

Finanzmärkte treiben unsere Wirtschaft nicht an, sondern Staatsausgaben. Der Draghi-Bericht schweigt sich allerdings ziemlich über Staatsausgaben aus. Die Rolle der Gesamtnachfrage in der Ökonomie wird nicht berücksichtigt.

Die Vorstellung, dass eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit das Hauptanliegen der Wirtschafts-politik sein sollte, ist meiner Ansicht nach falsch. Die Wirtschaftspolitik sollte sich um eine nachhaltige Wirtschaft, Vollbeschäftigung und Preisstabilität drehen. Steigende Produktivität wird die Folge sein.“

Der Ökonom Dirk Ehnts auf X

Heiner Flassbeck: Die FAZ und die staatlichen Schulden

„Die FAZ ist eine ehrwürdige Zeitung. Immer bieder, immer konservativ, bloß keine Experimente. Schul-den sind das Gegenteil der FAZ: nicht bieder, nicht konservativ, gefährlich, weil man nie weiß, wie es endet.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung Verlagsgebäude, Hellerhofstr. 2-4, Frankfurt am Main 2005

Wenn dann auch noch der Staat die Schulden macht, ist es doppelt gefährlich, weil man ja weiß, wie unseriös die Beamten und Politiker mit Geld umgehen.

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Die Einschätzung, Griechenland sei ein „erstaunlicher Erfolg“ gewesen ist unglaubwürdig

Die Financial Times veröffentlichte am 12. Dezember einen Artikel mit dem Titel „The astonishing success of Eurozone bailouts“ (Der erstaunliche Erfolg der Rettungspakete für die Eurozone) – der die Bedeutung von englischen Wörtern wie „Erfolg“ im Grunde neu definiert.

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Die griechische Flagge über einem Bergdorf

Anscheinend ist Griechenland jetzt eine erfolgreiche Wirtschaft, und dieser Erfolg ist auf die Rettungs-pakete der Troika im Jahr 2015 und die Verhängung harter Sparmaßnahmen zurückzuführen. Die Daten stützen diese Einschätzung aber leider nicht.

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William Vickrey über die Wirkung staatlicher Defizite

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Die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Stephanie Kelton

„Der Ökonom William Vickrey drückte es so aus: Gut gezielte (staatliche) Defizite werden zusätzliches verfügbares Einkommen generieren, die Nachfrage nach Industrieprodukten steigern und private Investitionen rentabler machen.“

-Stephanie Kelton in „Der Defizit-Mythos: Die Modern Monetary Theory und die Gestaltung einer besseren Wirtschaft“

Regierungen mit eigenen Währungen sind nur durch die Ressourcen begrenzt, nicht durch die Geldmenge

„Die Notwendigkeit zum Haushaltsausgleich ist ein Aberglaube…ein Mythos. Es ist wie eine religiöse Lehre, die dazu verwendet wird, um Menschen an eine bestimmte Sache glauben zu lassen.“ (Paul Samuelson)

Wahlkampfzeiten dienen oft als eine Erinnerung daran, wie schwierig es eigentlich ist, die durch popu-läre Illusionen getrübte öffentliche Debatte zu durchdringen.

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Heiner Flassbeck: Trump wird Lindner und Merz das Schuldenmachen lehren

„Donald Trump, das ist seit seiner ersten Präsidentschaft offensichtlich, will das amerikanische Leistungsbilanzdefizit, das sich derzeit auf fast eintausend Milliarden US-Dollar pro Jahr (oder vier Prozent des BIP) beläuft, erheblich reduzieren oder sogar ganz eliminieren.

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Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Fountain Hills, Arizona

Sein Mittel der Wahl: Zölle. Er liebe Zölle, hat er im Wahlkampf gesagt, und wer wollte bestreiten, dass man damit – konsequent umgesetzt – zu einem wirklichen Ausgleich beim Handel kommen kann.

Da jaulen die deutschen Merkantilisten laut auf und faseln schnell von den Vorteilen, die der freie Handel doch für „alle“ bietet, also auch für die Blöden, die Jahr für Jahr Schulden machen, um auf Pump deutsche Güter zu kaufen.

Güter also, die sie sich – in der Terminologie der deutschen Schuldenphobiker – gar nicht leisten können. Trump wird sich diesmal hoffentlich nicht beirren lassen und seine vollkommen berechtigte anti-merkantilistische Agenda durchziehen.

Es ist auch die einzige Stellschraube, die Trump zur Verfügung steht, um die Verschuldung des ame-rikanischen Staates, die seit 25 Jahren fast kontinuierlich steigt, ein wenig einzudämmen.
…“

aktuell aus Relevante Ökonomik

Noch einmal: Wie Ungleichheit zu neuem industriellen Feudalismus führt

In einer Gesellschaft, in der der Besitz von Vermögenswerten unglaublich ungleich verteilt ist, nimmt die soziale Mobilität stark ab.

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Der Feudalismus im Mittelalter

Wir leben in einer Zeit wachsender Ungleichheit und Unsicherheit über zukünftigen Wohlstand sowie Angst um Beschäftigung und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten.

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Economic History: Der IWF in Aktion – Das Beispiel Argentinien

Wenn man die derzeitige Entwicklung in Argentinien und die wirtschaftliche Radikalisierung durch die Regierung Milei besser verstehen will hilft ein Blick in die Geschichte des Landes und seiner Ver-quickung mit globalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF).

De la Rúa con Menem
Argentiniens Präsident Fernando De la Rúa (rechts) 1999 mit seinem Vorgänger Carlos Menem

Argentinien eignet sich besonders als Beispiel für die Folgen der IWF-Politik, da das Land lange als „Musterschüler“ des Fonds galt und Anfang der neunziger Jahre als Vorzeigebeispiel für die Wirk-samkeit der Strukturanpassungsprogramme diente.

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