Long Read: Die Theorien der Wirtschaftskrisen

Die theoretischen Ansätze zur Analyse von Krisen haben gegensätzliche Vorstellungen von der Funktionsweise der Ökonomie.

2007-2009 World Financial Crisis
Von der Weltfinanzkrise 2007-2008 betroffene Staaten

Es gibt unterschiedliche Verständnisse von Wirtschaftskrisen. Ihre Unterscheidung ist für eine geordnete Debatte unerlässlich, sowohl für die Interpretation von Krisensituationen als auch für die Beurteilung möglicher wirtschaftspolitischer Interventionen.

Weiterlesen…

Irrationaler Überschwang – Robert Shillers moderner Klassiker

Zu Beginn des Jahres 2000 erschien ein Buch mit dem Titel Irrational Exuberance (Irrationaler Überschwang). Der amerikanische Wirtschaftsprofessor und Nobelpreisträger Robert Shiller warnte darin, dass die seit der Thatcher-Reagan-Ära stattgefundene weitgehende Deregulierung des Finanzmarktes zu einer rasanten Kreditexpansion geführt habe.

Nobel Prize 6 2013
Shiller im Dezember 2013

Banken und Finanzinstitute verzeichneten einen sprunghaften Anstieg der Kreditvergabe, und das Streben nach größeren Marktanteilen führte dazu, dass Bonitätsprüfungen vernachlässigt und schlechte Kundenbeziehungen akzeptiert wurden. Vor allem die Werte der IT-Aktien waren über-proportional hoch. Es würde unweigerlich zu einer Finanzkrise führen.

Weiterlesen…

Long Read: Minsky und Keynes zeigen den Weg aus der Krise

Der amerikanische Ökonom Hyman Minsky beschrieb den Kapitalismus als ein „Zwei-Preis“-System.

HymanMinsky-1
Der US-amerikanische Ökonom Hyman Minsky

Auf der einen Seite stehen die Preise von Vermögenswerten – sowohl finanzielle, wie Staats- oder Unternehmensanleihen, als auch physische, wie Wohn- oder Gewerbeimmobilien. Auf der anderen Seite gibt es die Verbraucherpreise – Waren und Dienstleistungen, die die aktuelle Produktion und die Verbraucherpreisinflation bestimmen.

Weiterlesen…

Noch einmal: Der Trugschluss der Loanable Funds-Theorie

Die Loanable Funds-Theorie ist in vielerlei Hinsicht nichts anderes als ein Ansatz, bei dem schlicht und einfach die vorherrschende Zinsrate in einer Gesellschaft als der Preis für Kredite der Banken oder für andere Darlehen gedacht ist und von Angebot und Nachfrage bestimmt wird – wie Bertil Ohlin es einmal ausführte – „genauso wie der Preis von Eiern und Erdbeeren auf einem Dorfmarkt.“


Der Markt für Kreditfonds gemäß neoliberaler Theorie

Das ist ein sehr schönes Märchen, doch das Problem dabei ist, dass Banken keine Tausch-händler sind, die bereits vorhandene ausleihbare Mittel von Sparern auf Kreditnehmer übertragen.

Weiterlesen…

Kampf gegen den Neoliberalismus mit Keynes & Minsky

Riccardo Bellofiore, Professor an der Universität von Bergamo, erklärt wie der Manage-mentkapitalismus der Nachkriegszeit in den 1970er Jahren in eine Rentabilitätskrise geriet und sich anschließend in eine neue Phase verwandelte, in der sich die Rolle der Banken änderte, Haushalte zu Nettokreditnehmern und Unternehmen zu Netto-kreditgebern wurden.

Bellofiore schlägt vor, die Erkenntnisse der Hypothese der finanziellen Instabilität von Hyman Minsky zu überarbeiten und sie mit der keynesianischen Theorie des Währungs-kreislaufs zu kombinieren, um zu erklären, wie sich die Quelle von Risiko und Instabilität in der modernen Wirtschaft von Unternehmen zu traumatisierten Arbeitnehmern und verschuldeten Verbrauchern verlagert hat.

Unter den neuen Umständen reichen herkömmliche politische Instrumente nicht aus, um die Wirtschaft zu stabilisieren und die Regierungen sollten Programme staatlicher Investitionen in Betracht ziehen, um Stabilität zu gewährleisten und produktives Kapital für die Zukunft aufzubauen.

Ist die Corona-Epidemie der „Scheidel-Moment“ unserer Zeit?

Wir alle wissen, was ein „Minsky-Moment“ ist. Oder sollten es nach der Katastrophe der Großen Rezession eigentlich wissen.

Walter Scheidel - Annual Meeting of the New Champions 2012
Der österreichische Historiker Walter Scheidel 2012

Zwar ist die Wirtschaftswissenschaft seit diesen dunklen Jahren vor etwas mehr als einem Jahrzehnt so gut wie unverändert geblieben, doch das Grollen an den Rändern dieser Disziplin wurde lauter und einige haben es sich daraufhin zur Aufgabe gemacht, die Fakten unideologisch zu betrachten.

Weiterlesen…

Der Trugschluss der Loanable Funds-Theorie

Die Loanable Funds-Theorie ist in vielerlei Hinsicht nichts anderes als ein Ansatz, bei dem schlicht und einfach die vorherrschende Zinsrate in einer Gesellschaft als der Preis für Kredite der Banken oder für andere Darlehen gedacht ist und von Angebot und Nachfrage bestimmt wird – wie Bertil Ohlin es einmal ausführte – „genauso wie der Preis von Eiern und Erdbeeren auf einem Dorfmarkt.“


Der Markt für Kreditfonds gemäß neoliberaler Theorie

Das ist ein sehr schönes Märchen, doch das Problem dabei ist, dass Banken keine Tauschhändler sind, die bereits vorhandene ausleihbare Mittel von Einlegern auf Kreditnehmer übertragen. Warum nicht? Weil es in der realen Welt einfach keine bereitgestellten verleihbaren Fonds gibt. Banken schaffen neue Mittel – als Kredit – nur, wenn sich jemand vorher verschuldet hat! Denn Banken sind Geldinstitute, keine Tauschhändler.

Weiterlesen…

Ist es Zeit für einen erneuten Crash?

Am Black Friday 1929 wurden die feuchten Träume der Marktfundamentalisten vom ewigen Wachstum schwer getroffen. Die Aktienmarktblase explodierte und die Kurse stürzten ab.

Heute haben wir eine Finanzmarktsituation, die sehr an die von 1929 erinnert. Das Shiller P/E-Ratio ist momentan noch höher als damals. Diejenigen von uns, die ihren KeynesFisherKindlebergerMinsky kennen und die Wirtschaftsgeschichte nicht völlig vergessen haben, fangen an sich Sorgen zu machen…

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des schwedischen Ökonomen Lars Syll)

Wurde die Rolle des FED als Kreditgeber der letzten Instanz im Jahr 2008 gezielt heruntergespielt? Oder schlicht vergessen?

War es nur ein Versäumnis in der Kommunikation? Oder warum waren die Bush-Administration und die im Jahr darauf eingesetzte Regierung Obama so ungenügend darauf vorbereitet, sich 2008 zur Finanzkrise zu erklären?

EA 033105 AT 1191 (8548424277)
Eingangsbereich des Hauptgebäudes des Federal Reserve Systems (FED)
in Washington, D.C.

Es ist die eine Sache zu behaupten, dass niemand diese Panik kommen sah. Es ist aber ein anderer Sachverhalt, dass nachdem der Wirbelwind gekommen und wieder gegangen war, die politischen Führer und die Regulierungsbehörden so dürftig verdeutlichten, was sie selbst alles getan hatten, um der Wirtschaft den Tag zu retten.

Weiterlesen…

Der dreißigjährige Boom

Gehen wir zurück zum Mayday 1975, dem Ende der festgeschriebenen hohen Provisionen an der New York Stock Exchange und dem Beginn der Deregulierung der Finanzmärkte in den Vereinigten Staaten. Das Aufkommen des Wettbewerbs unter den Wall-Street-Investmentbanken erschien zu dieser Zeit eher wie eine unbedeutende Angelegenheit.


Die Entwicklung von Geldmenge, Bankkrediten und Bankaktiva in 14 Industrieländern jeweils im Verhältnis zum BIP zwischen 1870 und 2010

Doch genauso war es auch im folgenden Jahr mit einem „Offenen Brief an die Hobbyisten“ über Software-Piraterie von einem College-Aussteiger namens Bill Gates („Wer kann es sich leisten professionelle Arbeit für nichts zu tun?“).

Mao Zedong starb im September 1976; nach einem kurzen Kampf hinter den Kulissen übernahm eine neue Führung in China. Zwei Jahre später verkündete Deng Xiaoping den Beginn seiner Reform- und Öffnungspolitik.

Und im Jahr 1977 prägte Lewis Ranieri das Wort „Verbriefungen“, um Salomon Brothers Herausgabe der allerersten Mortgage Backed Securities zu beschreiben. Die Korrekturabteilung beim Wall Street Journal beanstandete damals, dass es ein solches Wort nicht gäbe.

Weiterlesen…