Und immer wieder: wie die Arbeitslosigkeit endlich Geschichte werden könnte

Arbeitslosigkeit könnte ein fernes Phänomen von gestern sein. Könnte. Wenn nicht die noch immer vorherrschende wirtschaftsfeindliche Ideologie des schlanken und sparenden Staates die Zusam-menhänge ignorieren würde.

Agentur für Arbeit Hannover und der Region Hannover, Jobcenter Region Hannover, Vahrenwalder Straße 245, 30179 Hannover, Schriftzug über dem Eingang, mittwochs geschlossen
Eingang zum Jobcenter für die Region Hannover

Passen die Sparwünsche nicht überein, sorgt Arbeitslosigkeit für Zwangsanpassung.

Kein Wirtschaftssektor kann daher sein Nettofinanzvermögen steigern, ohne dass ein anderer Sektor sich dafür in gleicher Höhe verschuldet.

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VWL: Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 5: Zins, Investition und Beschäftigung

Für die Untersuchung der Bedeutung eines unabhängig gegebenen Zinses auf Investitionen und Be-schäftigungsvolumen erweiterte Wilhelm Lautenbach das aus dem ersten Teil dieser Serie bekannte Modell um den Einfluss eines ebensolchen Zinssatzes.

Frankfurt EZB-Neubau by Epizentrum (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Links vorne der EZB-Tower im Neubau, Frankfurt September 2013

Weiterhin betrachtete er dabei die bisher als ebenfalls unabhängig angenommene Spartätigkeit der Nichtunternehmer genauer. Ziel der Untersuchung sollte die Beantwortung der Frage sein, wie hoch der Zins sein müsste, um die Unternehmer zu Investitionen in der für die optimale Beschäftigung notwen-digen Größenordnung zu veranlassen.

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Economic History: Die Krise in Griechenland – es hätte nicht so kommen müssen

…Dann kam der Kardinalfehler: Im IWF-Vorstand setzten die Europäer und Amerikaner trotz heftiger Opposition mehrerer Exekutivdirektoren ein Rettungspaket durch, das den griechischen Privatgläubi-gern entgegen den Regeln des Fonds keinerlei Verluste aufzwang.

Syntagma Square 'indignados'
Proteste in Griechenland gegen Kürzungspläne der Regierung 2011

Die Entscheidung beruhte auf der falschen Annahme, nach der die „Umstrukturierung“ der privaten Schulden eine globale Finanzkrise auslösen würde.

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VWL: Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 3: Unternehmereinkommen und Unternehmergewinn

Den in den ersten beiden Beiträgen (Teil 1, Teil 2) festgestellten Zusammenhang zwischen Unter-nehmergewinn, Investitionen und Beschäftigung hatte Lautenbach in seinem Werk Zins, Kredit und Produktion mit zwei Säulendiagrammen dargestellt.

Definition des Unternehmergewinns als Soll-Einkommen
Die erste Grafik (siehe unten) betrachtete dabei den Teil des Bruttoinlandsproduktes, der von der Verbrauchsgüterindustrie innerhalb einer bestimmten Periode hergestellt und an die Verbraucher abgesetzt wurde, dargestellt in der linken Säule als Gesamtsumme der Herstellungskosten V.

Anteile von Faktorkosten, Abschreibungen und Unternehmergewinn an den abgesetzten Verbrauchsgütern
(Abbildung selbst erstellt)

Der Einfachheit halber ging Lautenbach davon aus, dass Produktion und Absatz an die Verbraucher gleich bleiben und auch durch die Lagerhaltung von Händlern und Unternehmern nicht beeinflußt werden, d. h. Zu- und Abgänge der Depots sich insgesamt die Waage halten.

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Das Vertrauen in Europa zurückgewinnen

Angesichts des Trumpschen Angriffs muss Europa dringend sein Selbstvertrauen zurückgewinnen und seinen Bürgern und der Welt ein anderes Entwicklungsmodell vorschlagen.

Thomas Piketty no Fronteiras do Pensamento Porto Alegre 2017 (37258741140)
Der französische Ökonom Thomas Piketty 2017 in Port Alegre

Um dies zu erreichen, muss sie zunächst die permanente Selbstverunglimpfung überwinden, die allzu oft in der öffentlichen Debatte auf unserem Kontinent steht. Nach der Doxa, die in vielen Führungs-kreisen vorherrscht, lebt Europa über seine Verhältnisse und muss den Gürtel enger schnallen.

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Thomas Piketty über das geringe volkswirtschaftliche Volumen von Arbeitslosen- und Sozialhilfe

Eine kleine Anmerkung dazu, wie gering das mögliche Einsparpotential beim Arbeitslosengeld bereits vor Jahren gesehen wurde:

Piketty in Cambridge 3 crop
Der französische Ökonom Thomas Piketty

Verglichen mit den Renten stellt das Arbeitslosengeld ein sehr viel geringeres Volumen dar (typischer-weise 1-2 % des Nationaleinkommens), was daran liegt, dass man durchschnittlich weniger Lebens-zeit als Arbeitsloser denn im Ruhestand verbringt.

Sozialhilfeleistungen schließlich machen ein noch unbedeutenderes Volumen aus (weniger als 1 %), das in der Gesamtheit öffentlicher Ausgaben kaum ins Gewicht fällt. Dennoch sind gerade diese Leistungen heftig umstritten.

In beiden Fällen stellen die fraglichen Aufwendungen nur einen verschwindend geringen Teil sozial-staatlicher Leistungen dar.

Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert (übersetzt von Ilse Utz und Stefan Lorenzer), Beck, München 2014, S. 638/639

Die EU und das falsche Verständnis der Ökonomie

„Draghi verbreitet immer noch den Mythos, dass Ersparnisse private Investitionen finanzieren. Mit dieser Analyse, die eindeutig falsch ist (Banken finanzieren Investitionen durch Kredite), passen die politischen Schlussfolgerungen nicht zu der Welt, in der wir leben.

European Parliament Strasbourg Hemicycle - Diliff
Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Straßburg

Finanzmärkte treiben unsere Wirtschaft nicht an, sondern Staatsausgaben. Der Draghi-Bericht schweigt sich allerdings ziemlich über Staatsausgaben aus. Die Rolle der Gesamtnachfrage in der Ökonomie wird nicht berücksichtigt.

Die Vorstellung, dass eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit das Hauptanliegen der Wirtschafts-politik sein sollte, ist meiner Ansicht nach falsch. Die Wirtschaftspolitik sollte sich um eine nachhaltige Wirtschaft, Vollbeschäftigung und Preisstabilität drehen. Steigende Produktivität wird die Folge sein.“

Der Ökonom Dirk Ehnts auf X

Heiner Flassbeck: Die FAZ und die staatlichen Schulden

„Die FAZ ist eine ehrwürdige Zeitung. Immer bieder, immer konservativ, bloß keine Experimente. Schul-den sind das Gegenteil der FAZ: nicht bieder, nicht konservativ, gefährlich, weil man nie weiß, wie es endet.

FAZ-Building-2005-Ffm-2-b
Frankfurter Allgemeine Zeitung Verlagsgebäude, Hellerhofstr. 2-4, Frankfurt am Main 2005

Wenn dann auch noch der Staat die Schulden macht, ist es doppelt gefährlich, weil man ja weiß, wie unseriös die Beamten und Politiker mit Geld umgehen.

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Die Einschätzung, Griechenland sei ein „erstaunlicher Erfolg“ gewesen ist unglaubwürdig

Die Financial Times veröffentlichte am 12. Dezember einen Artikel mit dem Titel „The astonishing success of Eurozone bailouts“ (Der erstaunliche Erfolg der Rettungspakete für die Eurozone) – der die Bedeutung von englischen Wörtern wie „Erfolg“ im Grunde neu definiert.

Γριάζδανη
Die griechische Flagge über einem Bergdorf

Anscheinend ist Griechenland jetzt eine erfolgreiche Wirtschaft, und dieser Erfolg ist auf die Rettungs-pakete der Troika im Jahr 2015 und die Verhängung harter Sparmaßnahmen zurückzuführen. Die Daten stützen diese Einschätzung aber leider nicht.

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