Und wieder einmal: Say’s Law – Der große Irrglaube der Angebotstheoretiker

„Die kommenden Jahre sind von erheblichen Heraus­forderungen gekennzeichnet, die die gesamtwirt­schaftliche Entwicklung Deutschlands prägen werden. Dazu zählen vor allem die demografische Entwick­lung, geopolitische Verschiebungen sowie die Dekarboni­sierung. Zugleich liegen in neuen Technologien und in der Transformation hin zur Klimaneutralität perspektivisch erhebliche Chancen, die es klug zu nutzen gilt.

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Robert Habeck auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Partei
Bündnis 90/Die Grünen 2024 in Wiesbaden

Die Bundesregierung greift in ihren aktuellen Berichten zur Finanz­- und Wirtschaftspolitik, wie etwa dem Jahreswirt­schaftsbericht, den Begriff der Angebotspolitik auf und knüpft damit bewusst an eine über Jahrzehnte geführte Diskussion zur Ausrichtung der makroökonomischen Rah­menbedingungen an. Hierbei geht es nicht um eine Ver­engung der Wirtschaftspolitik auf Angebotspolitik, sondern um eine zeitgemäße Interpretation angebotspolitischen Denkens im Sinne einer Sozial-ökologischen Marktwirt­schaft.“ – aus BMWK: Zeit für eine transformative Angebotspolitik

Angesichts der aktuellen Rezession und der bedrohlichen Entwicklungen um Thyssenkrupp fallen mir wieder jede Menge Gründe ein, warum eine Angebotspolitik, auch wenn sie „transformativ“ sein soll, nicht weiterhelfen kann.

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Economic History: Kreditmechanik – Ein Vorläufer der aktuellen Debatte um die Geldmenge

Die Kreditmechanik und verwandte Ansätze wurden bekanntlich in den 1920er und 1960er Jahren von einer Gruppe deutscher Währungsökonomen entwickelt. In diesem Beitrag wird die Analyse der Kredit-mechanik im Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um die Geldmenge bewertet.

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Eingang der Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main

Diese Theorie bezieht sich dabei auf eine einseitige, bankzentrierte Sicht der Geldschöpfung, die heute häufig in der Geldtheorie anzutreffen ist.

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History of Economics: Der dreißigjährige Boom

Kehren wir zurück zum Mayday 1975, dem Ende der festgeschriebenen hohen Provisionen an der New York Stock Exchange und dem Beginn der Deregulierung der Finanzmärkte in den Vereinigten Staaten. Das Aufkommen des Wettbewerbs unter den Wall-Street-Investmentbanken erschien zu dieser Zeit eher wie eine unbedeutende Angelegenheit.

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Die New York Stock Exchange an der Wall Street in New York

Und im Jahr 1977 prägte Lewis Ranieri das Wort „Verbriefungen“, um Salomon Brothers Herausgabe der allerersten Mortgage Backed Securities zu beschreiben. Die Korrekturabteilung beim Wall Street Journal beanstandete damals, dass es ein solches Wort gar nicht gäbe.

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Zinsfehler: Das fundamentale Missverständnis über Reserven und Liquidität

Ein schon etwas älterer Artikel, dessen Kenntnis aber zum Verständnis des globalen Geldsystems auch heute noch unabdingbar ist.


Der „Werkzeugkasten“ der Zentralbanken als Wunsch und Wirklichkeit

„Die Finanzkrise 2007/2008 ist eine bis heute nicht überwundene Krise des globalen Geldsystems, das im Wesentlichen ein unkontrolliertes und unreguliertes Eurodollarsystem ist. Um dieses zentrale Eurodollarsystem kreist insbesondere die amerikanische Zentralbank, die hierfür aber gar kein Mandat hat. Insofern sollte man im Kontext des Eurodollarsystems auch eher von Dezentralbanken sprechen.

Es ist ein zutiefst dysfunktionales System, in dem die Zentralbanken Reserven ohne Sinn und Verstand im Überfluss erzeugt haben – die sogenannten Überschussreserven –, die Sonnenbanken diese Reserven aber wegen faktischer Unmöglichkeit nicht dem globalen Schattenbankensystem zuführen konnten.

Eine schnelle Lösung für dieses Desaster ist nicht zu erwarten; denn dafür fehlt es am ganz grund-sätzlichen Verständnis. Und so wandeln wir sehr wahrscheinlich auch die kommenden 50 Jahre weiterhin im monetären Irrgarten umher; getreu dem Motto: Never change a running system.

Weil unser aktuelles Geldsystem dysfunktional ist, ist eine höhere Staatsverschuldung aktuell der wichtigste Hebel, um die Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zu führen. Wer also weiterhin für einen ausgeglichenen Staatshaushalt plädiert (also de facto alle), der hat – um mal wieder Tucholsky zu bemühen – es einfach nur gut gemeint.“

Makronom: Das Leben des John Maynard K.

„Manche mögen John Maynard Keynes als Tausendsassa ohne klaren Kompass bezeichnen. Und tatsächlich zeichnete ihn eine bemerkenswerte Flexibilität aus – allerdings gepaart mit einer ebenso bemerkenswerten Fixierung auf ein Ziel.

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John Maynard Keynes (links) als Detail eines Wandbildes an der Universität in Malaga, Spanien

Es ist nicht möglich, unsere Sklaverei gegenüber dem Mammon zu beenden, solange wir nicht alle ausreichend reich oder zumindest ausreichend glücklich mit dem sind, was wir haben, so dass wir nur ein Minimum an Zeit arbeiten und den Rest mit viel schöneren und unterhaltsameren Beschäftigungen verbringen können.

Manche mögen ihn als Tausendsassa bezeichnen. Aber in Wahrheit war Keynes ein Mann der Renaissance, und er war der Meinung, dass die Menschheit erst dann frei sein wird, wenn sich jeder ein Leben leisten kann, das dem entspricht, das er zu leben das Glück hatte.“

Lesenswerter Artikel von Branko Milanovic über den Namensgeber des Keynesianismus mit einigen ungewohnten Einsichten zum Wert der Freiheit und den Unterschieden in Keynes Ansichten und denen der Österreicher wie Hayek und von Mises.

Deren Dogmatismus stellt er die Flexibilität von Keynes entgegen, die Ökonomik als Mittel zum Zweck zu sehen. Etwas, was heute neben den Neoliberalen auch die Progressiven oft aus den Augen verlieren.

Ein Artikel von Wynne Godley über den Keynesianismus aus dem Jahr 1984

Es gibt einen schönen Artikel von Wynne Godley aus dem Jahr 1984 mit dem Titel Confusion In Economic Theory And Policy – Is There A Way Out? in dem Buch After Stagflation: Alternative To Economic Decline, herausgegeben von John Cornwall, 1984, in dem er seine Weltanschauung darlegt und erläutert, wie der Keynesianismus funktionieren sollte.

Wynne Godley
Foto des britischen Ökonomen Wynne Godley

Darin spricht er davon, dass der Keynesianismus eine internationale Koordination nicht nur der Fiskal-politik, sondern auch der Steuerung des internationalen Handels erfordert.

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Noch einmal: Über die verlorene Freizeit unseres Lebens

John Maynard Keynes lag schon richtig mit seiner Vorhersage, dass wir weniger arbeiten werden, doch er überschätzte, wie lange dieser Trend tatsächlich anhalten würde.

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Freizeit-Vergnügen im Garten

„Drei Stunden am Tag sind genug“, schrieb Keynes 1930 in seinem Essay „Economic Possibilities for our Grandchildren“ (dt.: Die wirtschaftlichen Möglichkeiten für unsere Enkelkinder).

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„Neukeynesianische“ Arbeitslosigkeit – im Grunde ein bezahlter Urlaub!

Franco Modigliani witzelte bekanntermaßen, er glaube nicht, dass die Arbeitslosigkeit während der Großen Depression in einem Wirtschaftsmodell als „plötzlicher Anfall ansteckender Faulheit“ beschrieben werden sollte.

Unemployed men queued outside a depression soup kitchen opened in Chicago by Al Capone, 02-1931 - NARA - 541927
Arbeitslose Männer stehen Schlange vor einer kostenlosen Suppenküche in Chicago, 1931

In den letzten dreißig Jahren haben wir darüber diskutiert, ob wir klassische reale Konjunkturzyklus-modelle (RBC) oder ihre nahen Verwandten, moderne neukeynesianische (NK) Modelle, zur Beschrei-bung von Rezessionen verwenden sollten.

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Die Freihandelstheorie entspricht nicht der Realität

In den letzten 90 Jahren haben die Vereinigten Staaten den Freihandel betrieben und befürwortet.

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Der britische Ökonom David Riccardo

In den letzten 60 dieser 90 Jahre haben amerikanische Arbeiter und andere Betroffene beobachtet, wie Amerika hochbezahlte Arbeitsplätze an Importe verloren hat und sich gefragt: Kann das wirklich gut für die amerikanische Wirtschaft sein?

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Long Read: Die Theorien der Wirtschaftskrisen

Die theoretischen Ansätze zur Analyse von Krisen haben gegensätzliche Vorstellungen von der Funktionsweise der Ökonomie.

2007-2009 World Financial Crisis
Von der Weltfinanzkrise 2007-2008 betroffene Staaten

Es gibt unterschiedliche Verständnisse von Wirtschaftskrisen. Ihre Unterscheidung ist für eine geordnete Debatte unerlässlich, sowohl für die Interpretation von Krisensituationen als auch für die Beurteilung möglicher wirtschaftspolitischer Interventionen.

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