Economic History: Die falsche Erinnerung an die Inflation in der Weimarer Republik

Die historischen Wurzeln des geldpolitischen Diskurses in Deutschland sollten richtig und historisch korrekt zugeordnet werden:

Unemployment weimar
Arbeitslosigkeit während der Weimarer Republik

Viele Deutsche stehen der Geldpolitik der EZB der letzten Jahre sehr skeptisch gegenüber. Um diese Skepsis zu erklären, verweisen Experten häufig auf die kollektive Erinnerung an die Hyperinflation in den frühen 1920er Jahren in Deutschland.

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Sie haben keine Ahnung von Ökonomie – doch das ist keine Schande

„Wussten Sie, dass der Regierung nie das Geld ausgehen kann, dass die Steuern ihre Ausgaben nicht finanzieren, dass die Staatsverschuldung keine Schuld ist und dass das Drucken von Geld keine Inflation verursacht? Wahrscheinlich nicht, denn ihre Eltern, Lehrer, Politiker und Lieblingsjournalisten haben Ihnen immer das Gegenteil erzählt.


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Die meiste Zeit meines Lebens wusste ich beides nicht. Ich habe zwei Doktortitel, und wenn einer von ihnen Wirtschaftswissenschaften wäre, er würde nicht helfen. Die einzigen Menschen, die wissen, wie die Staatsfinanzen funktionieren sind die Zentralbanker (die es Ihnen nicht verraten werden), Trader mit praktischer Erfahrung mit dem Versagen wirtschaftlicher Normen…

Alle anderen, von den Ökonomen der New York Times bis hin zu den Führern der beiden großen Parteien, bekräftigen gängige Unwahrheiten, was vielleicht der Grund dafür ist, dass die Ökonomie brutal ausfällt und alle zehn Jahre zusammenbricht. Einige dieser Experten lügen, andere wollen das Boot nicht ins Wanken bringen oder ihre Karriere gefährden, aber die meisten haben keine Ahnung.“

aus You Know Nothing About Economics

Warum Bidenomics „gescheitert“ ist

Dieser Artikel ist zehn Monate alt und zeigt aber trotzdem sehr genau auf, woran Kamala Harris letztendlich gescheitert ist und warum ein „Weiter so“ mit der Politik Bidens im Wahlkampf offenbar keine so gute Idee war:

Kamala Harris and Tim Walz at campaign rally in Glendale, Arizona
Kamala Harris und Tim Walz bei einer Wahlkampfveranstaltung in Glendale, Arizona

Angesichts einer Arbeitslosigkeit von 3,7 Prozent, gegenüber 6,3 Prozent bei Amtsantritt von Präsident Biden, und einer um 1,5 Prozent gestiegenen Erwerbsbeteiligung im gleichen Zeitraum ist es schwer vorstellbar, dass die amerikanische Arbeiterschaft von der Finanzpolitik des Präsidenten benachteiligt wurde.

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Das deutsche Unterbewertungsregime unter Bretton Woods

Zur Erklärung der derzeitigen Wirtschaftskrise in unserem Land ein Paper aus 2019, mehr als aktuell:

„Deutschland ist ein Unterbewertungsregime, ein Regime, das das wirtschaftliche Verhalten in Richtung einer Verschlechterung des realen Wechselkurses und damit in Richtung Exportüberschüsse lenkt.

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Wörgl (AT), Steinplatte über das Abkommen von Bretton Woods als „Meilenstein“ im Pflaster

Dieses Regime hatte die Eurozone an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Aber es ist viel älter als der Euro. Es wurde während der Bretton-Woods-Jahre etabliert und hat alle nachfolgenden europä-ischen Währungsordnungen überlebt.

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Noch einmal: Wie Ungleichheit zu neuem industriellen Feudalismus führt

In einer Gesellschaft, in der der Besitz von Vermögenswerten unglaublich ungleich verteilt ist, nimmt die soziale Mobilität stark ab.

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Der Feudalismus im Mittelalter

Wir leben in einer Zeit wachsender Ungleichheit und Unsicherheit über zukünftigen Wohlstand sowie Angst um Beschäftigung und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten.

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Economic History: Der IWF in Aktion – Das Beispiel Argentinien

Wenn man die derzeitige Entwicklung in Argentinien und die wirtschaftliche Radikalisierung durch die Regierung Milei besser verstehen will hilft ein Blick in die Geschichte des Landes und seiner Ver-quickung mit globalen Organisationen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF).

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Argentiniens Präsident Fernando De la Rúa (rechts) 1999 mit seinem Vorgänger Carlos Menem

Argentinien eignet sich besonders als Beispiel für die Folgen der IWF-Politik, da das Land lange als „Musterschüler“ des Fonds galt und Anfang der neunziger Jahre als Vorzeigebeispiel für die Wirk-samkeit der Strukturanpassungsprogramme diente.

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Die Hyperinflation in der Weimarer Republik aus der Perspektive der modernen Geldtheorie (MMT)

Die Hyperinflation in der Weimarer Republik 1922-23 ist zum Paradebeispiel für die Mainstream-Ökonomen – und insbesondere die Monetaristen – geworden, wenn es darum geht, die Vorteile einer Beschränkung der Regierungen durch die Regeln einer „soliden Finanzwirtschaft“ darzustellen.

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Stapel mit gebündelten Geldscheinen in einer Berliner Bank 1923

Ihre Darstellung geht davon aus, dass Regierungen von Natur aus dazu neigen über ihre Verhältnisse zu leben und dass die Inflation, wenn man sie ihrem verschwenderischen Treiben überlässt „außer Kon-trolle gerät“ und zu einer Hyperinflation in Form eines kontinuierlichen, sich beschleunigenden, unauf-haltsamen katastrophalen Zusammenbruchs des Geldwertes führt.

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Zinsfehler: Das fundamentale Missverständnis über Reserven und Liquidität

Ein schon etwas älterer Artikel, dessen Kenntnis aber zum Verständnis des globalen Geldsystems auch heute noch unabdingbar ist.


Der „Werkzeugkasten“ der Zentralbanken als Wunsch und Wirklichkeit

„Die Finanzkrise 2007/2008 ist eine bis heute nicht überwundene Krise des globalen Geldsystems, das im Wesentlichen ein unkontrolliertes und unreguliertes Eurodollarsystem ist. Um dieses zentrale Eurodollarsystem kreist insbesondere die amerikanische Zentralbank, die hierfür aber gar kein Mandat hat. Insofern sollte man im Kontext des Eurodollarsystems auch eher von Dezentralbanken sprechen.

Es ist ein zutiefst dysfunktionales System, in dem die Zentralbanken Reserven ohne Sinn und Verstand im Überfluss erzeugt haben – die sogenannten Überschussreserven –, die Sonnenbanken diese Reserven aber wegen faktischer Unmöglichkeit nicht dem globalen Schattenbankensystem zuführen konnten.

Eine schnelle Lösung für dieses Desaster ist nicht zu erwarten; denn dafür fehlt es am ganz grund-sätzlichen Verständnis. Und so wandeln wir sehr wahrscheinlich auch die kommenden 50 Jahre weiterhin im monetären Irrgarten umher; getreu dem Motto: Never change a running system.

Weil unser aktuelles Geldsystem dysfunktional ist, ist eine höhere Staatsverschuldung aktuell der wichtigste Hebel, um die Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zu führen. Wer also weiterhin für einen ausgeglichenen Staatshaushalt plädiert (also de facto alle), der hat – um mal wieder Tucholsky zu bemühen – es einfach nur gut gemeint.“

Milei, die argentinische Wirtschaftskrise und die sich ausbreitende Katastrophe

Die Bevölkerung Argentiniens leidet. Die Kaufkraft der Menschen, die noch einen Job haben, ist (stark) gesunken und die Arbeitslosigkeit muss sich verdoppelt haben (sie lag im letzten Quartal 2023 bei 5,7 %), wenn sie sich nicht verdreifacht hat.

198 - Buenos Aires - Plaza de la Republica - Janvier 2010
Panorama der Plaza de la República in Buenos Aires, Argentinien

Weniger Staatsausgaben, weniger Konsumausgaben und zweifellos weniger private Investitionen bedeuten, dass Argentinien eine wirtschaftliche Katastrophe erlebt, die das Land für Jahrzehnte belasten wird. Einzelhandelsumsätze (Volumen): Rückgang um rund 20 %, während die Menschen derzeit noch in der Lage sein werden, ihre Ersparnisse zur Aufrechterhaltung ihres Lebensstandards zu verwenden!

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Zum Nachdenken: Das Großkapital in Australien ist so wenig Konkurrenz ausgesetzt wie kaum irgendwo sonst

Bis auf die Mautstraßen fehlt eigentlich nicht viel, und dieser Artikel von John Quiggin aus dem austra-lischen Guardian könnte auch für Deutschland Geltung haben:

ALDI - Conder ACT
Aldi-Filiale in einem Vorort von Canberra, der Hauptstadt von Australien

Supermärkte sind das öffentliche Gesicht der Inflation. Jedes Mal, wenn wir einkaufen gehen, werden wir daran erinnert, dass so gut wie alles mehr kostet als vor der Covid-Pandemie. Und die Shrinkflation, einst subtil und heimtückisch, ist heute mehr als offenkundig geworden.

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