Die „Knocker Uppers“ und der Strukturwandel

Die an der Bristol Corn Exchange angebrachte Uhr hat drei Zeiger… und zwei davon sollen die Minuten anzeigen. Ein Zeiger zeigt die Bristol-Zeit und der andere die von London an.

Da in jenen Jahren die „Ortszeit“ tatsächlich nur von der jeweiligen Stadt bestimmt wurde, wollten Händler beide Zeiten wissen. Bald jedoch, als die Eisenbahn vorhersagbare Fahrpläne brauchten, wurde die Zeit koordiniert.

Zu Hause würde damals eine durchschnittliche Person die Zeit jedoch nicht kennen, weil Uhren zu teuer waren. Es gab keine Wecker, um Menschen rechtzeitig für die Arbeit zu wecken.

Aber es gab eine Lösung, die „Knocker Uppers“. Von den frühen 1800er bis in die 1960er Jahre wurden Menschen bezahlt, um andere Menschen aufzuwecken.

Der Bedarf entwickelte sich erstmals in den Mühlenstädten des 19. Jahrhunderts, wo die Arbeiter ihre Schichten um 6 Uhr (oder früher) begannen. Wenn es aber keine Wecker gab – wie konnte man dann pünktlich aufstehen?

Die Lösung war eine Gruppe von Unternehmern, die Uhren kauften, die sie dann mit den Gebühren finanzierten, die sie für das rechtzeitige Wecken ganzer Viertel bekamen. Als Knocker Uppers wurden diejenigen bezeichnet, die mit Bambusstangen oder gepusteten Erbsen an die Fenster tippten. Niemand klopfte an Türen, weil das Ziel war eine einzelne Person zu wecken, nicht jeden im Haus. Jeder Kunde zahlte mehrere Pence pro Woche für diesen Service.

Ein Mann erklärte dies so: „[Der Knocker Upper] würde auch nicht lange warten, nur drei oder vier Taps und dann wäre er auch schon wieder weg. Wir haben es nie im Hinterhaus gehört, obwohl er meinen Vater vorne geweckt hatte.“

In obigem Video wird erklärt, wie die Knocker Uppers funktioniert haben.

Wie die Knocker Uppers gibt es auch eine ganze Reihe anderer Jobs heute nicht mehr. Bowlingbahnen brauchten früher Pinsetter zum Aufstellen der Kegel und unsere Aufzüge und Telefonanlagen wurden per Hand von Operatoren betrieben. Zu Hause, lange bevor es den modernen Kühlschrank gab, wurde unser Eis mehrmals pro Woche angeliefert.

Als Ökonomen würden wir so etwas Strukturwandel nennen. Unter Bezugnahme auf neue Produktionsfaktoren verändert der Strukturwandel unsere Arbeit und unser Kapital. Er erfordert dabei neue Fähigkeiten und neue Technologien.

Ich denke, wir könnten sogar sagen, dass der Strukturwandel die Knocker Uppers erst geschaffen und dann wieder beseitigt hat, als sie durch die neue Technik nicht mehr benötigt wurden.

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages der amerikanischen Ökonomin Elaine Schwartz)