Wilhelm Lautenbach über verstärktes „Sparen“ und seine fatalen Folgen

…Wir wollen einmal unterstellen, eine Wirtschaft befände sich auf mäßigem Beschäftigungsniveau im Gleichgewicht und nunmehr veranlasste irgendein äußerer Umstand die Angehörigen dieser Wirtschaft, sich im Verbrauch mehr zu beschränken, ohne daß sich im Warenangebot oder im Einkommen bis dahin schon etwas geändert habe.

Unterstellen wir, die Einkommenbezieher würden durch eine wirkungsvolle Propaganda veranlaßt, weniger auszugeben und mehr zu sparen! So etwas wäre zwar ein Schildbürgerstreich, aber durchaus nicht außer dem Bereich der Möglichkeit.

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Takahashi Korekiyo – der japanische Keynes

Um fünf Uhr morgens am 26. Februar 1936 brachen rebellierende Soldaten im Schneetreiben die Türen des Hauses des japanischen Finanzministers Takahashi Korekiyo in Tokio auf. Zwei ihrer Offiziere gingen in den Raum, in dem Takahashi schlief und ermordeten ihn mit mehreren Pistolenschüssen. Anschließend wurde sein Körper von den Soldaten unter „Verräter“-Rufen förmlich zerhackt.

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Japanische 50-Yen-Banknote aus den 1950er Jahren mit dem Porträt von Takahashi Korekiyo

So endete das Leben eines der damals populärsten und beliebtesten Politikers und Ökonomen der japanischen Vorkriegsära. Einer seiner Mörder sagte später vor Gericht aus, er hätte sterben müssen, weil er eine radikal andere Wirtschafts-, Außen- und Militärpolitik als die japanische Armee befürwortete.

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Keynes über Menschen, deren Verstand durch Unsinn verwirrt wurde

Die konservative Überzeugung, dass es ein Gesetz der Natur gibt, welches verhindert, dass Menschen eingestellt werden, dass es „unvorsichtig“ ist, Menschen zu beschäftigen, und dass es finanziell „gesund“ sei, etwa ein Zehntel der Bevölkerung auf unbestimmte Zeit in Untätigkeit zu halten, ist unglaublich verrückt.

Keynes Low

Eben die Art von Dingen, die eigentlich niemand glauben kann, dessen Kopf nicht Jahr für Jahr mit Absurditäten vernebelt wurde…

Unsere Hauptaufgabe wird es daher sein, den Instinkt des Lesers zu bestätigen, dass das, was sinnvoll erscheint auch sinnvoll ist, und das was wie Unsinn erscheint auch Unsinn ist.

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Das Problem mit den Elterntaxis – und die Analogie zu den gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen

Sein Kind in die Schule zu fahren ist gefährlicher, als es selbst gehen zu lassen. Eine wissenschaftliche Studie im Auftrag des ADAC zeigt: Auch die Kinder vor der Schule sind in Gefahr, wenn Eltern ihre Kleinen bis vor die Schultüre fahren.

Zitat aus einer vom ADAC beauftragten Studie

Barn i trafikken, Karin Beate Nosterud

Immer mehr wird demnach der elterliche Begleitverkehr, hauptsächlich mit dem PKW bis möglichst vor das Schultor, zu einem eminenten Sicherheitsrisiko und auch einer gesellschaftlichen Frage.

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Der dreißigjährige Boom

Gehen wir zurück zum Mayday 1975, dem Ende der festgeschriebenen hohen Provisionen an der New York Stock Exchange und dem Beginn der Deregulierung der Finanzmärkte in den Vereinigten Staaten. Das Aufkommen des Wettbewerbs unter den Wall-Street-Investmentbanken erschien zu dieser Zeit eher wie eine unbedeutende Angelegenheit.

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Die New York Stock Exchange an der Wall Street in New York

Doch genauso war es auch im folgenden Jahr mit einem „Offenen Brief an die Hobbyisten“ über Software-Piraterie von einem College-Aussteiger namens Bill Gates („Wer kann es sich leisten professionelle Arbeit für nichts zu tun?“).

Mao Zedong starb im September 1976; nach einem kurzen Kampf hinter den Kulissen übernahm eine neue Führung in China. Zwei Jahre später verkündete Deng Xiaoping den Beginn seiner Reform- und Öffnungspolitik.

Und im Jahr 1977 prägte Lewis Ranieri das Wort „Verbriefungen“, um Salomon Brothers Herausgabe der allerersten Mortgage Backed Securities zu beschreiben. Die Korrekturabteilung beim Wall Street Journal beanstandete damals, dass es ein solches Wort nicht gäbe.

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Die Belohnungen fürs harte Arbeiten sind zu groß für Keynes‘ Visionen

Der berühmte Ökonom lag richtig mit seiner Annahme, dass es uns heute besser geht als den Menschen in seiner Epoche, doch nur auf Kosten unserer Freizeit. Lange Arbeitszeiten zahlen sich in finanzieller Hinsicht aus, bedeuten aber auch, dass wir weniger Zeit für sonstige Beschäftigungen haben.

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John Maynard Keynes im Jahre 1933

Sollte Keynes nun auf die heutige Situation herabschauen – er würde sicherlich auch einen guten Schutzengel für Wirtschaftswissenschaftler abgeben – dann würde er den Autor dieser Zeilen sicherlich fragen, warum er überhaupt diesen Artikel schreibt anstatt im Liegestuhl am Pool zu sitzen.

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Die beiden größten Fehler der ökonomischen Politik, über die John Maynard Keynes heute enttäuscht wäre

Der Keynes-Biograph Robert Skidelsky in einem Interview über die möglichen Gedanken des großen Ökonomen zu den Irrtümern der heutigen Wirtschaftswissenschaften:

Skidelsky, Morel, IEIS conference «The Politics of Virtue, the crisis of liberalism and the post-liberal future»

Zunächst wäre [Keynes] wohl frustriert aufgrund des Mangels an getroffenen Vorkehrungen, um einen enormen finanziellen Absturz, wie wir ihn im Jahr 2008 erlebten, zu verhindern. Zweitens glaubt Herr Skidelsky, dass Keynes nicht glücklich über die getroffenen politischen Maßnahmen nach dem Crash sein würde. Keynes hätte eine „tragfähigere Antwort“ haben wollen…

Julie Verhage über Skidelskys Gedanken in einem Artikel auf Bloomberg.com

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„Solide Finanzen“ – ein Kennzeichen hartnäckiger Ignoranz

Zu vielen konservativen und neoliberalen Politikern und Ökonomen scheint heute erneut ein Gespenst in den Vereinigten Staaten und Europa umzugehen – Regierungen verfolgen keynesianische Ideen, um eine Politik der Erhöhung der effektiven Nachfrage und der Förderung der Beschäftigung zu erreichen.

Michal Kalecki

Zu den beliebtesten Argumenten, um diese „Keynesophobics“ zu bekämpfen, gehören das Argument des „Vertrauens“ (siehe auch Die unsägliche Vertrauens-Fee) sowie die Lehre von den „Soliden Finanzen“.

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Das Konzept der Opportunitätskosten

Bedenke, dass Zeit Geld ist; wer täglich zehn Schillinge durch seine Arbeit erwerben könnte und den halben Tag spazieren geht oder auf seinem Zimmer faulenzt, der darf, auch wenn er nur sechs Pence für sein Vergnügen ausgibt, nicht dies allein berechnen, er hat neben dem noch fünf Schillinge ausgegeben oder vielmehr weggeworfen.

Benjamin Franklin, Advice to a Young Tradesman, 1748

Zwei Wege trennten sich in einem Wald, und ich-
ich nahm den, auf dem nur wenige reisten,
Und das allein hat alles verändert.

Robert Frost, The Road Not Taken, 1916

Joint production possibilities in the Robinson Crusoe Economy
Gemeinsame Produktionsmöglichkeiten von Crusoe und Freitag in der Robinson-Crusoe-Wirtschaft

Was sind Opportunitätskosten?
Ökonomen sind berühmt dafür, untereinander uneins zu sein. Keynesianer diskutieren mit Monetaristen über Fiskalpolitik. Mitglieder der Chicago School, einschließlich einer Reihe von „Nobelpreisträgern“ befürworten ungehinderte freie Märkte, während das Argument für staatliche Eingriffe in die Wirtschaft von Ökonomen wie Paul Krugman, Amartya Sen und Joseph Stiglitz verfochten wird, die ebenfalls alle diesen Preis erhalten haben.

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Strukturreformen in Griechenland – ohne die nötige Vollbeschäftigung das falsche Mittel

Seit Wochen bestimmt nun schon der Disput um die Schulden Griechenlands und mögliche Lösungsformen für dieses Problem die öffentliche Diskussion in Europa und natürlich auch in Deutschland.

Panoramic skies over Oia Santorini island (Thira), Greece
Der blaue Himmel über Santorin, Griechenland

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