Ed Yardenis Illusion vom „Mythos der Lohnstagnation“

(eigene Übersetzung eines Artikels von The Bonddad Blog)

Dr. Ed Yardeni hat mit dem Titel „Mythos Lohnstagnation“ vor einiger Zeit ein paar Clicks auf seinen Blog gelockt. Yardeni gilt eigentlich als ein hoch angesehener Finanzmarkt-analyst, aber eine solche Argumentation ist einfach nur noch traurig.

Entwicklung der amerikanischen Durchschnittseinkommen und Medianlöhne

Vergleich von Durchschnittseinkommen und realen Medianlöhnen (blau) in den USA

Er schreibt:

Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass die Realeinkommen seit vielen Jahren stagnieren. Basierend auf den realen Medianeinkommen der Haushalte mag das zwar offensichtlich stimmen, [aber]…

Die Vergütung vor Steuern pro Mitarbeiter (einschließlich der Löhne, Gehälter und sonstige Zulagen) ist … bis zu 16,8% seit Beginn des Jahres 2000 gestiegen.

Die realen Löhne und Gehälter als das persönliche Einkommen sind… bis zu 14,6% seit Beginn des Jahres 2000 gewachsen.

Die realen durchschnittlichen Stundenlöhne von Arbeitnehmern in der Produktion und nichtleitenden Angestellten haben um… 13,4% seit Beginn des Jahres 2000 zugenommen.

In erster Linie startet er wie so viele andere damit, Löhne und Einkommen zu verwechseln und zu vermischen, und baut damit einen Popanz auf.

Nein, Dr. Ed, die Tatsache der Lohnstagnation basiert nicht auf den Einkommens-statistiken, sondern auf der Entwicklung der Löhne und Gehälter. Um Ihnen diesen Sachverhalt näherzubringen, verweise ich auf einen früheren Beitrag über sieben Unterschiede bei der Ermittlung von Einkommen und Gehältern, den ich bereits im August veröffentlicht hatte.

Zweitens ist zu beachten, dass alle von Yardeni angeführten Werte das Durchschnitts- oder Pro-Kopf-Einkommen, aber nicht das Median- oder Mittlere Einkommen, betreffen.

Sie erinnern sich sicherlich an den alten Spruch über Bill Gates, der in eine Bar kommt und damit das durchschnittliche Vermögen des Wirtes auf 1 Milliarde Dollar erhöht. Das ist genau das, was Yardeni tut. Wenn Sie stattdessen richtigerweise nur den Median berücksichtigen, so ist die Lohnstagnation unübersehbar und unglaublich offensichtlich.

Der einzige von ihm zitierte Wert, der in etwa dem Median entsprechen könnte („die reale Vergütung vor Steuern“), beinhaltet auch „sonstige Zulagen“. Ob es sich dabei um Tantiemen, Management-Boni oder z. B. gesundheitliche Vorteile und Rückerstattungen oder Boni-Programme von Krankenkassen handelt, man kann sie kaum als Gegenbeweise gelten lassen.

Wir wissen heute, dass die Gesundheitskosten seit mehreren Jahrzehnten stark gestiegen sind. Dass es Unternehmen gibt, die davon enorm profitiert haben, und dies auch an ihre Mitarbeiter weitergeben, hat aber definitiv nichts mit tatsächlichen Löhnen zu tun.

Dass aber einer der führenden Wall-Street-Analysten so blind ist und diese unglaublich offensichtlichen Beweise übersieht, ist leider das eigentlich Schockierende.