UPDATE: Der Zusammenhang zwischen der Eurokrise und der Agenda 2010

Vor fast genau sieben Jahren mein erster eigener Beitrag zum Thema Makroökonomie:

Ich versuche einmal, den Zusammenhang der Agenda 2010 zu dem entscheidenden Geburtsfehler der Eurozone entsprechend meinem Kenntnisstand etwas aufzudröseln…

Ausgewählte Leistungsbilanzsalden relativ zum BIP in der Eurozone (1997-2010)
Ausgewählte Leistungsbilanzsalden relativ zum BIP in der Eurozone (1997-2010)

Wenn Deutschland diese Reformen als ein Land mit einer eigenen Währung beschlossen hätte, so bliebe uns tatsächlich heute in der Beurteilung der Richtigkeit eigentlich nur die Diskussion darüber, ob für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit hauptsächlich der Binnenmarkt oder der Export wichtiger ist.

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Die Ursprünge anhaltender Ungleichgewichte in der Leistungsbilanz nach Bretton Woods

Warum weisen einige Länder anhaltende Leistungsbilanzüberschüsse auf? Warum haben andere oft über Jahrzehnte hinweg Defizite, die zu dauerhaften globalen Ungleichgewichten führen?

Cumulative Current Account Balance
Kumulierte Leistungsbilanzsalden von 1980 bis 2008:
grün = positiv, rot = negativ, grau = keine Daten

Solche anhaltenden Ungleichgewichte sind die Wurzel vieler Finanzkrisen und eine Hauptursache für internationale Wirtschaftskonflikte. Wir fanden heraus, dass Unterschiede in den Lohnverhandlungs-institutionen einen großen Teil der Ungleichgewichte durch ihre Auswirkungen auf die Handelsbilanz erklären.

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„Wirtschaftsverbände wollen sich wichtigmachen“

Leiden wir unter Fachkräftemangel?

Niemand behauptet ernsthaft, dass es einen flächendeckenden Fach-kräftemangel in Deutschland gibt. Das würde ich auch für Berlin und Brandenburg verneinen. Natürlich gibt es Engpässe, aber die unter-scheiden sich nach Berufen und Regionen. Einen Fachkräftemangel haben wir zum Beispiel in der Pflege oder bei den Lehrern.

Betonierung der Tunneldecke im Bereich Betriebsstation Garmischer Strasse
Tunnelbauarbeiten in München 2010

Aber die Wirtschaftsverbände sprechen doch von Millionen unbesetzten Stellen in ganz Deutschland…

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Thomas Piketty: Soziale Ungleichheit weltweit gewachsen

Der französische Starökonom Thomas Piketty prangert laut einem ZEIT-Artikel diesen Trend auch in Deutschland an.

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Thomas Piketty 2014 in Paris

Mitschuldig seien auch die Privatisierungen durch den Staat, von denen fast ausschließlich nur die bereits Begüterten profitiert hätten. Für die untere Hälfte der Verdiener dagegen lägen die Löhne inflationsbereinigt heute unter denen von vor zwanzig Jahren.

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Da schau her: BDI-Chef Dieter Kempf kritisiert Deutschlands Exportüberschuss

Unsere Waren sind besser: So verteidigten Wirtschaftsvertreter bislang den deutschen Handelsüberschuss. Nun fordert BDI-Präsident Kempf jedoch, die Deutschen sollten sich bei dem Thema „ehrlich machen“.

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BDI-Chef Prof. Dieter Kempf beim Tag der Deutschen Industrie 2017


„Wir Deutschen sollten uns hier ein bisschen ehrlich machen“, sagte Kempf der „Süddeutschen Zeitung“. „Handelsbilanzen müssen nicht immer ausgeglichen sein. Aber wenn ein Land dauerhaft extrem hohe Überschüsse ausweist, dann muss es sich auch einmal fragen, was es selbst dazu beitragen kann, dass die Sache nicht aus dem Ruder läuft.“

Kempfs Aussagen widersprechen den gängigen Äußerungen deutscher Wirtschaftsvertreter zum Thema. Demnach sind Deutschlands hohe Überschüsse allein Folge besonders wettbewerbsfähiger Produkte. Mit diesem Argument wurde auch Kritik von US-Präsident Donald Trump zurückgewiesen. Er kritisierte das Ungleichgewicht seit Beginn seiner Amtszeit als „unfair“ und hat mit Strafzöllen gedroht.

aus Spiegel-Online

Tja, wenn der größte Exportmarkt plötzlich unsicher wird, kommen auch der deutschen Industrie völlig neue Einsichten. Besonders interessant ist aber auch der letzte Absatz des Artikels:

Kempf schloss auch eine Angleichung der Importzölle auf Autos in den USA und der EU nicht aus. Bisher verlangen die Europäer eine Einfuhrabgabe von zehn Prozent auf amerikanische Wagen, während die USA umgekehrt nur 2,5 Prozent fordern.

Und Trump wagt es da doch tatsächlich mit Strafzöllen zu drohen, unglaublich so was!

Was bei den neuen Erkenntnissen des BDI-Chefs noch fehlt, ist die Lösungsmöglichkeit für den Abbau des Handelsüberschusses via Löhne und Lohnstückkosten, wie nicht nur hier im Blog schon oft gefordert wurde.

Na, was nicht ist, kann ja noch kommen…

Mehr Deutsche als jemals zuvor sind ernsthaft in Gefahr arm zu werden

Wie schlecht es der Eurozone geht, wird in der Regel zuerst mit Bezug auf Griechenland, dann Spanien, dann Italien und Portugal illustriert, den schwächsten Gliedern in der Kette der Mitgliedstaaten. Ganz zu schweigen von Zypern, Finnland und einigen mehr.

Diw logo 2010
Logo des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)

Doch es gibt noch eine andere Art, die gleiche Fragestellung zu betrachten, indem man sich auf das vermeintlich stärkste Land in der Währungsunion konzentriert – Deutschland. Ein neuer Bericht des DIW Berlin (freigegeben am 5. Juli 2017) – „Einkommensschichten und Erwerbsformen seit 1995“, der nur in deutscher Sprache verfügbar ist, erzählt eine düstere, wenn nicht gar trostlose Geschichte darüber, was in dem angeblichen Powerhouse der Eurozone in den letzten 18 Jahren geschehen ist.

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Update: Grundlage der Eurokrise – der reale innere Wert einer Währung und seine Konsequenzen für die EU

Auch wenn die Eurokrise, seit nunmehr fast sieben acht Jahren ungelöst, ein wenig aus den politischen Schlagzeilen verschwunden ist, steht vor allem Griechenland immer noch im Fokus der Kritik:

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5-Euro-Banknoten

Korruption, ein enorm aufgeblähter Staatsapparat, zu spendable Politiker, aber auch die angeblich „zu faulen“ Griechen selbst werden oft als Gründe für den Ausbruch der Krise angeführt. Ebenso geht das Aufrechnen von moralischer Schuld und (Geld-)Schulden ungehemmt weiter.

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ZEIT online: Die deutschen Unternehmen freuen sich über den neuen französischen Präsidenten

2014.11.17 Emmanuel Macron Ministre de l economie de lindustrie et du numerique at Bercy for Global Entrepreneurship Week (7eme CAE conference annuelle des entrepreneurs)
Emmanuel Macron (2014)

Die deutsche Wirtschaft wünscht sich vom neuen französischen Präsidenten den Mut zu einem politischen Umbau im Nachbarland. „Wenn sich der Reformstau in Frankreich in den kommenden Jahren auflösen würde, wäre das ein ermutigendes Signal für die wirtschaftliche Entwicklung Europas, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer.
ZEIT Online – Deutsche Wirtschaft hofft auf Reformen

Ein paar Anmerkungen hierzu aus dem Netz:

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35 Jahre falscher Wirtschaftspolitik anhand einer Grafik erklärt


Seit 1982 blieben die Löhne in Deutschland fast durchweg hinter der Produktivität zurück, die Auswirkungen der Agenda 2010 verstärkten diesen Trend später noch. Keine Bundes-regierung hat seitdem aktiv gegen diese Entwicklung gearbeitet. Schon unter Helmut Kohl (Kabinette Kohl I bis V) ging es vielmehr hauptsächlich darum, mit den Gewerkschaften möglichst „moderate“ Lohnsteigerungen auszuhandeln bzw. die „Produktivität für die Schaffung von Arbeitsplätzen zu reservieren“.

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OXI-Blog: Eurozone – kann die überhaupt funktionieren?

When Greece falls

…Es gehört zur politischen Tragik der SPD, dass sie bis heute nicht verstanden hat, dass ausgerechnet Schröders Regierung die aktuelle schwere Krise der Eurozone mit ihrer Politik vorbereitet und verstärkt hat:

Denn entscheidend für die schwere Krise sind die gravierend wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Euro-Ländern [eigene Anmerkung: eher die unterschiedliche Entwicklung der nationalen Lohnstückkosten] – die Politik der Schröder-Regierungen hat diese Unterschiede noch vergrößert.

Insofern ist es absurd, die aufgrund von Lohnzurückhaltung, gar Lohnsenkungen gestiegene Wettbewerbsposition Deutschlands als Erfolg der Regierung Schröder zu verstehen. Im Gegenteil hat sie damit die Zukunft des Euro aufs Spiel gesetzt.

OXI-Blog – Wirtschaft für Gesellschaft