Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 11: Wertpapierkäufe und Bankenliquidität

In diesem Beitrag geht es um die Auswirkungen, die bestimmte Umdispositionen der Sparer auf die Bestände an Bankeinlagen haben. Legen nämlich diese Sparer ihre Vermögen, die als Scheck- oder Sparguthaben bei den Banken hinterlegt sind, in Wertpapieren an oder geben sie als Kredite heraus, so reduziert sich damit das Kreditvolumen der Banken.

Frankfurt Am Main-Neue Boerse von Suedosten-20120222

Bemerkenswert ist es nach Wilhelm Lautenbach dabei, dass durch solche Vorgänge keinerlei Veränderungen bei den laufenden Ersparnissen eintreten, stattdessen sich aber die Liquidität der Banken verbessert.

Dies geschieht dadurch, dass es zumeist die Bankendebitoren, also die Schuldner der Banken sind, die Wertpapiere verkaufen. Damit nimmt logischerweise das Bankenkreditvolumen ab, die Banken werden also weniger herangezogen, wenn die Bankeinlagen sinken.

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Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 10: Bargeldbedarf, Bankenliquidität und der Zentralbankzins

Nachdem wir im letzten Beitrag die Prinzipien der freien Zinsbildung kennengelernt haben, soll es nun um die Auswirkungen einer Veränderung des Bedarfs an baren Zahlungsmitteln auf die Inanspruchnahme des Bankensystems und demnach auch der Notenbank gehen.

Euro coins and banknotes

Nach Wilhelm Lautenbach hat die Veränderung der Beanspruchung sowohl der Banken als auch der Zentralbank durch die Zunahme oder Abnahme der Bargeldnachfrage hauptsächlich nur technische Bedeutung, wenn sie auf folgenden Gründen basiert:

1. Änderungen in der Kassenhaltung
Diese treten immer dann auf, wenn Private oder Unternehmer mehr Bargeld bei gleichbleibenden Umsätzen und Einnahmen/Einkommen in ihren „Kassen“ zurückhalten. Dazu zählt auch das Geld „im Strumpf“ oder auch „unter dem Kopfkissen“. Eine solche Veränderung kann wirtschaftlich rational und damit durchaus gerechtfertigt erscheinen, wenn man Nachteile und Unbequemlichkeiten einer „knappen“ Kasse vermeiden will.

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Geldpolitik und die säkulare Stagnation

Die Federal Reserve steuert bekanntlich direkt den kurzfristigen Zinssatz. Aber ihre eigentliche Priorität liegt auf der Kontrolle der Inflation sowie der Inflationserwartungen.

Die Kluft zwischen Zielinflation und tatsächlicher Core-PCE-Inflation in den USA

Als Maßstab gilt der Fed, langfristig das Ziel einer 2-prozentigen Inflation zu erreichen, und der bevorzugte Preisindex ist dabei die Kerninflationsrate der privaten Konsum-ausgaben, welche die volatilen Nahrungsmittel-und Energiesektoren ausblendet (in den USA als Core PCE bezeichnet).

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Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 9: Die freie Zinsbildung

In diesem Beitrag soll es nun um die Bildung des Zinssatzes ohne Manipulationen gehen, also darum wie das Steigen oder Sinken des Zinses entsteht. Dazu wenden wir uns den Bankzinsen zu, und da besonders dem Kontokorrentkredit als Beispiel für die Art und Weise, wie der Zins in der praktischen Wirtschaft ermittelt und berechnet wird.

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Die naheliegende Antwort, dass er von dem Diskontsatz der Zentralbank abhängig sei, ist zwar grundsätzlich richtig, soll uns aber hier nicht ausreichen. Es geht mehr um das allgemeine Prinzip, mit dem die Zinsen der Bank vom Diskontsatz der Notenbank abhängen und wie wiederum der Diskontsatz selbst bestimmt wird.

Oder wie es Wilhelm Lautenbach recht treffend formulierte:

Und irgendein solches regulierendes Prinzip muß es ja geben, weil sonst die Willkür herrschte, die das Chaos gebiert.

Lautenbach: Zins, Kredit und Produktion (1952), S. 59

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Säkulare Stagnation und die Vermögensungleichheit

Der amerikanische Ökonom Alvin Hansen führte den Begriff der „säkularen Stagnation“ in den 1930er Jahren ein. Seine Hypothese wurde von Lawrence Summers im November 2013 während einer Konferenz des IWF wieder zur Sprache gebracht.

Lawrence Summers, Davos
Lawrence Summers 2007 in Davos

Summers‘ Rede erzeugte eine heftige Diskussion, und das aus einem gutem Grund. Seiner Ansicht nach war die Große Rezession symptomatisch für ein längerfristiges Problem:
eine nachweisbare, trotz niedriger Realzinsen permanent unzureichende gesamtwirtschaftliche Nachfrage

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Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 8: Lautenbachs Kritik an der klassischen Zinstheorie

Mit den getätigten Schlussfolgerungen aus den ersten sieben Teilen dieser Serie stellte Wilhelm Lautenbach die klassische Zinstheorie fundamental in Frage.

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Die Grundlage seiner Kritik war dabei die Klärung der Behauptung, die klassische Theorie der Bildung und Leistung des Zinses könne für die geschlossene Wirtschaft irgendwelchen Erklärungswert haben.

Nach Lautenbach erklärt die klassische Zinstheorie den Begriff Kapital als sogenannte „vorgetane“ Arbeit, damit sind im weitesten Sinne die durch Arbeit entstandenen Produktionsmittel (Gebäude, Maschinen und Anlagen) gemeint.
Das Kapitalangebot soll dabei von der Gesamtmenge der Ersparnisse bestimmt werden, die auch als ein Vorrat an Mitteln zum Lebensunterhalt (Subsistenzmittel) verstanden werden, die von den Sparern nicht unmittelbar konsumiert wurden.

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Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 7: Die Elemente der Kreditmechanik

Nachdem wir uns in den ersten Teilen dieser Reihe (Teil 1 bis Teil 6) damit beschäftigt haben, welches Investitionsvolumen beschäftigungspolitisch in einer geschlossenen Volkswirtschaft wünschenswert wäre, soll es nun um die Faktoren gehen, die den Kreditbedarf zur Finanzierung eben dieses Volumens beeinflussen.

Geldschöpfung

Volkswirtschaftlicher Kreditbedarf / Finanzierungsbedarf der Unternehmen
Grafik: Wolfgang WALDNER & C.G.BRANDSTETTER

In seinem Werk „Zins, Kredit und Produktion“ (1952) zeigte sich Wilhelm Lautenbach überzeugt davon, dass eine solche Feststellung der Bestimmungsgründe des Kreditbedarfs nur durch die theoretische Konstruktion möglich sei.

Denn selbst wenn man zu einem gegebenen Zeitpunkt im Wege der Bilanzstatistik von sämtlichen Unternehmen eine genaue Statusanalyse über die Vorräte an Betriebsstoffen, liquiden Mitteln sowie ihren Produktionsplanungen und Investitionsabsichten habe, wüßte man doch nicht, wie hoch denn eigentlich ihr Kreditbedarf sei.
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Die Krise der Schwellenländer: das alte Problem mit Carry Trades und flexiblen Wechselkursen

Krise war gestern? Von wegen! Wer die aktuellen Schlagzeilen der letzten Wochen zu den fast panischen Vorgängen in vielen Schwellenländern liest, bekommt wieder einmal vorgeführt, dass die Finanzkrise mitnichten schon vorbei ist:

Aktien: Anleger brauchen in Schwellenländern Nerven | ZEIT ONLINE
Kapitalabflüsse: Die Krise springt auf weitere Schwellenländer über – Devisen & Rohstoffe – FAZ

Euro exchange rate to ZAR
Aufwertung des Euro-Wechselkurses zum Südafrikanischen Rand

Wieder einmal schaut man verwundert auf das Verhalten vieler Anleger. Galten die sogenannten Emerging Markets nicht vor kurzem noch als die Wachstumsregion schlechthin?
Hatte nicht jeder Analyst diese Länder auf dem Schirm, wenn es darum ging, gewinnbringende Anlageformen zu „erschließen“?
Waren die Schwellenländer nicht die Verheißung für jeden Investor, der an der Niedrigzinspolitik der Industriestaaten förmlich verzweifelte?

Doch was ist daraus geworden?
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Deutschland 1999 bis 2004: Die wahre Geschichte vom „kranken Mann“ Europas

„Vom kranken Mann Europas zum Musterknaben“
Immer wieder, wenn auch nur leise Kritik an der deutschen Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte geäußert wird, wenn wieder einmal jemand den deutschen Exportüberschuss kritisiert und in der deutschen Lohnzurückhaltung einen Hauptgrund für die derzeitige Krise der Euroländer sieht, wird sie hervorgeholt:

Stamp Germany 2002 MiNr2234 Euroeinführung
Deutsche Briefmarke zur Euroeinführung

Die Erzählung vom kranken Mann Europas, der sich mit schmerzlichen und ein-schneidenden Reformen fit gemacht und nun dadurch die Rolle der „Wachstums-lokomotive“ in der Europäischen Union übernommen habe.

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Say’s Law: Der große Irrglaube der Angebotstheoretiker

Um zum Wachstum zurückzukehren, brauchen wir eine Angebotspolitik. Diese stimuliert auch die Nachfrage.

François Hollande auf einer Pressekonferenz am 14.01.2014

François Hollande - meeting PS de Besançon (10-04-2012) - 1

Nun ist also passiert, was manche Beobachter seit einiger Zeit erwartet hatten. Mit den obigen Worten kündigte Frankreichs Präsident François Hollande Mitte Januar eine Wende in seiner Wirtschaftspolitik an. Es soll ab jetzt ein unternehmerfreundlicherer Kurs für mehr Wachstum sorgen und die Arbeitslosigkeit senken:
Frankreichs Präsident: Hollande entlastet Arbeitgeber um 30 Milliarden Euro
Die Konzentration auf eine wirtschaftsfreundliche Politik soll demnach also auch die Nachfrage anregen.

Woher kennen wir aber diesen Satz?

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