Mehr über den Kollaps der Beschäftigung in Kansas

Mal wieder ein Blick auf das republikanische Experiment in Kansas:


Abbildung 1: zivile Erwerbstätige (blau) und nicht-landwirtschaftliche Lohnbeschäftigung (rot) in Kansas, in 100.000, saisonbereinigt, Rezessionsphasen grau hinterlegt, Quelle: BLS und NBER

Beachtlich ist, dass die Unternehmensreihe der Lohnbeschäftigung (rot) sich nun nicht nur unterhalb ihres jüngsten Höhepunkts befindet, sondern auch die Spitze in der letzten Rezession -wenn auch nur knapp- unterschreitet. Der Kontrast zur nationalen Performance wird in diesem Beitrag gezeigt.

Die etwas breiter gefasste Serie über sämtliche Haushalte (blau), die auch die Beschäftigung im Agrarbereich umfasst, liegt ebenfalls unter dem Höchststand während der letzten nationalen Rezession nach der Definition der NBR. Wenn man bedenkt, dass im Jahr 2015 die Bevölkerung von Kansas um etwa 3,7% größer war als 2008, dann ist dies schon eine wirklich bemerkenswerte Leistung, die eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des amerikanischen Ökonomen Menzie Chinn)

PS: Noch mehr dazu in diesem Beitrag: The Kansas Economy: Three Pictures

Wilhelm Lautenbachs Kritik der „klassischen“ Zinstheorie

[Die klassische Zinstheorie] erklärt oder umschreibt [den Begriff Kapital] als vorgetane Arbeit; das Kapitalangebot soll durch die Ersparnisse bestimmt sein, die zuweilen noch als vorgetane Arbeit in Gestalt eines Vorrats von Subsistenzmitteln aufgefasst werden, auf deren unmittelbaren Konsum die Sparer verzichtet haben.

Euromünzen und Scheine
Euromünzen und -scheine

Jedenfalls ist nach dieser Auffassung immer ein bestimmter Fonds von Ersparnissen gegeben, und durch den Zins soll die Kapitalverwendung auf den Betrag dieses Sparfonds beschränkt werden. Der Logik des theoretischen Systems entspräche es, das Sparen selber als eine Funktion des Zinses aufzufassen.

Weiterlesen…

Richard Koo: das Sparparadoxon war bis zur industriellen Revolution die eigentliche Regel

Wenn man in der Geschichte weiter (als allgemein üblich) zurückblickt, kann man feststellen, dass die wirtschaftliche Stagnation aufgrund eines Mangels an Kreditnehmern für Tausende von Jahren vor der industriellen Revolution in den 1760er Jahren als die Norm angesehen werden kann.


Bild 1: Das Wirtschaftswachstum wurde erst nach der industriellen Revolution zu einer allgemeinen Regel

Wie in Bild 1 gezeigt, fiel das Wirtschaftswachstum in den Jahrhunderten davor verschwindend gering aus. Wahrscheinlich gab es trotzdem viele Individuen, die in dieser Zeit des Nullwachstums versuchten zu sparen, da die Menschen sich schon immer Sorgen über eine ungewisse Zukunft gemacht haben.

Weiterlesen…

Krisenlösung Marke Europa: Massenexodus junger Menschen aus Griechenland, Spanien, Portugal und Irland

Fast eine halbe Million junger Griechen seit 2008, nahezu die gleiche Anzahl Spanier zwischen 2011 und 2014, 200.000 Portugiesen in den letzten vier Jahren, mehr als 120.000 Iren seit 2010, so sieht die neue „Völkerwanderung“ in Europa aus.


Straßenszene in dem kleinen Dorf Metamorfosi auf der Halbinsel Chalkidiki/Griechenland

Rückblende, Oktober 2015 auf der „Autobahn“ A67 von Thessaloniki Richtung Halbinsel Kassandra: rund um den Flughafen der zweitgrößten Stadt Griechenlands erscheint die Infrastruktur noch in Ordnung, Mietwagenfirmen, Airline-Catering, Hotels und Schnellrestaurants erwecken den Eindruck einer ganz normalen Tourismus-Region.

Weiterlesen…

John Maynard Keynes: Preis-Rigiditäten und Arbeitslosigkeit

Es gibt leider immer noch viele Mainstream-Ökonomen, die weiterhin der Ansicht sind, dass Preis- und Lohnrigiditäten die Hauptursachen für Arbeitslosigkeit seien. Noch schlimmer ist dabei allerdings, dass einige von ihnen sogar glauben, dass diese Starrheiten auch für John Maynard Keynes als Begründung für die hohe Arbeitslosigkeit in der Großen Depression galten.

Bundesarchiv Bild 102-10246, England, Arbeitslose vor Gewerkschaftshaus
Arbeitslose vor einem Gewerkschaftshaus in London (1930)

Doch das ist natürlich blanker Unsinn. Denn obwohl Keynes dem Thema der Lohn- und Preisrigiditäten beträchtliche Aufmerksamkeit in seinem Werk „General Theory“ gewidmet hatte, vertrat er diese Ansicht ganz sicherlich nicht.

Weiterlesen…

ARD-Alpha vom 31.05.2016: Kapitalismus in der Krise?

Vor 250 Jahren kam er in die Welt, heute können wir uns ein Leben ohne ihn kaum noch vorstellen: Der Kapitalismus hat jeden Winkel unseres Lebens erreicht, bestimmt dabei die Wirtschaft, die Politik, unser Privatleben.

Wachstumskurve
Der Kapitalismus: unbegrenztes Wachstum?

Der Kapitalismus hat uns Wohlstand, Demokratie und eine höhere Lebenserwartung gebracht – doch er braucht ständiges Wachstum, um zu überleben. Das Credo: immer mehr, immer schneller, immer weiter. Viele Menschen halten mit diesem Tempo nicht mehr Schritt – und auch die Ressourcen der Erde geraten an ihre Grenzen. Das einstige Erfolgsmodell steckt in der Krise. Doch was genau ist das eigentlich, der Kapitalismus? Wie und wo hat das alles mal angefangen – und was sind mögliche Alternativen?

Sehr sehenswerte Sendung mit der Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann, die den Kapitalismus verständlich und nachvollziehbar erläutert. Dabei stellt sie auch den Zusammenhang zwischen Automatisierung und hohen Löhnen richtig und erklärt (ganz im Sinne dieses Blogs), warum stagnierende oder auch sinkende Gehälter einen der wichtigsten Gründe für die derzeitige Schwäche des Kapitalismus darstellen.

Wilhelm Lautenbach über verstärktes „Sparen“ und seine fatalen Folgen

…Wir wollen einmal unterstellen, eine Wirtschaft befände sich auf mäßigem Beschäftigungsniveau im Gleichgewicht und nunmehr veranlasste irgendein äußerer Umstand die Angehörigen dieser Wirtschaft, sich im Verbrauch mehr zu beschränken, ohne daß sich im Warenangebot oder im Einkommen bis dahin schon etwas geändert habe.

Unterstellen wir, die Einkommenbezieher würden durch eine wirkungsvolle Propaganda veranlaßt, weniger auszugeben und mehr zu sparen! So etwas wäre zwar ein Schildbürgerstreich, aber durchaus nicht außer dem Bereich der Möglichkeit.

Weiterlesen…

Automatisierung und Arbeitslosigkeit: die Ängste von 1927

Immer wieder hat es in den vergangenen Jahrzehnten sorgenvolle und beunruhigte Wortmeldungen dazu gegeben, wie die Automatisierung die Zahl der Arbeitsplätze verringern würde.

Railway and locomotive engineering - a practical journal of railway motive power and rolling stock (1925) (14755312391)
Automatisierte Entladung eines Erz-Frachters, New Jersey, USA, ca. 1925

Der amerikanische Ökonom Timothy Taylor erinnerte beispielsweise zuletzt an seinen Blogpost „Automatisierung und Job-Verlust: Die Furcht von 1964“ (1. Dezember 2014), in dem er über einen Zeitungsartikel von 1961 mit der Überschrift „Die automatisierte Erwerbslosigkeit“ berichtete.

Weiterlesen…

Kansas verliert langsam die Geduld mit den Steuersenkungen von Gouverneur Brownback

Das Experiment geht weiter und weiter…


Außerhalb der Landwirtschaft unselbstständig privat Beschäftigte in Kansas (rot), in den USA (blau), 2011M01 normalisiert = 0. Die gestrichelte Linie in 2011M01 zeigt zudem den Beginn der Amtszeit von Gouverneur Sam Brownback.

Brownback übernahm sein Amt mit dem Versprechen, Kansas wirtschaftsfreundlicher zu machen und so kürzte er erfolgreich den Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer um 29 Prozent und befreite mehr als 330.000 Farmer und Unternehmer gänzlich von diesen Steuern.

Weiterlesen

Hans-Werner Sinn über Mindestlöhne, die Eurokrise, Say’s Law und die absurde Logik der neoklassischen Theorie

Man ist ja eigentlich von den neoliberalen Apologeten gewohnt, dass sie gerne bei ihren Aussagen im Ungefähren bleiben, dafür Schlagworte heraushauen (wie etwa der neue Ifo-Chef Clemens Fuest in einem Interview: „Mehr Mindestlohn, mehr Arbeitslosigkeit“ oder „Höhere Unternehmensteuern oder Netto-Vermögensteuern kosten Arbeitsplätze“), ohne aber wirklich bei den Begründungen in die Tiefe gehen zu müssen.

HWS-k2
Der ehemalige Präsident des Ifo-Institutes Hans-Werner Sinn

Das ist natürlich an sich schon oft problematisch, weil in solchen Zwiegesprächen meist die Zeit knapp bemessen wird, viele Themen auf einmal abgehandelt werden sollen oder aber, was ebenso häufig vorkommt, die Interviewer mangels fundiertem Wissen nicht nachhaken können oder wollen.

Weiterlesen…