Zusammenhang von Löhnen, Produktivität, Lohnstückkosten und Inflation

Nach der allgemeinen Meinung sind ja die Löhne in Deutschland und anderen Industrieländern schon immer zu hoch und müssen im Vergleich z. B. zu China noch erheblich sinken, damit unsere Wirtschaft „wettbewerbsfähig“ gegenüber diesen Ländern bleiben kann.

Lohnstückkosten und Inflation

Zusammenhang zwischen Lohn- und Preisentwicklung (Flassbeck 2012)
mit freundlicher Genehmigung von diekriseverstehen.net
Grafik ursprünglich aus Flassbeck, H. (2012): Zehn Mythen der Krise, Berlin.

Genau darum seien ja auch dorthin die ganzen Unternehmen gegangen, trotz teilweise mieser Infrastruktur, Sprachproblemen und der riesigen geographischen Entfernung. Das einzige Mittel dagegen sei dann eben eine Anpassung der Löhne nach unten, so wie Deutschland das ja auch schon vorgemacht habe.

Wenn das aber so stimmen würde, warum werden dann nicht alle Produkte in China hergestellt? Warum ist Deutschland denn dann so gut im internationalen Wettbewerb? Ganz einfach, weil die deutschen Wirtschaft trotz höherer Lohnkosten immer noch produktiver als die chinesische ist.

Denn ohne Berücksichtigung der Produktivität könnte es keine Löhne über dem Niveau chinesischer Wanderarbeiter geben. Oder wie kann man sonst die Tatsache erklären, dass die chinesischen Löhne jedes Jahr erheblich und entsprechend der Erhöhung ihrer Produktivität steigen, ohne dass das Wachstum der Wirtschaft dadurch beeinträchtigt wird?

Daher sind im internationalen Vergleich eben nicht die tatsächlichen Löhne, sondern die Lohnstückkosten (d. h. die Löhne im Verhältnis zur Produktivität) die entscheidenden Faktoren.

Und wie ist das dann mit der Inflation? Wieso und warum sollte denn die Inflation mit den Lohnstückkosten etwas zu tun haben? Nun, weil es einen seit 60 bis 70 Jahren eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Lohnstückkostenwachstum und der Inflationsrate gibt:

Obiges Schaubild zeigt eindeutig, dass die Inflation langfristig den nominellen Lohnstückkosten folgt. Die realwirtschaftliche Erklärung ist dann auch ebenso zwingend: Der Wettbewerb auf den Gütermärkten sorgt über kurz oder lang dafür, dass Kostenersparnisse an die Verbraucher weitergegeben werden, d. h. niedrigere Lohnstückkosten sorgen auch für eine niedrigere Inflation und umgekehrt…

Genau daher sind auch die Lohnstückkosten die wichtigste Determinante der Inflation. Dies ist dann auch der statistische und realwirtschaftliche Nachweis, dass der in in diesem Beitrag behauptete Satz: „Löhne und Lohnstückkosten bestimmen definitiv die Preise“ richtig ist.