Wie ein nicht existierendes Land die großen Banken zum Narren hielt

Als Investor in Schwellenländern im Südamerika des 19. Jahrhunderts war es schwierig herauszufinden, was damals wirklich geschah.

Bank of Poyais-1 Hard Dollar (1820s) SCAM
„One Dollar“ der Bank von Poyais

Aktuelle Nachrichten hatten bestenfalls eine dreimonatige Reise hinter sich. Selbst bei gutem Wind dauerte die Hin- und Rückfahrt zwischen London und Südamerika sechs Monate.

Die Informationsverzögerung war jedoch nicht die einzige Ursache für einen finanziellen Absturz, der auch heute so passieren könnte.

Der Schwindel
Gregor MacGregor war 25 Jahre alt, als er 1811 nach Südamerika segelte. Der aus Schottland stammende, baldige General MacGregor schloss sich Venezuelas Kampf für die Freiheit von Spanien an. Als der Konflikt endete, half er anderen mittel- und südameri-kanischen Ländern die spanische Herrschaft abzuschütteln. Sein Besuch endete, als er Landbesitz in der Nähe des heutigen Nicaragua erhält.

MacGregor tauchte bald in London auf und sagte allen, er sei der Prinz von Poyais, wo es Gold in den Bergen und Mahagoni und Zeder in den Wäldern gab. Das heutige Nicaragua sei in der Nähe:

MacGregor beschrieb die Plantagen, auf denen angeblich Baumwolle, Kaffee, Zucker und Indigo blühten, ebenso wie seltene Früchte, exotische Vögel und riesige Tierherden existierten. Wie obiges Bild zeigt hatte Poyais sogar eine eigene Währung, die in Schottland gedruckt wurde. Es benötigte halt nur noch ein paar hunderttausend Pfund für die weitere Entwicklung. Im Jahr 1822 brachte die Londoner Börse eine Anleihe in Umlauf, mit der sich MacGregor dieses Geld lieh.

DOCH POYAIS WAR VOLLSTÄNDIG ERFUNDEN.

Peru, Mexiko, Chile, Kolumbien und Argentinien waren dies jedoch nicht. Sie brauchten wirklich Geld für die Entwicklung der Infrastruktur. Obwohl keiner die Steuereinnahmen hatte, um die Schulden zurückzahlen zu können, machten ihre hochrentierlichen Anleihen sie für britische Investoren des frühen 19. Jahrhunderts attraktiv.

Entsprechend dem gleichen spekulativen Geist stiegen die Aktien eines englischen Bergbauunternehmens mit südamerikanischen Investitionen innerhalb eines Monats von 33 auf 158 Pfund Sterling.

Unsere Geschichte endete 1825 wie alle spekulativen Blasen. Als die Aktien- und Rentenmärkte zusammenbrachen und sich der Preis für lateinamerikanische Anleihen halbierte, griff die Krise schnell auf die Finanzinstitute über, denen diese kollabierenden Wertpapiere gehörten.

Zehn Prozent der Banken in England und Wales gingen insolvent. Zu diesem Zeitpunkt musste die englische Zentralbank als Kreditgeber der letzten Instanz einspringen. Das System brauchte mehr Geld und nur die Bank of England konnte es bereitstellen.

MacGregor kehrte nach einem Aufenthalt im Gefängnis nach Venezuela zurück.

Das heutige Fazit zu den Emerging Markets
Der Liberty Street-Blog der New Yorker Fed berichtete, dass Gregor MacGregor Teil der ersten Finanzkrise in den Schwellenländern war.

In seinem Weltwirtschaftsausblick unterscheidet der IWF zwischen Schwellenländern, Entwicklungsländern und fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Seine Kriterien beziehen sich auf das Pro-Kopf-Einkommen, die Diversifizierung der Exporte und die Teilnahme am globalen Finanzsystem.

Während die wichtigsten Schwellenländer heute China und Indien sind, ist die Liste aber insgesamt noch viel länger. Ungefähr 35 Ländern gehören dazu, unter anderem Argentinien, Brasilien, Chile, Indonesien, Malaysia, Peru, die Philippinen, Südafrika, Thailand und Vietnam.

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages der amerikanischen Ökonomin Elaine Schwartz)