Schalke 04: Ralf Fährmann Fußballgott

Keine Frage, wer solche Torchancen gleich im Dutzend versemmelt, der hat nicht nur Pech, sondern da ist dann schon eine gehörige Portion Unvermögen mit dabei. Auch wenn der Torwart des Gegners Ralf Fährmann heißt und und eine Weltklasse-Leistung abliefert.

Neckarstadion 2011

Nee, so hat der VfB Stuttgart nichts in der Bundesliga verloren. 26:10 Torschüsse gegen Schalke 04 und trotzdem wieder keinen Dreier. Dem Vernehmen nach war es nicht das erste Mal, dass die Schwaben in ähnlicher Weise ein Spiel dominierten und dann doch mit leeren Händen dastanden.

Nun gut, uns kann das im Prinzip egal sein. Nicht gut gespielt, aber dank eines herausragenden Schlussmannes und tatkräftiger Hilfe von oben schließlich doch gewonnen. Mund abwischen, weitermachen, die nächste englische Woche wartet bereits.

2:1 gegen Mainz, 3:0 in Nikosia, 1:0 in Stuttgart: so sieht eine erfolgreiche Woche aus, so geht ein viel versprechender Saisonauftakt. Und das, obwohl durch den Draxler-Transfer und die Niederlage bei den VW-Städtern in Wolfsburg so mancher schon wieder die dunklen Wolken hat aufziehen sehen.

Doch die Mannschaft konnte den Abgang ihres „besten“ Akteurs (so Trainer Andre Breitenreiter über Julian Draxler) erstaunlich gut wegstecken. Max Meyer, unter Ex-Coach Di Matteo noch einer der Verlierer und mehr auf der Bank als auf dem Platz, bekam dadurch mehr Spielzeit und nutzte die ihm gebotene Chance.

Zudem kam es mir so vor, als hätte das Ende der Spekulationen um den Wechsel des Weltmeisters endlich Klarheit geschaffen und das Team noch enger zusammenrücken lassen. Die Deutlichkeit, mit der Draxler offenbar intern seinen Unmut mit seiner Situation in Gelsenkirchen kundtat, sorgte wohl doch für erhebliche Unruhe. Nun ist dieses Thema endlich ausgestanden und man kann wieder nach vorn schauen. Aktuell sieht es so aus, als könne man diesen Verlust innerhalb des Kaders auffangen.

Meyer hat sich wohl erst mal wieder einen Stammplatz zurückerobert, dahinter warten Eric-Maxim Choupo-Moting und Sidney Sam. Sollte Neuzugang Emile Hojbjerg sich ins defensive Mittelfeld spielen, wäre auch Leon Goretzka noch eine mögliche Option für die Außenbahnen. Trotzdem erscheint der Schalker Kader etwas arg knapp kalkuliert. Ausfälle durch Verletzungen und Erkrankungen sollten da die Ausnahmen bleiben, sonst könnte es rasch eng werden.

Vor allem wegen der nun anstehenden englischen Wochen mache ich mir da ein paar Sorgen. In Stuttgart wirkte die Mannschaft schon arg mitgenommen, die Reise von Gelsenkirchen über Zypern ins Schwabenland sowie die hohen Temperaturen am Mittwoch in Nikosia hatten deutliche Spuren hinterlassen.

Lange liefen die Schalker den Württembergern hinterher, und nur dank der Glanzparaden von Ralf Fährmann mussten sie nicht auch noch einem Rückstand folgen. Die gute Leistung in der Europa League, wo man nach einer kurzen Drangphase von Nikosia das Spiel im Griff hatte und verdient die Punkte mitnahm, hatte die Beine schwer werden lassen.

Und das ausgerechnet Leroy Sane, dem bis dahin so gut wie nichts gelang, mit einer schönen Einzelleistung für die Entscheidung sorgte, passte dann auch so gar nicht in das übliche Bild, welches Schalke eigentlich bei solchen Gelegenheiten immer wieder hinterlässt. Wird ein Aufbaugegner gesucht, war früher der S04 immer zur Stelle.

Doch Sonntag war das anders, trotz schlechter Leistungen brachten die Blauen die Führung über die Zeit, dank Keeper Fährmann erlebten sie ihren eigenen „Bayern-Moment“ und nahmen mit viel Dusel drei Punkte mit. Da ist es dann auch viel einfacher zu verschmerzen, dass es noch längst nicht überall reibungslos läuft, dass Sane beispielweise durch viele unnötige Ballverluste immer wieder Rechtsverteidiger Junior Caicara ganz schlecht aussehen ließ, dass Stürmer Franco Di Santo neben Klaas-Jan Huntelaar erneut weit hinter den Erwartungen zurückblieb und dass auch das zuletzt vielgelobte Sechser-Duo Geis und Goretzka offenbar einen kreativitätsarmen Tag einlegte.

Alles verkraftbar und entschuldbar, denn nach der katastrophalen Rückrunde der letzten Saison kann man schlicht nicht erwarten, dass die Transformation der Mannschaft zum Breitenreiterschen Spielsystem kurzfristig so perfekt funktioniert, dass alle schlechten Eigenschaften sofort für immer verbannt werden können.

Trotzdem sollte nun gegen die Frankfurter Eintracht und beim HSV wieder etwas mehr von der Tüchtigkeit zu sehen sein, denn auf Dauer lebt man eben nicht nur vom Glück (und einem guten Torwart) allein…