Abba Lerner: Fragen und Antworten zur Staatsverschuldung

Kann eine Regierung in Konkurs gehen? – Nein, da sie generell nicht bei sich selbst überschuldet sein kann.

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Von der Öffentlichkeit gehaltene Staatsverschuldung der USA

Kann eine Zentralbank in Konkurs gehen? – Nein. Eine Zentralbank kann grundsätzlich immer mehr Geld „drucken“.

Müssen die Steuerzahler die Staatsschulden zurückzahlen? – Nein, zumindest nicht, solange die Schulden in der Währung eines Landes entstehen.

Haben die gesteigerten Staatsschulden künftige Generationen belastet? – Nein, eher nicht. Es hängt vor allem davon ab, wofür die Schulden verwendet werden. (Zumal auch die (Geld-)Vermögen weitergegeben werden.)

Bedeutet die Aufrechterhaltung der Vollbeschäftigung, dass die Regierung ihre Schulden erhöhen muss? – Nein.

Erstens kann die Vollbeschäftigung aufrechterhalten werden, indem das dafür benötigte Geld gedruckt wird, und dies erhöht die Verschuldung überhaupt nicht. Es ist jedoch trotzdem ratsam, Schulden und Geld(-vermögen) zusammen in einem bestimmten Gleichschritt zu erhöhen, solange das eine oder das andere zunehmen soll.

Zweitens, da eine der größten Abschreckungen für private Investitionen die Befürchtung ist, dass die Depression eintritt bevor sich die Investition bezahlt gemacht hat, wird die Garantie einer dauerhaften Vollbeschäf-tigung die private Investition wesentlich attraktiver machen, sobald die Anleger ihr Misstrauen gegenüber dem neuen Verfahren überwunden haben. Die höheren privaten Investitionen werden dann den Bedarf an Defizitausgaben verringern.

Drittens, wenn die Staatsverschuldung und damit auch die Summe des Privatvermögens zunimmt, wird die Steuer auf höhere Einkommen und Erbschaften zunehmend steigen, selbst wenn die Steuersätze unverändert bleiben.

Diese höheren Steuerzahlungen bedeuten demnach aber keine Kürzung der Ausgaben der Steuerzahler. Daher muss die Regierung diese Einnahmen auch nicht zur Aufrechterhaltung der erforderlichen Ausgabenhöhe verwenden und kann sie zur Zahlung der Zinsen für die Staatsverschuldung verwenden.

Viertens wirkt die zunehmende Staatsverschuldung als eine sich selbst ausgleichende Kraft, die den weiteren Bedarf an Wachstum allmählich verringert und schließlich ein Gleichgewicht erreicht, bei dem die Tendenz zum Wachsen völlig zum Erliegen kommt. Je höher die Staatsverschuldung ist, desto größer ist die Menge des Privatvermögens.

Der Grund dafür liegt einfach darin, dass es für jeden von der Regierung geschuldeten Dollar einen privaten Gläubiger gibt, der die Regierungs-verpflichtungen (möglicherweise durch eine Kapitalgesellschaft, an der er Anteile hält) besitzt und der diese Verpflichtungen als Teil seines Privat-vermögens betrachtet.

Je größer das Privatvermögen ausfällt, desto geringer ist der Anreiz weiterhin dazu beizutragen, indem aus dem laufenden Einkommen gespart wird.

Fünftens: Wenn die Regierung aus irgendeinem Grund nicht zu viel Wachstum von privatem Eigentum wünscht, kann sie dies erreichen, indem sie die Reichen innerhalb ihres Programms zur Finanzierung der Staatsausgaben zur Aufrechterhaltung der Vollbeschäftigung besteuert anstatt von ihnen Kredite aufzunehmen.

Die Reichen werden ihre Ausgaben nicht wesentlich reduzieren, und daher werden die Auswirkungen auf die Wirtschaft abgesehen von der geringeren Verschuldung die gleichen sein, als ob Geld von ihnen geliehen worden wäre.

Abba Lerner: Functional Finance