FC Schalke 04: Dilettantismus auf vielen Ebenen?

Der bekannte Fußballverein aus Gelsenkirchen kommt einfach nicht zur Ruhe: nach einer erneuten Schlappe bei Hertha BSC Berlin sind die positiven Vibes des St. Pauli-Erfolgs schon wieder weitest-gehend verschwunden.

Schalke 04 Fans 677
Fans des FC Schalke 04 in der Veltins-Arena

Mit nur noch zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz droht nun wieder der Abstieg in die Niederungen der 3. Liga und auch eine mögliche Insolvenz.

Denn im Rahmen der Vorstellung des Finanzberichts des Jahres 2023 machte Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers deutlich, dass in diesem Fall weitere Auflagen zur Erteilung der Lizenz drohten, deren Auswirkungen noch gar nicht absehbar wären.

Während man ansonsten dem „Konzern“ Schalke 04 gerade in diesem Geschäftsbereich eine hohe Professionalität bescheinigen kann, werden die Zweifel an der Kompetenz im sportlichen Bereich immer drängender und offensichtlicher.

Die Kaderzusammenstellung entwickelt sich zu einem einzigen Desaster, nicht geschlossene Bau-stellen wie das defensive Mittelfeld, die Innenverteidigung und das Dauerthema „Rechtsverteidiger“ drohen die Mannschaft wieder in den Abstiegsstrudel zu ziehen.

Die dafür Verantwortlichen André Hechelmann und Peter Knäbel haben den Verein schon mehr oder weniger freiwillig verlassen, und Eurofighter Marc Wilmots die Stelle des Sportdirektors übernommen.

Bei diesen Personalien und auch in der Trainerfrage wird nun aber im Rückblick ein bestimmtes Muster erkennbar, welches möglicherweise zum Niedergang des Vereins mit beigetragen haben könnte.

Beginnend mit Christian Heidel und Trainern wie Breitenreiter, Weinzierl und auch Tedesco neigte man immer dazu, Verantwortliche aus einem „Dorfverein“ zu holen in der Annahme, die würden ihre Aufgabe auch beim FC Schalke 04 schon „wuppen“ können. Alternativ waren es dann Berufsanfänger wie zuletzt Hechelmann oder Wilmots, denen viele aber eine Einarbeitungszeit eher nicht zugestehen wollten.

Auch Karel Geraerts, den ich persönlich für einen sehr guten Trainer mit einem enormen Entwicklungs-potenzial halte, passt mit dem einen Jahr als Headcoach bei Union Saint-Gilloise genau in dieses Profil.

Sicherlich wäre es sehr spannend mit ihm und einem wohlsortierten Kader in den nächsten Jahren, aber die nötige Erfahrung im Abstiegskampf, zudem noch mit einem so schwierigen Club wie Schalke 04 hat er nun mal überhaupt nicht vorzuweisen.

Auch Aufsichtsrats-Chef Axel Hefer und Vorstandsboß Matthias Tillmann passen in diese Kategorie, haben sie doch neben ihren Tätigkeiten bei den Knappen bisher wenig bis keine Berührungspunkte mit dem professionellen Fußball gehabt.

Nicht das wir uns falsch verstehen, die von mir hier angeprangerten Entscheidungen sind nicht die alleinigen Gründe für die Krise der Knappen. Die begann hauptsächlich schon viel früher und auf anderen Ebenen und die Namen Tönnies, Heidel, Schneider und andere wurde schon viel und oft diskutiert.

Doch die immer wieder gescheiterten Versuche, mit einem gewissen „Dilettantismus“ dem gefährlichen Gemenge aus schwierigem Kader, in Grüppchen zerfallender Kabine, 60.000 Trainern auf den Rängen und den jeden Pups zu einem Ballon aufblasenden Medien zu begegnen grenzt schon gelinde gesagt an einer gewissen Blauäugigkeit, die zumindest bisher den lang andauernden Schiffbruch nicht hatte aufhalten oder gar verhindern können.

Derweil droht die angeblich schon fast gesicherte Verpflichtung von Ben Manga als Wunsch-Kaderplaner auf der Zielgeraden doch noch zu scheitern, angeblich wegen der sportlichen Unsicherheit bezüglich der Ligenzugehörigkeit in der nächsten Saison. Mit Manga hätte man zumindest endlich einen Fachmann an Bord, der bereits für Eintracht Frankfurt sehr erfolgreich tätig gewesen war.

Dieser Vorgang macht auch deutlich, wie schwierig es ist, dem Verein mit dieser besonderen Konstellation vernünftige Arbeit zuzutrauen. Der geringe oder auch mangelnde Professionalismus außerhalb der finanziellen Schiene erscheint im Hinblick auf anstehende Probleme äußerst bedenklich.

Doch es hilft alles nichts, wir brauchen beim FC Schalke 04 für die nächste Zeit trotzdem richtungs-weisende Entscheidungen wie es weitergehen soll, vor allem kurzfristig, um den Untergang in der 3. Liga zu vermeiden, aber auch längerfristig, um diesem elendigen endlosen Personalkarussell zu entgehen und als Verein wieder ein professionelle Perspektive sowohl in sportlicher als auch finanzieller Hinsicht entwickeln zu können.

Und bevor jetzt jemand fragt: nein, auch ich habe die alle zufriedenstellende Antwort auf diese drängenden Fragen leider nicht.