Heiner Flassbeck: Gescheiterte Globalisierung – sinkende Investitionen und steigende Staatsverschuldung

BASF Ludwigshafen Panorama
Panorama des BASF-Werks in Ludwigshafen

…Die Kernidee jeder marktwirtschaftlichen Ordnung ist es, dass den Ersparnissen der privaten Haushalte, die Ausdruck privater Vorsorge sind, jederzeit und ohne jede Verzögerung eine Investitionstätigkeit gegenüber-steht, die aus dem heute nicht verbrauchten Teil des Einkommens eine sichere Einkommensquelle für die Zukunft macht.

Die Investitionstätigkeit war, verglichen mit den Zeiten, als Keyne-sianismus die dominante globale Doktrin war, über Jahrzehnte sehr schwach.

Was man auch beim besten Willen nicht erklären kann, ist die Tatsache, dass der Unternehmenssektor inzwischen in fast allen Ländern der Welt zum Netto-Sparer geworden ist. Statt das Sparproblem, das offensichtlich aus einer wegen des Sparens zu geringen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage besteht, zu lösen, wird es von den Unternehmen verschärft.

Auf der globalen Ebene führt die veränderte Rolle der Unternehmen dazu, dass nur noch ein Sektor, systematisch und für immer, die Rolle des Schuldners übernehmen kann, und das ist der Staat. Japan hat das vorgeführt und alle anderen werden früher oder später folgen.

Über viele Jahre sparende Unternehmen schaffen eine ganz neue Situation. Sie fordern entweder einen Staat, der die Unter-nehmen zwingt, in ihre alte Rolle zurückzukehren oder aber selbst permanent die Rolle des Schuldners übernehmen muss.

Diese Logik ist absolut zwingend, wird aber vom Mainstream des Neoliberalismus schlicht ignoriert und zwar selbst dann, wenn auf das Phänomen der sparenden Unternehmen hingewiesen wird. Das ist vielleicht das größte Problem, dem sich die westlichen Gesellschaften gegenübersehen.

zitiert aus Nachruf auf die neoliberale Globalisierung