Die Vorteile des Freihandels – ein Irrtum auf der Grundlage einer reinen Fantasie

Viele Leute werden versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass Freihandel und die Globalisierung allen zugute kommen könnten, wenn nur die Gewinne gerechter verteilt würden…

Container ships President Truman (IMO 8616283) and President Kennedy (IMO 8616295) at San Francisco
Sinnbild von Globalisierung und Freihandel:
Zwei Containerschiffe passieren die Bay Bridge in San Francisco (USA)

Diese Überzeugung wird von fast allen Politikern geteilt … und sie ist eine der festen Glaubensregeln der ökonomischen Profession.

Sie aber haben völlig recht damit, sie abzulehnen…

Denn sie ist ein Irrtum, der auf einer Fantasie basiert, seitdem David Ricardo vor zwei Jahrhunderten die Idee vom komparativen Kostenvorteil und den Gewinnen aus dem internationalen Handel geträumt hatte. Der beste Weg, das zu beweisen, bedeutet die Anwendung der Skepsis aus der realen Welt auf das ursprüngliche Argument zugunsten des Freihandels…

Ricardos Modell nahm an, dass man Wein oder Tuch nur mit Arbeit produzieren könnte, doch natürlich kann man das damit nicht allein. Man benötigt auch Maschinen dafür und der Maschinenpark jeder Branche ist spezifisch. Die notwendigen Geräte für die Herstellung von Wein können nicht dafür verwendet werden, etwas anderes damit zu machen, wenn seine ursprüngliche Verwendung unrentabel wird.

Sie müssen stattdessen entweder verschrottet, mit großem Verlust verkauft oder nach Übersee verschifft werden. Dies gilt ebenso für Spinnmaschinen oder etwa auch ein ganzes Stahlwerk: Wenn die Stahlherstellung unrentabel wird, ist das an seiner Produktion beteiligte Kapital effektiv zerstört…

Ricardos kleiner Hütchenspieler-Trick entspricht daher den meisten ökonomischen Mainstream-Theorien: Sie ist ordentlich aufgebaut, an sich plausibel und trotzdem falsch. Sie ist das Produkt des Schreibtisch-Denkens von Menschen, die nie einen Fuß in die Fabriken gesetzt haben, die durch ihre ökonomischen Theorien in rostige Ruinen verwandelt wurden.

Steve Keen auf forbes.com

Wie immer bei Keen – nachdenklich machend und sehr interessant. Und doch meine ich, dass er das mächtigste Argument gegen das Ricardianische Paradigma außen vor lässt – was heute zählt ist nicht der komparative sondern der absolute Vorteil. Denn gegenüber Ricardos Tagen ist heute die Annahme international immobiler Produktionsfaktoren in unserer globalisierten Welt völlig unhaltbar geworden.

Wenn unsere modernen Konzerne ihre Gewinne maximieren wollen, tun sie es, indem sie Kapital und Technologien dorthin bewegen, wo sie damit am billigsten produzieren können. So sind wir eigentlich heute in der Situation, in der absolute – nicht komparative – Vorteile den Ton angeben, wenn es um den freien Handel geht.

Und in dieser Welt ist das, was für Konzerne gut ist nicht unbedingt gut für Nationen.

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des schwedischen Ökonomen Lars Syll)