Der Mythos der Nazi-Kriegsmaschinerie

Der Nationalsozialismus und Faschismus wird in der allgemeinen Vorstellung mit der monströsen, unmoralischen und unmenschlichen Behandlung über eroberte Gruppen und ihre eigenen Untertanen hinweg in Verbindung gebracht.

Bundesarchiv Bild 101I-301-1958-20, Nordfrankreich, getarnte Pferdegespanne
Getarnte Pferdegespanne der Wehrmacht in Nordfrankreich
Ende Juli – Anfang September 1944

Diese teuflischen Aktionen spielen eine noch größere Rolle angesichts der Vorstellung einer gesamten Gesellschaft, die sich der Militärindustrie widmete und ihre Reichweite über Europa hinaus ausdehnte, und dabei nicht nur böse Absichten, sondern auch eine erstaunliche militärische Macht hervorbrachte.

Diese hätte die Alliierten mit ihren technologischen Wundern beinahe überwältigen können: mit der V2-Rakete, der tödlichen und allgegenwärtigen Bedrohung durch die U-Boote und dem deutschen Panzer „Königstiger“, der so gut gepanzert war, dass von Shermans abgefeuerte Granaten buchstäblich davon abprallten.

Diese Vision von den Erfolgen der Nationalsozialisten durch technologische und industrielle Überlegenheit ist nicht nur ein Fehler der modernen Historiker, sondern basiert tatsächlich auf der Überschätzung ihrer Feinde durch die Alliierten und auf der katastrophal fehl am Platz liegenden falschen Botschaft der Deutschen, Italiener und Japaner, dass sie durch ihre Technologie, Industriemacht und Elan sogar eine Chance auf den Sieg gehabt hätten.

Die Fehleinschätzung Hitlers bei der Extrapolation seiner Erfolge in Polen und Frankreich führten zu der irrigen Annahme dass sein Bündnis die kombinierte Verteidigung von über 1,5 Milliarden Menschen überwältigen könnte und ist zudem die erstaunlichste Selbst-täuschung in der Militärgeschichte.

Die Inspiration zu diesem Text stammt aus Victor Davis Hansons faszinierender Wirtschafts- und Industriegeschichte über den Zweiten Weltkrieg. Eines seiner Hauptargumente ist, dass die Führer der Achsenmächte verloren haben weil ihr Engagement für ihre Ideologie zur Phantasie wurde, dass sie Fähigkeiten besaßen, die der Realität ihrer tatsächlichen Fähigkeiten und der ihrer Gegner direkt widersprachen.

Das Buch und dieses kürzere Interview, in dem die zentralen Konzepte des Buches beschreiben werden, sind sehr empfehlenswert. Die wichtigste Erkenntnis war, dass diese Fantasie über die Ansichten von Hitler, Tojo und Mussolini hinausgegangen ist und die Vision eines riesigen Industrieimperiums welches sich über die Welt erhebt nun in unserer Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg festgehalten ist.

Es wird daher höchste Zeit, dass wir den Nationalsozialismus nicht nur als unmoralisch, sondern auch als inkompetent anerkennen. Im Folgenden werden einige erstaunliche Statistiken gezeigt, die zweifelsohne belegen, dass das moderne Konzept der nationalsozialistischen Militärmacht ein Mythos war und ist.

1. Die Alliierten bewegten sich mit Kraftfahrzeugen, die Deutschen mit Pferden. 1939 waren Pferde die einzige Transportmöglichkeit, die 85% der deutschen Infanterie außer dem Gehen zur Verfügung stand. Bis 1945 waren es immer noch 85%. Insgesamt stellten die USA und Großbritannien fast 4 Millionen Fahrzeuge für den allgemeinen Gebrauch her, verglichen mit 160.000 deutschen Fahrzeugen. Das ist ein 25-facher Vorteil. Die Alliierten verfügten auch über 1 Million Stück Infanterie-unterstützende Artillerie, verglichen mit weniger als 100.000 für alle Achsenmächte zusammen.

2. Wo war die Versorgung mit notwendigen Vorräten? Die Alliierten verfügten über 46 Millionen Tonnen Handelsschiffe gegenüber den 5 Millionen Tonnen der Achse, fünfmal so viel Aluminium (Schlüsselgut für Motoren und Flugzeuge) und bis 1943 hatten sie alle deutschen Zugänge zu seltenen Metallen wie Wolfram, einem der wichtigsten Metalle für die Herstellung von Munition und Elektronik versperrt. Die USA versorgten Großbritannien und die UdSSR im Rahmen des Lend-Lease Act mit fast 700 Milliarden US-Dollar (inflationsbereinigt 2019 US-Dollar) während des gesamten Krieges, was ungefähr dem Doppelten des gesamten deutschen BIPs von 1939 entspricht.

3. Die Alliierten schwammen auf einem Meer von Öl zum Sieg. Obwohl sich Rommel im Kampf um den Zugang zu den britischen Ölfeldern des Nahen Ostens befand verfügten die Achsenmächte immer noch über erstaunlich wenig Treibstoff (den sie für den Antrieb ihres Königstigers benötigten, der alle 700 Meter eine Gallone Benzin trank, der riesigen Luftwaffe, die über 130.000 Flugzeuge in Aktion versorgen musste und ihr gigantisches Schlachtschiff Bismark). Die gesamte Achse verbrauchte 66 Millionen Tonnen Öl, während die Alliierten eine Milliarde verwendeten. Ein 15-facher Vorteil.

4. Die Panzer waren weder zahlreich noch technologisch überlegen. Die Panzer I und II, die Frankreich eroberten, waren weniger zahlreich und technologisch weniger fortgeschritten als die französischen Tanks. Während Blitzkrieg und Elan die Franzosen überwältigten, war sogar der Panzer IV – der im späteren Verlauf des Krieges am häufigsten eingesetzte Panzer – den Shermans in Bezug auf Infanterieunterstützung und Zuverlässigkeit unterlegen und wurde von Hitler selbst schlechter als der sowjetische T34 angesehen.

Auch unter Einbeziehung der veralteten tschechischen Panzer, die von den Deutschen wiederaufbereitet wurden, setzten sie an allen Fronten nur 67.000 Panzer ein, um 270.000 alliierten Panzern entgegenzutreten (ohne Hilfe Italiens, mit erbärmlichen 3.300 Panzern, und Japan ignorierte die mobile Landrüstung weitgehend und schuf nur 4.500 Panzer).

Das Umfeld aus ideellen Eiferern in Deutschland hinderte einen Militärforscher daran, Hitler von den wahren Panzerzahlen der Sowjets zu erzählen. Hitler selbst erkannte diese Tatsache später im Krieg selbst, indem er immer öfter wiederholte, wenn er die wahre Zahl der T34 gewusst hätte, wäre er niemals in die Sowjetunion eingedrungen.

Die USA und die UdSSR setzten massenhaft verbesserte Shermans und das Arbeitstier T34 ein, während Deutschland enorme Investitionen in spezialisierte und abnorme Typen des Königstigers tätigte – 300.000 Mannstunden und damit zehnmal so viel wie für einen Sherman.

Nur 1.300 Königstiger wurden jemals produziert und ihr Gewicht von 70 Tonnen, konstante mechanische Probleme und die hohen Kosten unterboten ihre Vormachtstellung in Panzerduellen. Die USA und Großbritannien haben mit Präzisionsbomben Deutschland große Panzerverluste zugefügt, und während die deutschen Panzer die sowjetischen Panzer im Verhältnis von etwa 4:1 vernichteten verfügten die Sowjets 1945 trotzdem noch über 25.000 Panzer gegenüber nur 6.000 Deutschen.

5. Zusammenarbeit half sowohl bei der Technologie als auch bei der Strategie. Die Alliierten arbeiteten zusammen – die unterbewertete 75-mm-Kanone des Sherman konnte aufgrund der Interoperabilität bei den Ersatzteilen ohne weiteres mit einer britischen Waffe aufgerüstet werden, und die USA und die Briten lieferten mit dem Lend-Lease-Act über 12.000 Panzer und 18.000 Flugzeuge an die Sowjets.

Die Deutschen hatten nicht einmal austauschbare Teile für ihre eigenen Panzer, und sie halfen ihren italienischen Verbündeten nie (die selbst eine Landinvasion gegen die zusammenbrechenden Franzosen verloren hatten) industrielle Fähigkeiten zu entwickeln. Bletchley Park warnte die US-Handelskonvois im Voraus, aber die Italiener und Japaner erfuhren vom Einmarsch der deutschen Truppen in die UdSSR erst, als Hitler bereits in der Ukraine stand.

6. Faschismus ist auch industriell nicht vertretbar. Obwohl die Nationalsozialisten bis 1944 erstaunliche 75% ihres BIPs für das Militär ausgaben und obwohl sie untragbare Schulden aufnahmen, um ihre Produktion aufrechtzuerhalten, belief sich ihr BIP 1939 auf 384 Mrd. USD, was ungefähr dem der Sowjets und 100 Mrd. USD weniger als Großbritannien und Frankreich zusammen entsprach. Am Ende des Krieges waren es 310 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 1,4 Billionen Dollar Bruttoinlandsprodukt der USA.

Doch auch diese Zahlen geben nicht vollständig wieder, wie wenig mechanisiert, nicht skalierbar und nicht industrialisiert Deutschland letztlich selbst unter der Militärdiktatur war. Während die deutsche Wissenschaft und Technik vor dem Ersten Weltkrieg eine herausragende Rolle gespielt hatte, bedeutete die zentrale Kontrolle und Besessenheit von nicht realisierbaren, maßgeschneiderten Projekten vor und während des Krieges, dass die Deutschen einen geringeren Prozentsatz ihrer Bevölkerung hatten, der für die Kriegsproduktion mobilisiert werden konnte als ihre Gegner, ganz zu schweigen davon, dass ihr Pro-Kopf-BIP halb so hoch war wie das der USA, und dennoch stellte sich die Achse Gegnern, die eine fünfmal so große produktive Bevölkerung hatten.

7. Die V2 war eine katastrophale (Fehl)-Investition. Nach dem Verlust der Luftschlacht um England (hauptsächlich wegen schlechterer Pilotenausbildung und unzureichender Radar- und Flugzeugproduktion) versuchten die Nazis, mit ballistischen Raketen die Briten zur Unterwerfung zu zwingen. Die weniger technologisch ausgereifte V1 lieferte beachtliche 1.000 kg Sprengstoff mit, doch trotz der Zahl von über 10.000 Raketen stoppten die britischen Gegenmaßnahmen Mitte 1944 80% davon, und viele versagten, explodierten oder hatten Fehlfunktionen des Leitsystems. Die V2 war ausgereifter, wurde jedoch nie in Serie gefertigt: Nur 3.000 wurden vom Stapel gelassen, und bei der Entwicklung der Rakete wurden mehr Nazis getötet als Briten. Die kombinierten V1- und V2-Programme kosten 50% mehr als das Manhattan-Projekt, und selbst im Vergleich zum teuersten Bomberprogramms der USA (die Entwicklung der B-29) waren die Kosten pro Kilogramm Sprengstoff bei der V2 dreißigmal höher.

8. Die Luftwaffe wurde sogar von der RAF alleine völlig übertroffen. Vor der Luftschlacht um England war die Luftwaffe (2.500 Flugzeuge) der RAF (ca. 1.500) überlegen, und die RAF setzte mehr veraltete Hurricanes ein als die neueren Spitfire. Die Briten hatten jedoch ihre Ausbildung und Produktion ausgebaut und innerhalb von drei Monaten nach dem Kampf sogar neue Innovationen in ihre Fertigung eingebracht.

9. Die Deutschen unterschätzten die Anpassungsfähigkeit der Produktion ihrer Gegner. Bis Kriegsende stellten die Briten 177.000 Flugzeuge her, 44.000 mehr als Deutschland. Obwohl sie den Krieg mit weitaus weniger erfahrenen Piloten begannen, nutzten die Briten diesen Produktionsvorteil entscheidend, um ihre Piloten weitaus besser auszubilden (tatsächlich verfügten die Briten über 40.000 Trainingsflugzeuge).

Die USA waren sowohl in Bezug auf die Flugzeugproduktion als auch in Bezug auf die Ausbildung ähnlich unterpräpariert, hatten jedoch innerhalb eines Jahres die Produktion von einer B-24 alle zwei Wochen im Jahr 1940 auf eine B-24 alle zwei Stunden im Jahr 1942 erhöht. Die USA stellten bis zum Ende des Krieges fast 300.000 Flugzeuge her, inklusive weit überlegenen Bombern (die fighter-resistente B-17 und die riesige, hoch entwickelte Super Fortress B-29). Das deutsche Luftwaffenpersonal musste jedoch aufgrund der fehlenden Mechanisierung immer noch zahlreicher sein als das der USA oder von Großbritannien.

10. Die Deutschen konnten ihre Piloten nicht ersetzen. Anfang 1945 verloren die Deutschen jeden Monat 30% ihrer Piloten, auch nachdem sie die Bombenangriffe wegen hoher Abnutzung von Piloten und Flugzeugen aufgegeben hatten. Sie haben das Training nie ausgebaut und völlig grüne Piloten gegen gut ausgebildete alliierte Gegner geschickt, die bis 1943 zahlenmäßig, technologisch und überlegen waren und bis 1944 die Luftherrschaft besaßen.

11. Die Deutschen setzten keine neuen Lufttechnologien zu ihrem Vorteil ein. Während das Düsentriebwerk und die V2-Raketen nach dem Krieg die Luftwaffen revolutionierten, wirkten sie sich nur insofern auf den Krieg aus, um die deutsche Forschung & Entwicklung zu beeinträchtigen. Deutschland schaffte es auch nicht, einen funktionsfähigen schweren Bomber zu entwickeln, die Kampftechnologie während des Krieges zu aktualisieren, das Radar vollständig oder effektiv einzusetzen und die Luftabwehrkapazität der Alliierten zu erreichen.

12. Die Alliierten konnten durch strategische Bombenangriffe gewinnen, aber für die Gegenseite war nicht der Fall. Beide Seiten gingen gegen die Industrie vor und töteten massenhaft Zivilisten in strategischen Kampagnen, doch Deutschland hatte nie die Möglichkeit, die Produktion seiner Feinde strategisch zu reduzieren. Obwohl Deutschland 760.000 Tonnen Bomben auf die Sowjets abwarf und die Produktion westlich des Urals systematisch zerstörte, verlagerten die Sowjets ihre Industrie nach Osten und übertrafen ihre Gegner bald in Bezug auf Panzer, Fahrzeuge, Artillerie, Maschinengewehre und Munition.

Die Deutschen haben nie einen funktionierenden viermotorigen Bomber produziert, deshalb konnten sie strategische Bombenangriffe nicht durchführen um die Industrieproduktion entscheidend zu unterbrechen. Der „Blitz“ tötete 40.000 Zivilisten und zerstörte über eine Million Häuser, entwickelte sich jedoch nie zu einer Bedrohung für die britische Militärproduktion. Dies kostete die Luftwaffe auch über 2.200 Flugzeuge und 3.500 ihrer besten Piloten. Nahezu jede größere deutsche und japanische Stadt wurde jedoch durch unglaubliche 3,5 Millionen Tonnen von den Alliierten abgeworfene Bomben zerstört, wobei über 700.000 deutsche und japanische Zivilisten getötet und die Mehrheit der militärischen Produktion beider Imperien zerstört wurden.

13. Die U-Boot-Kampagne wurde 1943 zu einem kolossalen Misserfolg. Obwohl die uneingeschränkte U-Boot-Kriegsführung von 1940-41 genug Handelsschiffe versenkte, um die britische Versorgung wirklich zu bedrohen, versenkten alliierte Gegenmaßnahmen – Code-Cracking, Sonar, Wasserbomben und der Einsatz von seegestützten Trägerflugzeugen zur Konvoi-Überwachung – systematisch die U-Boote, die bis Kriegsende Verluste von über 80% erlitten.

Tatsächlich gelang es den Deutschen kaum die gesamten Handelsverluste des Ersten Weltkrieges zu überschreiten, und von Mai bis Juni 1943 sanken nur zwei Schiffe für jedes verlorene U-Boot. Damit endete die Atlantikschlacht in nur zwei katastrophalen Monaten. Die USA produzierten Schiffe so schnell und in so großen Mengen, dass die U-Boote jeden Monat 700.000 Tonnen Schiffe versenken mussten, um mit dieser Produktion Schritt zu halten, was sie in nur einem einzigen Monat (November 1942) schafften. Anfang 1943 sank diese Zahl auf weniger als ein Zehntel.

14. Die USA führten dagegen tatsächlich eine erfolgreiche U-Boot-Kampagne durch. Im Gegensatz zu den Deutschen neutralisierten die USA die japanische Handelsflotte vollständig mit ihren U-Booten, die während des Krieges zusätzlich über 55% der gesamten Verluste der japanischen Flotte verursachten, wobei die Verluste an U-Boot-Besatzungen minimal waren. Mit nur 235 U-Booten versenkten die USA 1.000 Schiffe, während Deutschland nur rund 2.000 versenkte (bei fast 800 U-Boot-Verlusten).

15. Der Seekrieg hatte sich geändert und nur die USA reagierten. Nach dem Untergang der HMS Prince of Wales in der Nähe von Singapur hätten alle Nationen erkennen müssen, dass die Seeluftstreitkräfte die neue Methode darstellten, um die Meere zu beherrschen. Und doch bauten die Deutschen trotz der Notwendigkeit Operationen in Nordafrika zu unterstützen nur einen einzigen Flugzeugträger und setzten stattdessen auf die Tirpitz, ein gigantisches Schlachtschiff der Bismarck-Klasse (das so viel wie 20 U-Boote kostete), das kaum an offensiven Aktionen beteiligt war bevor sie durch permanente Luftangriffe zerstört wurde.

Deutschland hat nie eine Flotte zusammengestellt, die in der Lage gewesen wäre, tatsächlich in Großbritannien einzufallen. Selbst wenn sie die Schlacht um England gewonnen hätten, gab es keine ernsthaften Pläne, die Insel wirklich zu erobern. Japan erkannte die Bedeutung von Flugzeugträgern und baute deren 18, doch die USA übertrafen sie mit mindestens 100 bei weitem (von denen viele effizientere leichte Träger waren), und Japan konnte nicht vorhersehen, wie die Überlegenheit der Seeluftstreitkräfte sie effektiv von ihrem Imperium abschneiden würde und die systematische Zerstörung ihres Heimatlandes ermöglichte ohne eine einzige Landung der USA auf japanischem Heimatboden.

16. Die Nazis hatten den Blitzkrieg vergessen. Der rasche Fortschritt Deutschlands im Jahr 1939 war größtenteils auf die dezentrale Kommandostruktur zurückzuführen, die es den Frontführern ermöglichte, flexibler auf missionsgetriebene Anweisungen als auf Bürokratie zu reagieren. Doch schon in Dünkirchen (als Hitler selbst seine Panzertruppen aus Angst zurückhielt) hatte sich die Kommandostruktur in Richtung einer Bürokratie von oben nach unten verlagert, die begabte Kommandeure ausschloss und katastrophale Fehler machte, indem sie sich auf die Belagerung von Sewastopol und Stalingrad konzentrierte, anstatt die taumelnden Sowjets endgültig zu besiegen.

Später wiederholte sich die Unflexibilität in der Defensive und bei den „No-Retreat“-Kommandos, die die Umzingelung der wichtigsten deutschen Streitkräfte ermöglichten, die Unflexibilität der Maginot-Linie und Stalins frühe Fehler wiederholten und zeigten, dass das faschistische System das Lernen vom Feind verhinderte und sogar die Deutschen ihrer eigenen institutionellen Vorteile im Laufe des Krieges beraubte.

17. Sogar der berühmte Elan erwies sich als illusorisch. Sowohl Deutschland als auch Japan wussten, dass sie zahlenmäßig unterlegen waren und von militärischen Traditionen und Eifer abhängig waren, um dies zu überwinden. Während deutsche Armeen im Allgemeinen 1:1 oder besser gingen (besonders 1941 gegen die Sowjets, als sie 4 Millionen schlecht geführte, veraltet ausgerüstete sowjetische Soldaten töteten oder gefangen nahmen), kämpften sogar die USA mit grüner Infanterie und in der Offensive über einen Ozean hinweg gegen die eingegrabenen kriegserfahrenen Deutschen – und verursachte nur 1:1 Verluste.

In ihrer dunkelsten Stunde, allein gegen den gesamten Kontinent und während sie nacheinander ihre wichtigen pazifischen Stützpunkte verloren, konzentrierten sich die Briten darauf, sich selbst und die Welt vor den Faschisten zu retten, während nur die Geheimpolizei und brutale Gewalt die Nazis über Wasser hielten, nachdem sich das Blatt gewendet hatte. Das deutsche Oberkommando wurde durch das Bedürfnis nach Geheimhaltung und den systematischen Ersatz talentierter Generäle durch loyale Idioten neutralisiert, und die zahlreichen Meutereien, Kapitulationen und Attentate von Naziführern zeigten, dass die illusorische Einheit des Faschismus unter Druck tatsächlich schwächer war als das Engagement und die Kooperation demokratischer Systeme.

18. Die Nazis hatten eigentlich nie Pläne, einen existenziellen Krieg zu gewinnen. Der Blitzkrieg erzielte einige Erfolge gegen die unterlegenen Polen und demoralisierte die Franzosen, doch diese großen regionalen Siege hatten grundsätzlich einen anderen Charakter als die Konflikte, die die Nazis danach begannen. Während die Deutschen mehr als eine Million Quadratkilometer von den Sowjets einnahmen und eine 4 Millionen Mann starke Armee zerstörten, wurde deren Industrie schließlich über den Ural hinaus verlegt und die Sowjets füllten ihre Armee in 4 Jahren mit weiteren 30 Millionen Männern auf.

Aber am allermeisten, selbst wenn Hitler irgendwie das erreicht hätte, was selbst Napoleon nicht konnte, besaßen weder er noch Tojo die Fähigkeit, Detroit anzugreifen, so dass ein unerbittlicher, ferner Feind die Zerstörung bringen konnte, ohne jemals selbst einer Bedrohung auf heimischem Boden ausgesetzt zu sein. Die Nazis hatten einfach nicht die Technologie, das Geld oder gar die Pläne, ihren industriell mächtigsten Gegner zu besiegen, und die vielleicht größte Tragödie des gesamten Krieges war, dass 60 Millionen Menschen sterben mussten um etwas zu beweisen, was eigentlich von Anfang an offensichtlich war.

Insgesamt erkannten die Nationalsozialisten nicht, wie sich die Luft- und Seeluftüberlegenheit auf die Kriegsanstrengungen auswirken würde. Sie waren immer noch der Ansicht, dass der Elan der Infanterie die technologische Überlegenheit überwinden würde, konnten aber nicht mit dem Umfang der alliierten Industrie oder der Geschwindigkeit ihres technologischen Fortschritts Schritt halten. Durch die Ineffizienz in der Forschung & Entwicklung wurden wichtige Ressourcenprobleme nie gelöst und so Millionen ihrer eigenen Untertanen bei Katastrophen geopfert, bei denen es nicht zu Rückzügen kam.

Durch ihren frühen Erfolg, Größenwahn und den Glauben an ihre eigene Propaganda getäuscht, führten Hitler und seine Mitarbeiter nicht nur ein moralisch abstoßendes Regime ein sondern zerstörten sich letztlich selbst. Faschismus bedeutet eine gruselige Ideologie, die große Macht für große persönliche Opfer verspricht, doch während das Opfer real war, erwies sich die Macht als illusorisch: Als System übertraf die Demokratie den Faschismus in nahezu jeder wichtigen Kategorie in technologischer, strategischer, industrieller und militärischer Hinsicht.

Hoffentlich ist dieses diametrale Versagen selbst für diejenigen, die moralisch offen für den Faschismus sind Beweis genug um ihn als einfach nicht durchführbar zu verwerfen. Und vielleicht können wir wenn wir den Mythos der Nazi-Kriegsmaschinerie zerstreuen, zukünftige Experimente mit dem Faschismus verhindern und die beeindruckende Produktivität von Systemen erkennen, die den Wert der Freiheit gebührend anerkennen sowie dazu inspirieren, mehr darüber zu lernen und der Nachwelt mitzuteilen, dass der Faschismus nicht nur böse, sondern auch wahnhaft und inkompetent ist.