David Glasner: „Die Untätigkeit eines jeden ist das Ergebnis der Untätigkeit aller“

Der äußerst scharfsinnige David Glasner erklärt, warum diejenigen, die den Coronavirus-Versorgungsschock mit den Monopol-Ölpreisschocks der 1970er Jahre vergleichen zutiefst falsch liegen.

GASOLINE SHORTAGE HIT THE STATE OF OREGON IN THE FALL OF 1973 BY MIDDAY GASOLINE WAS BECOMING UNAVAILABLE ALONG... - NARA - 555405
Geschlossene Tankstelle am Interstate Nr. 5 in Oregon, USA 1973

Dies ist kein inflationärer Angebotsschock. Hier scheint es sich im Gegenteil mit überwältigender Wahrscheinlichkeit um einen zutiefst deflationären Angebotsschock zu handeln.

…Einige, vielleicht aber auch ein paar mehr scheinen zu glauben, dass eine antizyklische politische Reaktion zur Steigerung der Nachfrage keine Rolle spielt, wenn der Schock eher ein Angebots- als ein Nachfrageschock ist. Das Problem mit dieser Argumentation ist dass Angebotsreduzierungen selbst effektiv Nachfragereduzierungen sind.

Die nachfolgenden Nachfragereduzierungen stellen einen sekundären Kontraktionsschock zusätzlich zum primären Angebotsschock dar und setzen damit einen kumulativen Prozess weiterer Reduzierungen von Angebot und Nachfrage in Gang.

Die Vernetzung der gesamten Wirtschaft und die Unfähigkeit eines Einzelnen, die Folgen eines sozialen oder wirtschaftlichen Zusammenbruchs durch andere (bessere) Entscheidungen zu vermeiden – z. B. die Annahme einer Lohnkürzung, um die eigene Beschäftigung zu erhalten – wurde von dem orthodoxesten aller Wirtschaftswissenschaftler der Universität Cambridge, Frederick Lavington, durchaus anerkannt, veröffentlicht 1922 in seinem Kurzbuch The Trade Cycle nach der horrenden Depression von 1921/22

Unter solchen Umständen die Arbeitslosigkeit als „freiwillig“ zu bezeichnen ist in etwa so wie die reduzierte Geschwindigkeit von Fahrern im Stau als „freiwillig“ zu betrachten.

Es ist absurd anzunehmen, dass der Schnittpunkt eines Angebots-Nachfrage-Diagramms eine relevante Analyse des Problems der Arbeitslosigkeit unter Umständen liefert, unter denen es zu massiven Entlassungen von Arbeitnehmern aus ihren Jobs kommt. Dennoch verhält sich die moderne Makroökonomie größtenteils so, als ob die Möglichkeit eines ineffizienten Nash-Gleichgewichts für die Probleme, mit denen sie sich befasst irrelevant wäre.

Angesichts eines nachteiligen Angebotsschocks ist eine Inflationsperiode, die so lange anhält wie der Abschwung daher als harmlos und heilsam zu begrüßen und keineswegs als böse und destruktiv zu verstehen. Die Zeit für einen Rückgang oder eine Umkehrung der Inflation sollte verschoben werden bis die Erholung wieder im Gange ist…

David Glasner: The Idleness of Each Is the Result of the Idleness of All