Das Scheitern der „Strukturreformen“: die Beschäftigung in Spanien, Irland, den baltischen Staaten und Polen

Die baltischen Volkswirtschaften und Irland gelten als die Aushängeschilder der radikalen Strukturreformer, die die große einmalige Gelegenheit der europäischen Krise ausnutzten, um Dumpinglöhne zu fordern, den Sozialstaat zu demontieren und finanzielle Interessen zu priorisieren.

Ihr Argument: Probleme durch eine Finanzkrise, stark fremdfinanzierte öffentliche Haushalte und den größten Immobilienboom überhaupt müssten durch Abstriche bei den Löhnen, Renten, Sozialleistungen, Arbeitslosengeldern und staatlichen Ausgaben sowie einer Neuregulierung der Wirtschaft gelöst werden, um die beruflichen und finanziellen Unsicherheiten der privaten Haushalte zu verbessern.

Und hat es funktioniert? Nein (siehe Grafik 1).

Nach einer Krise, die man in einer europäischen Perspektive seit 1945 nur mit der post-kommunistischen Misere vergleichen kann, erholte sich die Beschäftigung ein wenig in den baltischen Staaten (Estland, Litauen, Lettland mit zusammen etwa 7 Millionen Einwohner) und noch weniger in Irland (4 Millionen Einwohner).

Aber in den EU-Randländern liegt sie immer noch weit unter dem historischen Niveau, vor allem in Spanien (40 Millionen Einwohner). Zudem ist die leichte Erholung im letzten Jahr sowohl in Irland als auch in den baltischen Staaten ins Stocken geraten.

Polen litt dagegen nie unter einer Finanzblase und wertete nach 2008 seine Währung ab, daraufhin schaffte es durchaus einige Arbeitsplätze im letzten Jahr (+ 1,7%). Nach 2008 hat sich auch der spanische Dienstleistungssektor ganz gut entwickelt, wenn man dabei die epische Größe der Blase in der Bauwirtschaft berücksichtigt.

Aber es wird noch Jahrzehnte dauern, bis sich diese Staaten wirklich erholt haben. Da diese Länder eine massive Abwanderung erlebten und noch erleben (Spanien!), während die Geburtenraten seit Jahrzehnten sehr niedrig bleiben, erscheint die Entwicklung der Beschäftigungsquoten (Prozentsatz der Menschen zwischen 20 und 64, die einen Job oder eine andere Art von Einkommen aus Arbeit haben) etwas weniger düster (Grafik 2).

In Lettland war die Beschäftigung im 2. Quartal 2014 praktisch genauso hoch wie im gleichen Zeitraum 2013, doch das Beschäftigungsniveau stieg um nicht weniger als 1,7% -Punkte. In Litauen erhöhte sich die Beschäftigung um 0,9%, gleichzeitig wuchs die Erwerbsquote aber um 1,4% im gleichen Zeitraum.

Die Beschäftigungsquote in Polen (38 Millionen Einwohner) befand sich auf einem (post-kommunistischen) Rekordniveau. Der Anstieg der spanischen Beschäftigungsquote nach 2000 war hauptsächlich auf eine Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen zurückzuführen, während der Rückgang nach 2007 vor allem auf der Abnahme der Beschäftigung der Männer beruhte.

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des niederländischen Ökonomen Merijn Knibbe)