Balliol Croft, Cambridge 27. ii. 1906
Mein lieber Bowley…
Ich weiß, dass ich in den späteren Jahren meiner Arbeit das wachsende Gefühl hatte, dass ein gutes mathematisches Theorem, welches sich mit ökonomischen Hypothesen beschäftigte, selten auch gute Wirtschafts- wissenschaften darstellte.
Der britische Ökonom Alfred Marshall (1842 – 1924)
Und so begann ich mehr und mehr nach folgenden Regeln zu arbeiten:
(1) Verwende die Mathematik nur als ein Hilfsmittel, anstatt sie zum Motor der Forschungsarbeit zu machen. (2) Halte dich daran, bis du fertig sind. (3) Übersetze alles in lesbare Sprache. (4) Veranschauliche dann anhand von Beispielen, die im wirklichen Leben wichtig sind. (5) Verbrenne die Mathematik. (6) Wenn du Punkt 4 nicht erfolgreich abschließen kannst, verbrenne alles ab 3. Diesen Schritt habe ich in letzter Zeit sehr oft ausgeführt…Mit leeren Händen
Dein Alfred Marshall
(eigene Übersetzung aus einem Blogbeitrag des schwedischen Ökonomen und Wirtschaftshistorikers Lars Syll)
Update vom 04.11.2016:
Ein aktueller Bezug gefällig? Bitteschön: nach der vernichtenden Kritik von Norbert Häring an dem Jahresgutachten 2016 der sogenannten 5 „Wirtschaftsweisen“ dünkt es mir, als hätten sich diese „Weisen“ (zumindest die vier neoliberalen davon) vor der Veröffentlichung auch besser an Punkt 6 der Empfehlung von Alfred Marshall halten sollen…