Die Mainstream-Geldtheorie – hübsch, elegant, plausibel und doch völlig falsch

In unserer modernen Zeit basieren die legalen Währungen vollständig auf sogenanntem Fiatgeld. Zahlungsmittel an sich haben heute keinen intrinsischen Wert mehr (wie etwa Gold und Silber).

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Euro-Banknoten – „Objekte ohne inneren Wert?“ (=Fiat Money)

Was ihnen Wert schenkt, ist grundsätzlich der gesetzliche Status, der ihnen vom Staat gegeben wird, und die einfache Tatsache, dass Sie Ihre Steuern mit ihnen bezahlen müssen. Das ermöglicht den Regierungen auch, damit eine Art Monopolgeschäft zu betreiben, wobei ihnen niemals das Geld ausgehen kann.

Daher werden dann auch die Ausgaben zum Hauptantrieb des Handelns und die Besteuerung und die Kreditaufnahme zu nachfolgenden Handlungen degradiert. Wenn wir eine Depression erleiden, ist Austerität damit keine Lösung. Stattdessen ist es eine Erhöhung der Ausgaben. Budgetdefizite stellen dabei nicht das Hauptproblem dar, da Fiatgeld bedeutet, dass Regierungen zu jeder Zeit genügend davon herstellen können.

Die Finanzierung der quantitativen Lockerung (QE), der fiskalpolitischen Expansion oder anderer ähnlicher Operationen wird durch die bloße Anrechnung einer Gutschrift auf ein Bankkonto ermöglicht und damit – durch einen einzigen Tastendruck – tatsächlich Geld geschaffen. Einer der wichtigsten Gründe dafür, warum so viele Länder immer noch in depressionsähnlichen wirtschaftlichen Morasten feststecken ist schlicht die Tatsache, dass die Menschen im Allgemeinen – einschließlich der meisten Mainstream-Ökonomen – einfach nicht verstehen, wie ein modernes Geldsystem funktioniert.

Das Ergebnis ist somit eine völlig falsch geplante Sparpolitik, die aus einer grundlosen Angst vor der Inflation durch Geld druckende Zentralbanken in einer Situation entsteht, in der wir lieber Deflation und unzureichende effektive Nachfrage befürchten sollten.

Das Mainstream-neoklassische Lehrbuch-Konzept des Geld(-schöpfungs-)Multiplikators geht davon aus, dass Banken automatisch die Kreditgeld-Versorgung auf ein Vielfaches ihrer Gesamtreserven erweitern. Wenn die erforderliche Mindestreservequote 5% beträgt, sollte die Geldmenge etwa zwanzigmal größer sein als die Gesamtreserven aller Banken. Auf diese Weise geht das Geld-Multiplikator-Konzept davon aus, dass die Zentralbank die Geldmenge kontrolliert, indem sie das erforderliche Mindestreserveverhältnis festlegt.

In seinem Werk „Macroeconomics“ – nur um ein Beispiel zu nennen – schreibt Greg Mankiw:

Wir können jetzt sehen, dass die Geldmenge proportional zur monetären (Geld-)Basis ist. Der Faktor der Proportionalität … wird Geld-Multiplikator genannt … Jeder Dollar Geldbasis produziert m Dollar Geld. Weil die Geldbasis eine multiplizierende Wirkung auf die Geldmenge hat, wird die Geldbasis auch als Hochleistungsgeld bezeichnet.

Das Geld-Multiplikator-Konzept ist – wie aus dem Zitat oben ersehen werden kann – nichts als ein großer Irrtum. Dies ist nicht die Art und Weise wie Kredit in einer Geld-Wirtschaft geschaffen wird. Es ist daher nichts anderes als ein monetärer Mythos, dass die Geldbasis eine so entscheidende Rolle in einer modernen Kreditwirtschaft mit Fiatgeld spielen kann.

In der realen Welt verlängern Banken zuerst Kredite und suchen dann nach Reserven. Daher stellt der Geld-Multiplikator im Grunde auch die Kausalität falsch dar. Auf einer tiefen fundamentalen Ebene ist die Geldversorgung eben endogen.

Man kann sich daher wunderbar fragen, warum um alles auf dieser Welt dieses gehätschelte neoklassische Mainstream-Märchen überhaupt noch in den Lehrbüchern auftaucht und den Ökonomie-Studenten noch beigebracht wird. Die Vorstellung, dass Banken einfach nur als passive Intermediäre existieren, um Ersparnisse in Investitionen zu verwandeln, ist eine so grobe Falschdarstellung dessen, was in der realen Welt vor sich geht, dass es nur einen Platz dafür gibt – und das ist … (die Tonne).

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des schwedischen Ökonomen Lars Syll)