Warum nicht immer so? Bentaleb- und Goretzka-Show gegen Hertha BSC

Im letzten Post hatte ich ja schon Bezug genommen auf den Schalker (ja, und auch Madrider) Superstar Raul. Am Samstag beim 2:0-Sieg über die Hertha aus Berlin war es dann endlich mal wieder so weit.

Leon Goretzka
Schalkes Jung-Nationalspieler Leon Goretzka (rechts)

Ein Hauch Genialität wie in Zeiten der spanischen Legende wehte über den (neuen) Rasen der Veltins-Arena. Doch im Gegensatz zu den Taten eines Raul war es diesmal ein kongeniales Duo, welches die Glanzlichter setzte.

Der algerische Nationalspieler Nabil Bentaleb, der offenbar das enttäuschende Abschneiden seines Landes beim Afrika-Cup endgültig abgeschüttelt hat, und sein deutscher Kollege Leon Goretzka sorgten fast im Alleingang für sämtliche Höhepunkte des Spiels.

Bentaleb bereitete beide Tore mit Zuckerpässen Marke Raul vor, Goretzka gefiel durch nimmermüden Einsatz und unerschütterlichem Selbstvertrauen als „Chef“ auf dem Platz. Genial, wie er vor dem 1:0 dem unaufmerksamen Salomon Kalou den Ball von den Zehen spitzelte, irre sein Solo zum vorentscheidenden zweiten Schalker Treffer.

Doch trotz allen Lobes für die beiden überragenden Mittelfeldakteure bedurfte es mehr als die zwei „Raul-Imitatoren“, um den Tabellen-Sechsten aus der Bundeshauptstadt punkte- und torlos wieder zurück nach Hause zu schicken.

Vor allem eine geschlossene Mannschaftsleistung, bei der kein einziger Spieler negativ auffiel. Ganz im Gegenteil trugen alle ihren Teil dazu bei, um die schlechten Vorstellungen nach dem Ende der Winterpause zumindest etwas vergessen zu lassen.

Zu erwähnen wäre beispielsweise die Bayern-Leihgabe Holger Badstuber, dem ein überaus gelungenes Schalker Heimdebüt gelang. Er fügte sich nahtlos in die Dreierkette mit Naldo und Kapitän Höwedes ein und deutete an, warum ihn Manager Christian Heidel für einen der besten Spieleröffner der Bundesliga hält. Zudem war er auch entscheidend am zweiten Treffer des S04 beteiligt.

Im Mittelfeld setzte Benjamin Stambouli nach den guten Einsätzen in München und Sandhausen im Pokal weiterhin dezent Akzente und ließ den auf der Bank schmorenden Johannes Geis nahezu völlig vergessen. Auf der „Sechs“ unterstützte Stambouli Goretzka und Bentaleb, seinen ehemaligen Mannschaftskollegen bei den Tottenham Hotspurs so unauffällig und gleichzeitig effektiv, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

Sollte der Franzose diese Leistung konservieren können, so wäre das eine sehr beeindruckende Antwort auf die zuletzt aufkeimende Kritik durch die Vereins-verantwortlichen Heidel und Weinzierl. Selten zuvor hat ein Spieler in Gelsenkirchen so zügig und souverän auf eine negative Würdigung seines Handelns reagiert. Chapeau Benjamin!

Was war sonst noch im Gespräch? Wie so oft zuletzt der Name Guido Burgstaller, dessen nimmermüder Einsatz gegen Hertha BSC Berlin mit seinem zweiten Bundesligator belohnt wurde. Unglaublich, wie der Österreicher kämpfte und rackerte, sich immer wieder anbot und schnörkellos den Abschluss suchte. Das ist genau der Typ Stürmer, den wir beim S04 seit den Ausfällen von Embolo und Huntelaar so schmerzlich vermisst haben.

Gut gefallen hat mir aber auch wieder nach seiner starken Vorstellung im DFB-Pokal unser dritter Winterneuzugang Daniel Caligiuri. Ganz anders als zuletzt bei mir von seiner Wolfsburger Zeit in Erinnerung geblieben zeigte er Einsatz und tolle fußballerische Fähigkeiten. Ich muss sagen, er hat mich in dieser Hinsicht bisher sehr positiv überrascht, wie so manch anderer Schalke-Fan war ich doch etwas skeptisch, was seine Verpflichtung anging.

Nicht zu vergessen den Rest der Mannschaft: Fährmann war da, wenn er gebraucht wurde, Höwedes und Naldo gewohnt souverän, Sead Kolasinac ist inzwischen links eine Bank, Schöpf auf rechts ebenso. Die Einwechselspieler Meyer, Kehrer und Huntelaar kamen allerdings zu spät, um noch Akzente setzen zu können, aufgrund der Leistungen der Stamm-Elf waren diese verzögerten Ablösungen allerdings völlig in Ordnung.

Aber was für ein Wechselbad der Gefühle in der Arena! Vor zwei Wochen standen noch alle Zeichen auf Sturm, die Zuschauer pfiffen, schimpften oder flüchteten sogar ob der dürftigen Vorstellungen. Samstag herrschte dagegen schon fast wieder Aufbruchs-stimmung, obwohl sich auch viele Fans zum wiederholten Male gefragt haben dürften, warum solche Achterbahnfahrten eigentlich immer sein müssen.

Wie aber soll es nun weitergehen? Donnerstag folgt das schwere Euro-League-Pokalspiel bei PAOK Saloniki, dem aktuellen Tabellendritten der griechischen Super League, am Sonntag wird es beim 1. FC Köln auch nicht viel leichter. Die Geißböcke stehen in der Bundesliga auf Rang sieben, dem Platz, auf den die Blau-Weißen eigentlich mindestens kommen wollten. Bis dahin sind es allerdings noch sieben Punkte, ein Erfolg gegen einen direkten Rivalen ist da an sich Pflicht.

Mal schauen, zum wiederholten Male stehen die Knappen in dieser Saison offenbar an einem Scheidepunkt, und es erscheint noch unklar, wohin der Weg gehen soll. Die zuletzt gezeigten Leistungen deuten zwar eindeutig nach oben, doch diese Erfolge müssen weiter bestätigt werden, um sich vielleicht doch noch eine kleine Chance auf den internationalen Fußball auch in der nächsten Saison wahren zu können.