Besonders bevorzugter Kundenstatus

Was in der neoliberalen Ära besonders stört ist die ständige ungefragte Aufforderung, nach den besten Angeboten für Dienstleistungen zu suchen, von denen wir einmal annehmen konnten, dass sie zu fairen Preisen angeboten wurden, wie etwa Strom- oder Bankdienstleistungen.

World Trade Organization Members
Mitgliedsstatus der Welthandelsorganisation (WTO); dunkelgrün: Mitglied; hellgrün: Mitglied der EU und damit Mitglied der WTO; blau: Beobachterstatus; grau: keine offizielle Interaktion mit der WTO

Ein entscheidendes Merkmal dabei ist, dass Sie dies nicht ein für alle Mal erledigen können. Treue Kunden werden routinemäßig bestraft, indem sie bei ungünstigen Tarifen verbleiben, während Neukunden bessere Konditionen angeboten werden.

Ansonsten fällt auf, dass wir eigentlich wesentlich bessere Ergebnisse an den Märkten erzielen könnten, wenn alle Firmen bestehende Angebote auch an neue Kunden weitergeben müssten (Ausnahmen könnten hier beispielsweise sogenannte „Try before you buy“-Angebote darstellen). Dies würde zudem die Abwanderungskäufe und unnütze Transaktionen erheblich reduzieren, was hoffentlich zu einer Zunahme der Einzelhandels-margen führen würde, wie wir sie etwa in Bereichen wie der Stromwirtschaft gesehen haben.

Dies entspräche dem Status des Meistbegünstigungsprinzips (engl. MFN) in der internationalen Handelspolitik, wodurch sichergestellt wird, dass alle Mitglieder der Welthandelsorganisation WTO die gleiche Behandlung erhalten. Interessanterweise bezieht sich der englische Wikipedia-Beitrag zu dieser Thematik nur auf eine wettbewerbs-feindliche Version der Meistbegünstigtenklausel, wobei der MFN-Status nur für ausgewählte Kunden gilt.

Es ist natürlich etwas ambivalent, wenn es darum geht Wege zu finden, wie der Neoliberalismus besser funktionieren kann, insbesondere da er sich momentan (richtigerweise) auf dem Rückzug befindet. Doch da wir ihn wohl noch zwangsläufig einige Zeit ertragen müssen, scheint es eine durchaus lohnende Idee zu sein, offensichtliche Fehler aufzuzeigen und zu reformieren.

(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des australischen Ökonomen John Quiggin)