Oberster Grenz-Einkommenssteuersatz in den USA zwischen 1913 und 2013

Amerika erhebt seit mehr als 50 Jahren die Einkommenssteuern falsch.

Alle Amerikaner, einschließlich der Reichen, wären besser dran, wenn die Spitzensteuersätze wieder in die Eisenhower-Ära zurückgingen, als der oberste Grenzsteuersatz 91 Prozent betrug, so ein neues Arbeitspapier von Fabian Kindermann von der Universität Bonn und Dirk Krueger von der Universität von Pennsylvania.

Die höchste Steuerrate, die alle Bürger einschließlich der Top 1 Prozent der Verdiener, gleich gut stelle, sei „irgendwo zwischen 85 und 90 Prozent“, so Krüger gegenüber der „Huffington Post“. Derzeit wird die Spitzenrate von 39,6 Prozent für Einkommen über $ 406.750 für Einzelpersonen und $ 457.600 für Paare erhoben.

Weniger als 1 Prozent der Amerikaner, oder etwa 1,3 Millionen Menschen, erreichen überhaupt diese oberste Gruppe der Top-Verdiener.

Quelle

Die Lehren aus einer Roboter-Übernahme in Zeitlupe

Die Baumwollernte wird heute von Maschinen dominiert. Aber bis es soweit war, hat es Jahrzehnte gedauert.

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Eine Baumwoll-Erntemaschine von John Deere bei der Arbeit in den USA

Aus der Kabine eines hochmodernen Cotton-Ernters Marke John Deere erscheint das Pflücken von Baumwolle heute als der einfachste Job der Welt. Man tuckert mit vier oder fünf Meilen pro Stunde herum und sieht zu, wie die leuchtend gelben Finger der riesigen Maschine acht Reihen von Kapseln gleichzeitig verschlingen.

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Makroskop: Der kranke Mann Europas wird gesund, der Rest bekommt Fieber

Fieberthermometer

…Die Übertragung des merkantilistischen Modells auf die gesamte EU (insbesondere die Eurozone) wird auf Dauer nicht nachhaltig sein können. Zunächst macht sich Europa damit abhängig von der Nachfrage in der übrigen Welt.

Zweitens wird der Euro bei gravierenden Überschüssen und restriktiverer Geldpolitik so stark aufwerten, dass jeglicher Wettbewerbsvorteil, der durch Lohnzurückhaltung erreicht wurde, zunichte gemacht wird.

Drittens hat Europa einen Exportanteil von 15 % und es ist ebenso unwahrscheinlich wie irrational, diesen Anteil signifikant steigern zu wollen; die Welt ist kein großer und integrierter Markt, sondern besteht aus mehreren, recht geschlossenen Volkswirtschaften.

Viertens, und das ist mindestens ebenso wichtig, stellt sich beim Merkantilismus natürlich auch eine moralische Frage, weshalb die einen immer auf Kosten der anderen die Überschüsse fahren müssen, anstatt sich einem fairen und ausgeglichenen Handel zu widmen.

aus Der kranke Mann Europas wird gesund, der Rest bekommt Fieber

42 Milliardäre vs. 3,7 Milliarden sonstiger Menschen

Laut Oxfams von der Credit Suisse erstellten Daten-Analyse (die ich Ende letzten Jahres auf andere Weise unter die Lupe genommen hatte) besitzen jetzt 42 Milliardäre das gleiche Vermögen wie die unteren – 3,7 Milliarden – der Weltbevölkerung.

Zusammen haben diese 3,7 Milliarden Menschen nur die Hälfte von einem Prozent (0,53 Prozent) des Weltvermögens, eine Zahl, die auf gerade einmal ein Prozent (0,96 Prozent) steigt, wenn die Nettoverschuldung ausgeschlossen wird.

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Thomas Piketty: Soziale Ungleichheit weltweit gewachsen

Der französische Starökonom Thomas Piketty prangert laut einem ZEIT-Artikel diesen Trend auch in Deutschland an.

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Thomas Piketty 2014 in Paris

Mitschuldig seien auch die Privatisierungen durch den Staat, von denen fast ausschließlich nur die bereits Begüterten profitiert hätten. Für die untere Hälfte der Verdiener dagegen lägen die Löhne inflationsbereinigt heute unter denen von vor zwanzig Jahren.

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Elsner: Neoliberalismus vs. Demokratie – das „race to the bottom“

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Anti-G7-Demo der Globalisierungskritiker

…Und für die „normalen“ Menschen bleiben in diesem Globalisierungsregime im politischen Angebot: konkurrenzlicher Nationalismus, Regionalismus und Lokalpatriotismus und der internationale Existenzkampf untereinander um die Lohn- und Sozialstandards – unter den hergestellten Bedingungen faktisch immer und überall ein „race to the bottom“.

Da gibt es eben keine durch die Staatsmächte sorgfältig geordnete Vereinheitlichung der Bedingungen, keinen einheitlichen „europäischen Sozialraum“, keinen international hergestellten bequemen einheitlichen Handlungsraum für Arbeitnehmer und Gewerkschaften. Im internationalen Raum dürfen die Menschen nur Touristen sein, Studenten oder spezialisierte Experten-Arbeitnehmer, vereinzelt oder in kleinen Gruppen, aber z.B. keine ganzen, handelnden Belegschaften oder nationale Arbeitnehmerschaften.

Und das hat System: Die globale Ebene wurde und wird eben exklusiv für das Kapital, seine Handlungslogiken und seinen unaufholbaren sozialen Machtvorsprung bereitet.

aus dem Vortrag „Neoliberaler“ Kapitalismus versus Demokratie von Wolfram Elsner, gehalten in Linz 2011

Wenn zu viel gespart wird, sorgt Arbeitslosigkeit für die nötige Anpassung…

Agentur für Arbeit Hannover und der Region Hannover, Jobcenter Region Hannover, Vahrenwalder Straße 245, 30179 Hannover, Schriftzug über dem Eingang, mittwochs geschlossen
Eingang zum Jobcenter für die Region Hannover

Arbeitslosigkeit könnte ein fernes Phänomen von gestern sein. Könnte. Wenn nicht die noch immer vorherrschende wirtschafts-feindliche Ideologie des schlanken und sparenden Staates die Zusammenhänge ignorieren würde.

Passen die Sparwünsche nicht überein, sorgt Arbeitslosigkeit für Zwangsanpassung

Kein Wirtschaftssektor kann daher sein Nettofinanzvermögen steigern, ohne dass ein anderer Sektor sich dafür in gleicher Höhe verschuldet.

Alleine die Änderung der Sparneigung (des Sparwunsches) eines Sektors hat damit nicht zwingend zur Folge, dass sich dieser auch tatsächlich realisiert. Das Nettofinanzvermögen des spar-willigen Sektors erhöht sich nicht, wenn kein anderer Sektor seine Nettoverschuldung erhöht. Die Einnahmen des vermeint-lichen sparenden Sektors werden im gleichen Maße sinken, wie die Ausgaben reduziert wurden.

Die Verringerung der Einnahmen, also des Volkseinkommens, geschieht bei konstanten Zinsen vollständig durch den Rückgang der Lohnsumme (Löhne, Gehälter und andere Bezüge) und damit dem Entstehen von Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosigkeit ist daher eine Art Ausgleichsvariable, die dafür sorgt, dass saldenmechanisch unrealisierbar hohe Sparwünsche der Wirtschaftsakteure nicht erfüllt werden.

aus Wie Arbeitslosigkeit in die Geschichtsbücher verbannt werden kann

Haben Strukturreformen auf Arbeitsmärkten die Innovation beeinträchtigt?

Solche Reformen machen Arbeit billiger und das bedeutet, dass Investitionen in moderne Prozesstechnologien weniger lohnend werden.

In unserer Panelanalyse von 20 Ländern über 44 Jahre ermittelten wir: ein um 1 Prozent niedrigerer Lohnanstieg wird mittelfristig das Wachstum der Wertschöpfung pro Arbeitsstunde um 0,3 – 0,5 Prozent reduzieren.

Wo immer Sie in der Vergangenheit auf der Angebotsseite Arbeitsmarktreformen hatten, sehen Sie das gleiche Muster: Die Wachstumsraten der Wertschöpfung pro Arbeitsstunde sinken. Im Gegenzug steigt der Arbeitsaufwand. Wenn Sie weniger Roboter kaufen, brauchen Sie natürlich mehr Hände. Leider gibt es bei einem geringen Wachstum der Wertschöpfung pro Arbeitsstunde am Ende weniger nationales Einkommen, welches zwischen Kapital, Arbeit und Regierung aufgeteilt wird.

Ein gutes Beispiel sind die Niederlande. Die Niederlande begannen in den frühen 1980er Jahren mit einer Politik sehr moderater Lohnforderungen („loonmatiging“). Seit 1985 liegen die Wachstumsraten der Wertschöpfung pro Arbeitsstunde deutlich unter dem EU-Durchschnitt.

Die politischen Konsequenzen liegen auf der Hand: Es gibt kaum Raum für Reallohnerhöhungen, insbesondere für gering qualifizierte Arbeitskräfte, und es besteht anhaltender Druck, die öffentlichen Ausgaben und den Wohlfahrtsstaat zurückzufahren. Mittlerweile ist dies ein fruchtbarer Nährboden für Populismus, während die Mitgliedschaft in den Gewerkschaften nachlässt.

aus Do Structural Reforms Of Labour Markets Impair Innovation? von Alfred Kleinknecht

Da schau her: BDI-Chef Dieter Kempf kritisiert Deutschlands Exportüberschuss

Unsere Waren sind besser: So verteidigten Wirtschaftsvertreter bislang den deutschen Handelsüberschuss. Nun fordert BDI-Präsident Kempf jedoch, die Deutschen sollten sich bei dem Thema „ehrlich machen“.

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BDI-Chef Prof. Dieter Kempf beim Tag der Deutschen Industrie 2017


„Wir Deutschen sollten uns hier ein bisschen ehrlich machen“, sagte Kempf der „Süddeutschen Zeitung“. „Handelsbilanzen müssen nicht immer ausgeglichen sein. Aber wenn ein Land dauerhaft extrem hohe Überschüsse ausweist, dann muss es sich auch einmal fragen, was es selbst dazu beitragen kann, dass die Sache nicht aus dem Ruder läuft.“

Kempfs Aussagen widersprechen den gängigen Äußerungen deutscher Wirtschaftsvertreter zum Thema. Demnach sind Deutschlands hohe Überschüsse allein Folge besonders wettbewerbsfähiger Produkte. Mit diesem Argument wurde auch Kritik von US-Präsident Donald Trump zurückgewiesen. Er kritisierte das Ungleichgewicht seit Beginn seiner Amtszeit als „unfair“ und hat mit Strafzöllen gedroht.

aus Spiegel-Online

Tja, wenn der größte Exportmarkt plötzlich unsicher wird, kommen auch der deutschen Industrie völlig neue Einsichten. Besonders interessant ist aber auch der letzte Absatz des Artikels:

Kempf schloss auch eine Angleichung der Importzölle auf Autos in den USA und der EU nicht aus. Bisher verlangen die Europäer eine Einfuhrabgabe von zehn Prozent auf amerikanische Wagen, während die USA umgekehrt nur 2,5 Prozent fordern.

Und Trump wagt es da doch tatsächlich mit Strafzöllen zu drohen, unglaublich so was!

Was bei den neuen Erkenntnissen des BDI-Chefs noch fehlt, ist die Lösungsmöglichkeit für den Abbau des Handelsüberschusses via Löhne und Lohnstückkosten, wie nicht nur hier im Blog schon oft gefordert wurde.

Na, was nicht ist, kann ja noch kommen…