Gesehen: „Die Anstalt“ im ZDF am 05.04.2016

Der vergebliche Kampf des „Umverteilers“ Robin Hood gegen die Windmühlenflügel der Feudalherrschaft im Sherwood Forest und anderswo.

Claus von Wagner in Ludwigsburg
Claus von Wagner, zusammen mit Max Uthoff Gastgeber der „Anstalt“ im ZDF

Unbedingt sehenswert, da die ansonsten eher verschleiert und unvollständig dargestellte Problematik der Vermögensverteilung in unserem Land in dieser Sendung ganz hervorragend zusammengefasst wird.

Wieder einmal eine der selten gewordenen Sternstunden der Fernsehunterhaltung mit viel Anspruch und noch mehr unbequemen Fakten.

Mit einem Wort: genial

Thomas Piketty über die Entwicklung des Spitzensteuersatzes in einigen Ländern

Piketty in Cambridge 3
Der französische Ökonom Thomas Piketty

Offenbar korreliert die Entwicklung des Steuersystems ihrerseits mit dem Wandel sozialer Normen – aber einmal in Gang gesetzt, folgt sie ihren eigenen Gesetzen. So scheint […] das sehr starke Sinken des Spitzensteuersatzes seit den 1970er Jahren in den angelsächsischen Ländern […] die Kultur der Entlohnung von Führungskräften völlig verändert zu haben, da diese mit einem Mal einen viel stärkeren Anreiz hatten, auf massive Gehaltserhöhungen zu drängen.

Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert (übersetzt von Ilse Utz und Stefan Lorenzer), Beck, München 2014, S. 445

Treiben höhere Mindestlöhne Produktivität und Innovation an?

Vor der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes habe ich hier mehrfach über die Vorteile einer solchen Lohnuntergrenze geschrieben. Nun stieß ich auf einen sehr interessanten Artikel des amerikanischen Ökonomen Noah Smith zu dieser Thematik. Er stellte sich die Frage, ob Mindestlöhne in der langen Frist nicht sogar die Produktivität und Innovation steigern würden.

Jobboom nach der Mindestlohneinführung
Grafik: Hans-Böckler-Stiftung

Normalerweise wären es ja die Gegner von Lohnuntergrenzen, die über die Auswirkungen von Mindestlöhnen über längere Zeiträume reden würden, so Smith. Ihrer Ansicht nach hätten Erhöhungen der Mindestlöhne keine oder nur geringe Konsequenzen für das Beschäftigungsniveau einer Volkswirtschaft. Langfristig aber würden sie angeblich doch zu negativen Folgen für den Abbau der Erwerbslosigkeit führen.

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Kriminelle Brandmale: Können Rezessionen Verbrechens- karrieren hervorrufen?

Rezessionen und Krisen erhöhen in der Regel die Jugendarbeitslosigkeit und hinterlassen langfristig „Wunden“ am Arbeitsmarkt für die betroffenen Jugendlichen.

Bushaltestelle Breitscheidstraße Ilmenau
Graffiti an einer Bushaltestelle

Aktuelle Forschungsergebnisse von Brian Bell, Anna Bindler und Stephen Machin belegen zudem, dass sie auch erheblichen und beunruhigenden Einfluss auf den Start von kriminellen Karrieren haben.

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Der Mythos von der Roboter-Job-okalypse

„Die Anzahl der an effizientere Maschinen verlorenen Arbeitsplätze ist nur ein Teil des Problems…In der Vergangenheit stellten neue Industrien weit mehr Menschen ein als sie aus dem Geschäft warfen. Doch diese Tatsache gilt in vielen der heutigen neuen Industrien nicht mehr.“

Arnold Schwarzenegger T-800 (Madame Tussauds)
Arnold Schwarzenegger als T-800 (Madame Tussauds in London).

Dieses Zitat aus dem Time-Magazin stammt aus den ersten Wochen der Präsidentschaft von John F. Kennedy. Trotzdem würde es problemlos in viele der heutigen politischen Reden passen. Wie jeder selbstbewusste unbarmherzige Killer-Roboter aus der Zukunft, kehrt auch unsere Techno-Angst immer wieder zurück.

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Fatale Irrtümer des finanziellen Fundamentalismus – Von der notwendigen Erwerbslosigkeit zur Eindämmung der Inflation (NAIRU)

Eine Abhandlung über die Ökonomie der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage
Teil 6

Irrtum Nr. 6: Es wird als notwendig erachtet, die Arbeitslosigkeit an einem „inflationsstabilen“ Pegel („NAIRU“) im Bereich von 4 bis 6 % zu halten, wenn dadurch ein inakzeptables Ansteigen der Inflation verhindert werden kann.
1996, als William Vickrey seine Abhandlung der fatalen Finanzirrtümer verfasste, war die amtlich ermittelte Arbeitslosenquote in den USA auf 5,1 % zurückgegangen, während das Congressional Budget Office (CBO) die NAIRU seit 1964 bei 6,0 Prozent festgelegt hatte, nachdem sie vorher seit 1958 zwischen 5,5 und 6,3 Prozent betrug. Seit der Finanzkrise ist die NAIRU ab 2010 wieder gestiegen, bis 5,5 Prozent in 2013, in den nächsten Jahren bis 2020 soll sie dann wieder bis auf 5,1 Prozent sinken.

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Die Belohnungen fürs harte Arbeiten sind zu groß für Keynes‘ Visionen

Der berühmte Ökonom lag richtig mit seiner Annahme, dass es uns heute besser geht als den Menschen in seiner Epoche, doch nur auf Kosten unserer Freizeit. Lange Arbeitszeiten zahlen sich in finanzieller Hinsicht aus, bedeuten aber auch, dass wir weniger Zeit für sonstige Beschäftigungen haben.

Keynes 1933
John Maynard Keynes im Jahre 1933

Sollte Keynes nun auf die heutige Situation herabschauen – er würde sicherlich auch einen guten Schutzengel für Wirtschaftswissenschaftler abgeben – dann würde er den Autor dieser Zeilen sicherlich fragen, warum er überhaupt diesen Artikel schreibt anstatt im Liegestuhl am Pool zu sitzen.

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Die gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen an die Gewerkschaften – Teil 3: „Haltepflöcke von Papier-Währungen bei freien Wechselkursen“

Nachdem wir in Teil 1 dieser Serie die Beschränkung der Individualkonkurrenz der Arbeitnehmer untereinander sowie in Teil 2 die Funktion des Schutzwalles gegen menschenunwürdige Unterbietungskonkurrenz als wichtige fundamentale Grundpfeiler der ordnungspolitischen Legitimation der Gewerkschaften identifiziert hatten, soll hier nun auf eine sehr bedeutende makroökonomische Aufgabe der Arbeitnehmervertreter eingegangen werden.

Gewdemonstration

Jeder Student der Volkswirtschaftslehre lernt schon immer, dass in Märkten mit einem freiem Spiel von Einzelpreisen durch die Veränderungen realwirtschaftlicher Knappheits-relationen lediglich die Beziehungen zwischen den Geldpreisen der einzelnen Waren und Leistungen festgelegt werden.

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Die gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen an die Gewerkschaften – Teil 2: Schutzwall gegen menschenunwürdige Unterbietungskonkurrenz

In Teil 1 dieser Serie über die volkswirtschaftlichen Aufgaben der Gewerkschaften identifizierten wir anhand des Buches „Marktpreis und Menschenwürde“ von Wolfgang Stützel die Beschränkung der Individualkonkurrenz der Arbeitnehmer untereinander als eine fundamentale Basis ihrer ordnungspolitischen Legitimation.

Nürnberg verdi Stepro

Sicherlich waren es zunächst die Gesetzgeber, die mit entsprechenden Arbeitszeitregeln Schutzvorkehrungen gegen die Gnadenlosigkeit der unmenschlichen Unterbietungs- konkurrenz einrichteten. Doch nach der Ächtung der Möglichkeiten zum Mehrangebot an Arbeitszeit blieb es den konkurrierenden Arbeitnehmern jedoch selbst überlassen, etwas gegen die nächste Eskalationsstufe bei der Vermeidung der Erwerbslosigkeit zu unternehmen.

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