Weitere Hinweise, dass höhere (noch viel höhere) Mindestlöhne weitestgehend das tun was sie sollen

Eine Anhebung des gesamtstaatlichen Mindestlohns auf 15 US-Dollar pro Stunde bis 2025 würde laut einem Bericht des Congressional Budget Office vom vergangenen Sommer die Bezahlung von 27,3 Millionen Arbeitnehmern – 17 Prozent der gesamten Beschäftigten – erhöhen.

Mindestlohn und Erwerbslosenquote
Grafik zur Mindestlohn- und Arbeitslosenquote in 20 Ländern.
Daten von 2004 (Frankreich 2006).

Dies würde das Einkommen benachteiligter Familien um 5 Prozent erhöhen und damit die Zahl der in Armut lebenden Menschen um 1,3 Millionen senken. Da diese Zunahme am unteren Ende teilweise auch aus Gewinnen finanziert würden, würde die Erhöhung der Lohnuntergrenze gleichzeitig auch die Ungleichheit verringern.

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Die Erhöhung des Mindestlohns in Seattle: ein Desaster?

Dunkle Warnungen wurden im Zuge der Verabschiedung der Mindestlohn-Verordnung in Seattle geäußert. „Minimum-Lohn-Erhöhung von Seattle endet sicher in einem Desaster“ und „Seattle erlebt Ausnahmen vom $ 15 Mindestlohn“.


Mindestlohn pro Stunde in Seattle (blau), als Ansatz 1 (dunkelblau ) und als Ansatz 2 (hellblau) sowie auf Bundesebene (rot). Quelle: BLS und City of Seattle

In einer frühen und inzwischen längst entzauberten Einschätzung schrieb der Ökonom Mark J. Perry: „Neuere Untersuchungen legen nahe, dass Seattles ‚radikales Experiment‘ ein Modell für den Rest der Nation sein könnte, dem man nicht folgen sollte“.

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Hans-Werner Sinn über Mindestlöhne, die Eurokrise, Say’s Law und die absurde Logik der neoklassischen Theorie

Man ist ja eigentlich von den neoliberalen Apologeten gewohnt, dass sie gerne bei ihren Aussagen im Ungefähren bleiben, dafür Schlagworte heraushauen (wie etwa der neue Ifo-Chef Clemens Fuest in einem Interview: „Mehr Mindestlohn, mehr Arbeitslosigkeit“ oder „Höhere Unternehmensteuern oder Netto-Vermögensteuern kosten Arbeitsplätze“), ohne aber wirklich bei den Begründungen in die Tiefe gehen zu müssen.

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Der ehemalige Präsident des Ifo-Institutes Hans-Werner Sinn

Das ist natürlich an sich schon oft problematisch, weil in solchen Zwiegesprächen meist die Zeit knapp bemessen wird, viele Themen auf einmal abgehandelt werden sollen oder aber, was ebenso häufig vorkommt, die Interviewer mangels fundiertem Wissen nicht nachhaken können oder wollen.

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Treiben höhere Mindestlöhne Produktivität und Innovation an?

Vor der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes habe ich hier mehrfach über die Vorteile einer solchen Lohnuntergrenze geschrieben. Nun stieß ich auf einen sehr interessanten Artikel des amerikanischen Ökonomen Noah Smith zu dieser Thematik. Er stellte sich die Frage, ob Mindestlöhne in der langen Frist nicht sogar die Produktivität und Innovation steigern würden.

Jobboom nach der Mindestlohneinführung
Grafik: Hans-Böckler-Stiftung

Normalerweise wären es ja die Gegner von Lohnuntergrenzen, die über die Auswirkungen von Mindestlöhnen über längere Zeiträume reden würden, so Smith. Ihrer Ansicht nach hätten Erhöhungen der Mindestlöhne keine oder nur geringe Konsequenzen für das Beschäftigungsniveau einer Volkswirtschaft. Langfristig aber würden sie angeblich doch zu negativen Folgen für den Abbau der Erwerbslosigkeit führen.

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Mindestlöhne in den europäischen Krisenländern: Griechenland ist anders (aber nicht so wie erwartet)

Veränderung der nominalen Mindestlöhne (in Prozent) der Austeritäts-Staaten 2008 bis 2015

Veränderung der nominalen Mindestlöhne (in Prozent) der Austeritäts-Staaten 2008 bis 2015

Im Januar 2015 führte Deutschland endlich einen allgemein gültigen Mindestlohn von 1.473,- Euro ein, etwa auf dem Niveau des irischen Mindestlohns und etwas höher als das des französischen. Das Gehaltsminimum in Griechenland beträgt 684,- Euro, und ist damit erheblich höher als die 390,- Euro in Estland, aber deutlich unter der 757,- Euro-Grenze in Spanien (Eurostat-Daten hier).

Die Eurostat-Statistiker weisen darauf hin, dass Griechenland das einzige Land war, das seinen Mindestlohn zwischen 2008 und 2015 (-19%) verringert hat. Es ist interessant, Griechenland mit den anderen Ländern unter der Austeritätsfuchtel zu vergleichen, die ja angeblich ein so leuchtendes Beispiel für Griechenland sein sollen.

Eine Senkung der Mindestlöhne ist dabei eindeutig kein Patentrezept, wenn es um das Beschäftigungs- wachstum geht.

(eigene Übersetzung eines Beitrages des Real-World Economics Review Blog)

Einfluss eines Mindestlohns auf das allgemeine Gehaltsgefüge

Auch wenn man sich so gar nicht für die Argumente für einen gesetzlichen Mindestlohn oder allgemein eine angemessene Grundsicherung erwärmen kann, weil man der Ansicht ist, dass diese „armen Schlucker“ ein höheres Einkommen nicht verdient haben, sollte man vielleicht einmal inne halten und diesen Gedanken richtig zu Ende führen.

Denn sicherlich gibt es in einer Gesellschaft die eine oder andere Ansicht darüber, wie letztlich „Gerechtigkeit“ auszusehen hat. Was die einen als berechtigten Anspruch verstehen, sehen andere wiederum als falsch verstandenes Mitleid oder empfinden gar Neid aufgrund dieser als ungerecht verstandenen „Bevorteilung“.

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Weitere Argumente für den gesetzlichen Mindestlohn

Neben der makroökonomischen Bedeutung des gesetzlichen Mindestlohns und der weitestgehend unzutreffenden These der individuellen Produktivität gibt es noch weitere gute Gründe für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes.

Selbst wenn die Produktivität einzelner Arbeitnehmer in einer arbeitsteiligen Wirtschaft in einigen Fällen individuell festgestellt werden kann (z. B. bei völlig gleichartigen und immer wiederkehrenden Fließband-Tätigkeiten), so ist diese Produktivität einer einzelnen Tätigkeit deswegen nicht einfach auch in Geldeinheiten bezifferbar, wie es oft von Mindestlohngegnern behauptet wird.

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Die makroökonomische Bedeutung des gesetzlichen Mindestlohns

Mit dem Problem der Mindestlöhne und ihrer angeblichen individuellen Produktivität habe ich mich ja schon einmal im Rahmen dieses Blogs beschäftigt.

Hier soll es nun noch mehr um die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des gesetzlichen Mindestlohnes gehen und warum die einzelwirtschaftliche Argumentation dagegen meistens zu kurz greift. Dazu gehören dann auch die Gründe, weshalb er generell staatlichen Transferzahlungen wie z. B. einem Kombilohn-Modell vorzuziehen ist.

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Mindestlöhne und die individuelle Produktivität

Die Debatte über den gesetzlichen Mindestlohn hat in der letzten Zeit wieder einigen Auftrieb bekommen. Nun, erstaunlich ist das eigentlich nicht, da ja auch Kanzlerin Merkel seit einiger Zeit zumindest Lohnuntergrenzen befürwortet.

Offensichtlich ist der öffentliche Druck zu diesem Thema momentan so groß geworden, dass sich auch die Bundesregierung diesem Anliegen nicht mehr wirklich verschliessen kann.

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Der Abbau von Ungleichheit kommt doch allen zugute – was aber ist schiefgelaufen?

Die Einkommensungleichheit innerhalb der Länder nimmt zu, gemessen am Gini-Index, einem Maß für die Einkommensverteilung innerhalb einer Bevölkerung.

Río de Janeiro, varios (2007) 02
Kontrast zwischen einer Favela und anderen Stadtteilen in Rio de Janeiro, Brasilien

Weltweit hat sich die Wirtschaftsleistung gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 15 Jahren bis 2019 in etwa verdoppelt, aber der Anteil der Erwerbstätigen, die die Waren und Dienstleistungen produzierten, sank von 54,1 % im Jahr 2004 auf 52,6 % im Jahr 2019. Was ist also schief gelaufen?

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