Grundlage der Eurokrise – der reale innere Wert einer Währung

Auch wenn die Eurokrise, seit nunmehr fast sieben Jahren ungelöst, ein wenig aus den politischen Schlagzeilen verschwunden ist, steht vor allem Griechenland immer noch im Fokus der Kritik: Korruption, ein enorm aufgeblähter Staatsapparat, zu spendable Politiker, aber auch die angeblich „zu faulen“ Griechen selbst werden oft als Gründe für den Ausbruch der Krise angeführt. Ebenso geht das Aufrechnen von moralischer Schuld und (Geld-)Schulden ungehemmt weiter.

Konstanz (5033092277)

Doch ist das alles auch wirklich richtig so? Oder gibt es möglicherweise noch ganz andere Fakten, die ohne den Rückgriff auf empörende Moralität die ganze Malaise erklären können? Doch wo soll man da anfangen in der verwirrenden Kakophonie verschiedenster Meinungen?

Weiterlesen

Das Problem mit den Elterntaxis – und die Analogie zu den gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen

Sein Kind in die Schule zu fahren ist gefährlicher, als es selbst gehen zu lassen. Eine wissenschaftliche Studie im Auftrag des ADAC zeigt: Auch die Kinder vor der Schule sind in Gefahr, wenn Eltern ihre Kleinen bis vor die Schultüre fahren.

Zitat aus einer vom ADAC beauftragten Studie

Barn i trafikken, Karin Beate Nosterud

Immer mehr wird demnach der elterliche Begleitverkehr, hauptsächlich mit dem PKW bis möglichst vor das Schultor, zu einem eminenten Sicherheitsrisiko und auch einer gesellschaftlichen Frage.

Weiterlesen…

Leistungsbilanzsalden: von der „Schuld“ der Kreditgeber

Interessant ist das schon, was da gerade wieder rund um die griechische Schuldenkrise abläuft.

Twenty euro banknote and coins
Griechische 20-Euro-Banknote und Münzen unter einem Ouzo-Glas

Von Moral und Schuld wird geredet, die Gleichsetzung von Täter, Sünder und „Schuldner“ bleibt ein immer wieder bemühtes Narrativ zur Verurteilung der Kreditnehmer, Schulden sind in der öffentlichen Diskussion weiterhin ein erheblicher moralischer Makel.

Weiterlesen…

Sparparadoxon: Wer mehr Tore schießt, wird Weltmeister; wenn alle mehr Tore schießen, werden alle Weltmeister

Einfacher Versuch einer Erklärung des Sparparadoxons als Rationalitätenfalle:

Auf der Mikroebene richtig: Wenn Deutschland in seinen WM-Spielen mehr Tore schießt als der jeweilige Gegner, wird Deutschland am Ende Weltmeister.

Auf der Makroebene falsch: Wenn alle Mannschaften im Turnier mehr Tore erzielen als ihre Gegner, sind alle Mannschaften am Ende Weltmeister.

Götze kicks the match winning goal
Mario Götze erzielt das Siegtor im WM-Finale 2014

Dieses wenn auch zugegebenerweise nicht gänzlich passende Beispiel ging mir durch den Kopf, als ich den Beitrag von Steve Keen zur Austeritätspolitik der belgischen Regierung als Trugschluss der Kompo-sition las.

Weiterlesen…

Guthaben und Schulden bzw. was ist denn eigentlich überhaupt „Sparen“?

Eine kleine Polemik über Schuldner und Gläubiger zum einfachen und leichteren Verständnis der volkswirtschaftlichen Saldenmechanik:

Oft wird ja das Verhältnis von Guthaben und Schulden in Form einer Waage dargestellt, die sich je nach Aktion (Sparen/Verschulden) nach einer Seite neigt.

Doch ist es wirklich so, sieht diese Relation tatsächlich so aus? Nein, das passt so nicht.

Einfache transportable Balkenwaage mit Gewichtsatz
Einfache transportable Balkenwaage mit Gewichtsatz

Die Waage macht nicht wirklich sichtbar, warum gelten muss, dass hinter jedem Sparen auch eine Verschuldung steckt. Guthaben und Schulden sind nicht zwei unabhängige Häufchen von Münzen, vielmehr sind es zwei Seiten der selben Medaille.

Weiterlesen…

Die deutsche Wiedervereinigung: erneutes Auftauchen des Transferproblems – Teil 2

Mit der deutschen Wiedervereinigung 1989/1990 betrat ein altes, fast vergessenes ökonomisches Phänomen wieder die wirtschaftspolitische Bühne: das Transferproblem.

Die deutsche Vereinigung vor dem Reichstag in Berlin 1990

Im ersten Teil dieser kleinen Serie habe ich mich bereits mit dem erstmaligen Auftauchen dieses Paradoxons in Form der Reparationsforderungen an das damalige Deutsche Reich nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigt. Die Unlösbarkeit dieses Transferproblems hatte damals entscheidenden Einfluss auf das Abgleiten Deutschlands in die Depression der Wirtschaftskrise und die darauffolgenden dunklen Jahre der Nazizeit.

Weiterlesen…

Von der Ruhrbesetzung zur Eurokrise: das ökonomische Transferproblem – Teil 1

Weltkriegs-Reparationen und grosse Depression
Das Ende des Ersten Weltkriegs führte zu einer der wichtigsten ökonomischen Fragestellungen des 20. und 21. Jahrhunderts: dem Transferproblem.
Aus der Thematik, wie man eine durch einen gigantischen Weltkrieg verschuldete Volkswirtschaft in die Lage versetzt, Reparationszahlungen in dreistelliger Milliardenhöhe leisten zu können, ohne selbst dabei in einer Rezession zu versinken, entstanden damals wichtige Grundzüge neuer wirtschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse.

Ruhrbesetzung

Diese Problematik, heute auch unter dem Begriff Ungleichgewichte der Leistungsbilanz bekannt und durchaus in der Eurokrise wieder sehr aktuell, ließ z. B. John Maynard Keynes damals nicht ruhen, bis er in völligem Gegensatz zur auch zur damaligen Zeit schon herrschenden klassischen Lehrmeinung seine eigenen Gedanken zum Versailler Vetrag und der Reparations-Problematik entwickelte, die schließlich zur Formulierung seiner „Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ führte.

Weiterlesen…

Geldtheoretische Bestimmungsgründe für den Kapitalzinssatz und deren Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik

In meinem Beitrag Die duale Bedeutung des Geldes: Zahlungsmittel und Geldvermögen hatte ich die Beziehungen des modernen Geldwesens hauptsächlich anhand der Einnahmen-/Ausgabenrechnung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen betrachtet.

Money closeup
Nahaufnahme einer Dollar-Banknote

Da es jedoch nicht unüblich ist, die gesamtwirtschaftlichen Zahlungs- und Geld-vermögensströme mit Hilfe der Einkommensrechnung darzustellen, soll hier nun eine entsprechende Transformation der salden- mechanischen Grundsätze erfolgen, wie sie schon Wolfgang Stützel in seinem Buch „Volkswirtschaftliche Saldenmechanik“ vorgenommen hat.

Weiterlesen…

Rogoffs Schuldenregel: Nicht der Rechenfehler sondern die falsche These ist das Problem

Ganz schön dreist: 90-Prozent-Regel: Harvard-Ökonom Rogoff wirft Kritikern Hexenjagd vor | ZEIT ONLINE

Kenneth Rogoff, 2002 als Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF)
Rogoff 2002 als Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF)

Worum geht’s da aber eigentlich?

Kenneth Rogoff, amerikanischer Ökonom an der Harvard Universität, entwickelte 2010 zusammen mit Carmen Reinhart in einem Essay die These, dass das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft sich dann stark verringere, wenn die Staatsverschuldung auf mehr als 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steige.

Weiterlesen…

Die duale Bedeutung des Geldes: Zahlungsmittel und Geldvermögen

Als einen notwendigen Beitrag zur volkswirtschaftlichen Geldtheorie hat Wolfgang Stützel die von ihm entwickelte Saldenmechanik angesehen. Ihr wesentlichstes Anwendungsgebiet in der Wirtschaftstheorie sollte dabei die Analyse von Änderungen des Nettogeldvermögens sein.


Zahlungsmittel Euro-Geldscheine

Begriff des Geldvermögens
Um den Begriff des „Geldvermögens“ zu definieren, erkannte Stützel die grundsätzliche Zweiteilung des Objektes „Geld“ im Sinne der Geldtheorie:

In Wirklichkeit zerfallen die Beziehungen im gegenwärtigen Geldwesen in zwei verschiedene Ebenen: Eine Ebene der Geldvermögensumschichtungen und eine Ebene der Zahlungsmittelumschichtungen. Infolgedessen zerfällt das früher … einheitliche Objekt „Geld“ in zwei verschiedene Objekte, nämlich a) Geldvermögen, b) Zahlungsmittelbestände…

Stützel: „Volkswirtschaftliche Saldenmechanik” (1978, S. 70)

Weiterlesen…