S04: Rück- und Ausblick vor der neuen Saison…

Nun sind sie also wieder auf zur großen China-Reise, nachdem Chefcoach Domenico Tedesco am 01. Juli mit einem ersten öffentlichen Training die Spielzeit 2018/2019 eröffnet hatte.

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Folglich ist damit nun der richtige Zeitpunkt gekommen, sich einige Gedanken über die letzte Saison, die bisherigen Ab- und Zugänge sowie über das möglicherweise Kommende der neuen Spielzeit zu machen.

Wobei ich mich über die Vergangenheit eigentlich gar nicht so groß auslassen will. Im Mediendschungel und ebenso auf den diversen Blogs wurde schon viel darüber ge-schrieben, mein persönliches Highlight ist dabei die sehr gute und äußerst detaillierte Analyse von Karsten Jahn auf Halbfeldflanke.

Natürlich überwiegt auch bei diesem meinen ganz persönlichen Rückblick vor allem das Positive, Tabellenrang Zwei mit einem völlig unerfahrenen Trainer ist und bleibt schon richtig geil. Ebenso freue ich mich wieder auf die Champions League, es hat mir doch des Öfteren in der Wochenmitte der internationale Fußball gefehlt, und Mannschaften wie Leipzig, Berlin oder gar den BVB wollte ich mir dann nun auch wieder nicht antun.

Tief im Gedächtnis jeden echten Schalkers verbleiben natürlich die beiden Ruhrpott-Derbys, die mit dem sagenhaften 4:4 und dem 2:0 gefühlt zwei historische Siege gebracht hatten. Wobei freilich das Hinspiel inzwischen echten Kultstatus genießt und als glänzendes Beispiel für die erfolgreiche Arbeit des neuen Übungsleiters gilt.

In den Hintergrund gedrängt werden dadurch aber auch so manche Begegnungen, für die der Begriff „Hauptsache gewonnen“ eine völlig neue Bedeutung erfuhr. Gerade die Erfolge in Freiburg und Mainz fallen in diese Kategorie und stehen sinnbildhaft für die schlichte Erkenntnis, dass Domenico Tedesco und seine Jungs manchmal auch einfach nur viel Glück gehabt haben.

Das Glück des Tüchtigen allerdings. Denn hinter dieser an sich erfolgreichen Saison steckt vor allem eine Menge Arbeit – akribische Arbeit des Trainers, seines Stabes und jedes einzelnen Spielers. Aus dem FC Schalke 04 wurde eine höchst effektive Pressing-maschine, sehr stabil in der Abwehr und somit für jeden Gegner äußerst unangenehm zu bespielen.

Verbesserungswürdig blieb aber noch das so oft beschworene Umschaltspiel. Das Bemühen, nach Balleroberungen schnell den Hebel umzulegen und mit zügigen Kontern zum Erfolg zu kommen, blieb eigentlich über die ganze Spielzeit gesehen zu oft Stückwerk. Ungenaue Pässe, nicht abgestimmte Laufwege und fehlendes Aufrücken verhinderten häufig eine bessere Ausnutzung dieser Chancen.

Andererseits bewiesen die Knappen eine überragende Dominanz bei Standardsituationen. Vor allem auch dank der Kopfballstärke ihres brasilianischen Abwehrchefs Naldo erzielten die Blauen nahezu die Hälfte aller Tore nach Ecken, Freistößen oder durch Elfmeter. Was einerseits als ein besonderer Pluspunkt in der Offensive angesehen werden kann, deutet allerdings auch auf eine spezielle Schwäche hin: aus dem Spiel heraus trafen die Schalker eher selten ins gegnerische Netz. Dies wird aber außerdem mit Sicherheit der relativ geringen Anzahl an abgegebenen Schüssen geschuldet sein.

Bleibt somit festzuhalten, dass gerade in der Offensive noch Verbesserungspotenzial besteht. Manager Christian Heidel hat dieses Defizit ebenfalls ausgemacht und umgehend gehandelt. Mit Mark Uth (14 Tore und 9 Vorlagen in 31 Bundesligaspielen) wurde einer der Topscorer der vergangenen Saison (nur die beiden Münchener Robert Lewandowski und Thomas Müller waren noch erfolgreicher) sogar ablösefrei verpflichtet. Da bin ich echt mal gespannt, was er im Schalker Trikot so auf die Beine stellen kann.

Für die beiden Abgänge im Mittelfeld, Leon Goretzka wechselte ja bekanntlich zu den Bayern, während Max Meyer immer noch vereinslos ist, dauerte es etwas länger, bis annähernd gleichwertiger Ersatz gefunden wurde. Die Vorzüge des Mainzer U-21-Nationalspielers Suat Serdar dürfte Heidel noch aus seiner Zeit beim rheinischen Karnevalsverein kennen, kickte der Deutsch-Türke dort doch schon seit 2008 in diversen Nachwuchsmannschaften.

Nach Studium einiger Youtube-Videos halte ich es durchaus für möglich, dass Serdar Goretzkas Verlust über kurz oder lang egalisieren könnte, gleicht er ihm in der Spielweise doch ziemlich. Die Trikotnummer 8 ist denn auch ein eindeutiger Hinweis darauf, wo die Stärken des Ex-Mainzers liegen.

Ein wenig skeptischer bin ich was vor allem die Gesundheit unseres letzten Neuzugangs, des Spaniers Omar Mascarell von Eintracht Frankfurt angeht. Aufgrund zweier Blessuren absolvierte er in der letzten Spielzeit lediglich 12 Begegnungen in Pokal und Liga für die Adlerträger. Immerhin reichte es für den überraschenden Gewinn des DFB-Cups, bei dem der Iberer Teil einer unangenehm starken Eintracht war, die den sieg-gewohnten Bayern erfolgreich Paroli bieten konnte.

Im Jahr zuvor absolvierte der 25-jährige dagegen fast alle Partien für seinen damaligen neuen Verein (er kam mit einer Rückkaufoption von Real Madrid nach Frankfurt) und half entscheidend dabei mit, die Eintracht aus den unteren Regionen der Bundesliga hoch-zuholen. Bleibt er gesund, so dürfte er eine sehr interessante Alternative im defensiven Mittelfeld darstellen. Auch mit dem Algerier Nabil Bentaleb auf der Doppel-„6“ könnte ich mir Mascarell sehr gut vorstellen.

Als „Königstransfer“ dieser Saison würde ich die Verpflichtung des senegalesischen Nationalspielers und Abwehrchefs von Hannover 96 Salif Sané bezeichnen. In nahezu jeder Kategorie, in der sich defensive Leistungen messbar ausdrücken lassen, gehörte der 1,96-Meter-Hüne in der letzten Bundesliga-Saison zur absoluten Spitzenklasse, zumeist nur getoppt von Schalkes Brasilianer Naldo, dem er in Statur und Stil erstaunlich ähnelt.

Ich vermute zudem, dass Heidel hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte. Nicht nur ist Salif Sanè bereits jetzt einer der besten Abwehrspieler, den man für relativ kleines Geld (7 Mill. Euro Ablöse bei einem angeblichen Marktwert von 18 Mill. Euro) haben konnte, sondern ich sehe ihn auch auf Dauer als legitimen Naldo-Nachfolger. Mit 27 acht Jahre jünger als der Brasilianer, könnte Sanè irgendwann an dessen Stelle rücken, bis dahin macht er unsere jetzt schon sehr starke Defensive noch besser.

Ein wenig die große Unbekannte im Schalker Transferkarussell stellt der Berliner Steven Skrzybski dar. Mit 14 Toren für Union Berlin gehörte er zu den treffsichersten Schützen der 2. Bundesliga in der vergangenen Saison. Angesichts der doch recht großen Anzahl an Offensivkräften (neben Mark Uth zähle ich noch Breel Embolo, Guido Burgstaller, Yewhen Konoplyanka, Franco di Santo, Cedric Teuchert sowie die beiden Rückkehrer Bernard Tekpetey und Haji Wright dazu) stellt sich natürlich die Frage nach den Einsatzzeiten, die da für Skrzybski noch übrig bleiben.

Andererseits haben wir zuletzt ja durchaus gute Erfahrungen mit Akteuren aus der zweithöchsten Spielklasse gemacht, man denke nur an die beiden Österreicher Burgstaller und Alessandro Schöpf, die nahtlos den Sprung in die Elite geschafft haben. Und auch Cedric Teuchert konnte trotz eher geringer Möglichkeiten zumindest etwas auf sich aufmerksam machen. Ich schätze mal, dass Tedesco und Heidel bei dem Berliner schon ganz genau hingeschaut haben und man sich auf ihr Urteil verlassen sollte. Daher bin ich echt mal gespannt auf Steven Skrzypski.

Nicht vergessen sollte man auch Linksverteidiger Abdul Rahman Baba, der nach langer Verletzungspause wohl allmählich wieder Anschluss findet sowie den nach der Leihe beim FC Sevilla zurückgekehrten Johannes Geis, vor ein paar Jahren mal eine der großen Hoffnungen des deutschen Fußballs. Ob er aber bei den Knappen noch einmal ein Bein in die Tür bekommen wird, halte ich für ziemlich fragwürdig. An der generellen Situation, die seine Ausleihe notwendig gemacht hatte, hat sich ja nichts groß geändert.

Gleiches gilt für den ehemaligen Kapitän Benedikt Höwedes. Nach einer unglücklichen verletzungsgebeutelten Saison bei Juventus Turin hat er es allerdings vorgezogen, nicht zum Trainingsauftakt zu erscheinen. Da auch ich für ihn eher keine Chancen mehr für eine Rückkehr ins Team sehe, ist das möglicherweise die bessere Entscheidung. Sicherlich keine einfache Situation für den Ex-Weltmeister, der in der Vor-Tedesco-Ära eine Institution auf Schalker war.

So, genug der Aus- und Rückblicke, die Vorbereitung der Blauen auf die neue Spielzeit läuft inzwischen in China auf Hochtouren. Morgen steht gegen den Hebei China Fortune F.C. bereits das zweite Testspiel an, danach endet die Reise ins Reich der Mitte am Donnerstag auch schon wieder. Bis zum traditionellen Trainingslager in Mittersill (Österreich) wird dann zwei Wochen lang auf heimischem Boden gearbeitet, bis Mitte August endlich die Saison 2018/2019 in den Startlöchern steht…