Es war schlichtweg absehbar: als die Blau-Weißen am Sonntag gegen die 96er in der zweiten Halbzeit das Fußballspielen einstellten, ging auch der schon sicher geglaubte Punkte-Dreier (wieder einmal) verloren.
Für einige Schalker Fans offenbar Stein des Anstoßes:
der wechselwillige Leon Goretzka
Am Ende blieb nur dieses altbekannte Gefühl des unnötigen Ärgernisses. Wie beim 1:1 gegen Wolfsburg, schon vorher beim ebenfalls 1:1 gegen Leverkusen sowie beim 2:2 gegen Köln gelang es den Knappen nicht, eine 1:0-Führung in eine Sieg umzumünzen.
Dabei hatte es (wieder einmal) so vielversprechend begonnen: in der 15. Minute bediente der quirlig aufspielende Amine Harit Neuzugang Marko Pjaca mit einem genial getimten Pass, den der Kroate nach einer Körpertäuschung zu seinem ersten Saisontor für den S04 verwerten konnte. In der Folge wirkte die Mannschaft von Trainer Tedesco abgeklärt und kontrollierte die Begegnung, da Hannover mit dem zunehmenden Ballbesitz nicht viel anzufangen wusste.
Nach einer halben Stunde riss allerdings ein Pfostentreffer der 96er die Schalker erstmals aus der zunehmenden Lethargie, die daraufhin vor allem ihre Defensive verstärkten. Nach vorn begann aber nun schon die große Leidenszeit für die Fans, denn viel lief dort nicht mehr zusammen.
Nach dem Pausentee verschlimmerte sich dieser Zustand zusehends, hatten sich die Knappen doch dazu entschieden, dem Gegner das runde Leder zu überlassen und auf Konter zu setzen, die man jedoch nicht vernünftig zu Ende bringen konnte. Stattdessen bekam man den Anschein, dass die Hannoveraner ballsicherer wurden und Schalker Offensivaktionen immer öfter unterbanden, ohne dabei allerdings selbst aussichtsreich vor dem Kasten von Ralf Fährmann aufzutauchen.
Und trotzdem stieg die Gewissheit, dass das nicht gut ausgehen würde. Zu oft hatten die Blauen bereits bewiesen, dass sie einen so knappen Vorsprung nicht über die Ziellinie bringen können. So war dann auch der Ausgleich nach einer etwas unübersichtlichen Aktion im Schalker Strafraum keine Überraschung mehr, sondern die logische Folge einiger blau-weißer Unzulänglichkeiten.
Selbst der Übungsleiter blieb von fehlerhaften Entscheidungen nicht verschont. Die frühe Herausnahme des spielfreudig wirkenden Marko Placa mag zwar vorweg schon geplant gewesen sein, die äußerst dürftige Leistung des eingewechselten Breel Embolo aber sicherlich nicht. Und dass sich Weston McKennie, für den unauffälligen Leon Goretzka gerade erst auf den Platz gekommen, nach nur wenigen Minuten verletzt in der Kabine wiederfand, mit Sicherheit auch nicht.
Apropos Leon Goretzka: von den Emotionen abgesehen, die sein nun bekannt gegebener Wechsel zu den Bayern im Sommer hervorgerufen hat, erschien mir sein Einsatz zu früh und aus vorherigem Grund einfach unpassend. Ob nun fit oder nicht, fehlende Spielpraxis und die Pfiffe der eigenen Fans halfen weder ihm noch der Mannschaft. Sicherlich hat sich Tedesco noch nie großartig von außen reinreden lassen und auch schon mal umstrittene Personalien vollzogen, doch trotzdem lag er dieses Mal falsch.
Das soll es aber dann auch schon gewesen sein mit der Kritik am Trainer, denn ich glaube nicht, dass Domenico Tedesco von seiner Mannschaft explizit verlangt hatte, so zu spielen. Vielmehr gehe ich davon aus, dass sie es (wieder einmal) nicht geschafft hat, seine Anweisungen wie gewünscht umzusetzen. Ich halte aber sowohl Übungsleiter als auch das Team für lernfähig und -willig und bin mir ziemlich sicher, dass schon fleißig daran gearbeitet wird, diese Defizite abzubauen.
Meine eigene Meinung zu der Personalie Goretzka? Nun, wenn wirklich stimmt, was in verschiedenen Gazetten behauptet wird, dass nämlich Spieler und Vereinsverantwortliche im Mai 2017 vor dem Confed Cup quasi handelseinig waren, diese Vereinbarung dann aber einseitig von Goretzka nicht erfüllt wurde, sollte er eigentlich nicht mehr für den S04 auflaufen dürfen.
Doch da man ja bekanntlich nicht immer alles glauben kann oder sollte, was so von den Medien postuliert wird, halte ich mich mit einer abschließenden Beurteilung dieses ganzen Wechselgeschachers noch zurück. Tatsache ist aber, dass diese Situation im Moment niemandem gut tut, daher würde ich Goretzka trotzdem zur Zeit ein wenig aus der Schusslinie nehmen und andere spielen lassen.
Gerade was Akteure wie Yewhen Konoplyanka und Nabil Bentaleb angeht, wären Einsätze für diese eigentlich wünschenswert. Denn als Bankdrücker sehe ich diese beiden eher nur sehr ungern, sie bringen an sich kreative Fähigkeiten mit, die am Samstag schmerzlich vermisst wurden. Bei dem algerischen Nationalspieler scheinen die Probleme allerdings momentan etwas schwerwiegender zu sein, schade eigentlich bei seiner Veranlagung.
Nun also am nächsten Samstag auf nach Stuttgart, um endlich den ersten Dreier der Rückrunde einzufahren. Für den Kampf um die Champions-League-Plätze (oder zumindest die Europa-Liga) wird es dafür höchste Zeit. Unmöglich erscheint das nicht, doch die Schwaben haben 19 von bisher 20 Punkten auf eigenem Rasen geholt. Es wäre somit schon eine erhebliche Leistungssteigerung vonnöten, um die Festung Mercedes-Benz-Arena zu stürmen. Und natürlich müsste man dann auch mal den Sack zumachen, wenn man die Gelegenheit dazu bekommt…