Der volkswirtschaftliche Wert ist NICHT gleich dem Preis einer Sache

Einer der Bereiche, in denen sich die (neo-)klassische Ökonomie bisher als eher unzureichend erwiesen hat, ist der von der Modellierung und dem Verständnis für den Wert von Waren und Dienstleistungen.

Gleichgewichtspreis

Überwiegend wird davon ausgegangen, dass der Preis ein gutes Äquivalent für den Wert darstelle – das macht die Dinge erheblich einfacher. Nach kurzem Nachdenken erscheint diese Formulierung jedoch eindeutig als unzureichend, denn wenn der Preis tatsächlich den Wert einer Sache darstellt, würde sich niemand die Mühe machen, etwas zu verkaufen, da der Wert, der dabei gewonnen wird (direkt oder indirekt über das „IOU“-Geld) genau dem entspräche, den man dabei gleichzeitig verlieren würde.

Die Realität ist dagegen folgende: der Wert für den Käufer ist größer als der Preis, weshalb er sich tatsächlich darum bemüht, die Ware oder Dienstleistung zu kaufen, während für den Verkäufer das Gegenteil wahr ist (und er deshalb verkaufen will). Einiges davon hat mit dem abnehmenden Ertrag zu tun – die Wertsteigerung von keinem bis zu einem Apfel ist größer als die von 1000 zu 1001 Äpfeln (auch wenn der Apfel weiterhin den gleichen Preis hat). Jedoch sind sinkende Grenzerträge nur ein Teil der Geschichte vom „Wert“.

Die andere Möglichkeit ist, den Wert als eindimensional messbaren Nutzen zu bezeichnen. Das ist definitiv ein Fortschritt gegenüber dem Preis, da der Nutzen für verschiedene Menschen durchaus unterschiedlich sein kann usw., aber dies ist entweder bedeutungslos (weil es keine genaue Beschreibung der Details der Situation/des Status/des Eigentums und seines Nutzens gibt) oder unrealistisch eingeschränkt (weil z. B. eine Nutzenfunktion mit ganz bestimmten Voraussetzungen angenommen wird).

Beispielsweise erscheint es nicht immer eindeutig bestimmbar, ob der Wert einiger „Güter“ auf ein solches eindimensionales Maß reduziert werden kann – das Ausmaß der Liebe, die wir erhalten, der Anteil, den wir zur Gesellschaft beitragen und das Geld, welches wir besitzen, sind nicht deckungsgleich.

Das bedeutet auch, dass es keine sinnvolle „Austausch“-Rate zwischen diesen „Dingen“ geben kann. Zwar ist es möglich, Vergleiche anzustellen, wenn man eine Entscheidung zu treffen hat, aber diese sind dann so stark kontextabhängig, dass solche Gegenüberstellungen nicht sinnvoll formalisierbar oder messbar sein können.

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrages von Bruce Edmonds im Real-World
Economics Review Blog
)