S04 gegen FC Porto: die erste allgemeine Verunsicherung

Der schlechte Saisonstart der Blauen in der Bundesliga hat deutlich sichtbare Spuren hinterlassen, die auch den Auftakt der Champions League gegen den portugiesischen Serien-Meister FC Porto überschatteten.

F.C. Porto2014
Die Mannschaft des FC Porto 2014

Verunsicherung und fehlendes Selbstvertrauen: nach den Pleiten in Wolfsburg, gegen Hertha und bei den Gladbacher Fohlen beherrschten Sicherheitsdenken und lange Bälle über weite Strecken die Partie gegen die Südeuropäer.

Wie der Name der bekannten Ösi-Pop-Band im Titel schon aussagt, konnten die Knappen im ersten Durchgang nur selten die Irritationen und Ängste aufgrund des erfolglosen Auftaktes in der Bundesliga ablegen.

Bestes Beispiel Nabil Bantaleb: der Algerier, eigentlich mit einer gehörigen Portion fußballerischer Kreativität gesegnet, spielte 45 Minuten lang nur Sicherheitspässe quer oder nach hinten, es fehlte ihm offenbar völlig der Mut, um mit messerscharfen Anspielen in die Schnittstellen die (kaum vorhandenen) offensiven Bemühungen der Schalker zu befeuern.

Stattdessen wieder lange Bälle von Naldo und Salif Sanè in der Hoffnung, die portugiesische Abwehr zu überspielen und so die eigenen Stürmer in Szene setzen zu können. Allerdings waren Mark Uth und Breel Embolo bei ihren Gegenspielern nahezu abgemeldet, während Weston McKennie und Suat Serdar im Mittelfeld zumeist nur die Kondensstreifen des runden Leders wahrnehmen konnten.

Erst einige Zeit nach dem unglücklich von Naldo verursachten Handelfmeter, den Ralf Fährmann übrigens überragend parierte, fassten sich die Schalker Profis ein Herz und begannen gegen die spielerisch überlegenen Porto-Akteure mit flachen Pässen besser in die Partie zu kommen. Es folgte die vor dem Pausentee stärkste Phase der Blau-Weißen, doch mehr als ein paar Abschlüsse von Naldo und Serdar sprangen dabei nicht heraus.

Neben den offensiven Mängeln stachen aber vor allem der unbedingte Wille und Einsatz hervor. Man konnte eindeutig erkennen, dass die Mannschaft von Coach Domenico Tedesco unbedingt das Ruder herumreißen wollte. Das Trainerteam hatte dafür dann auch tief in die taktische „Mottenkiste“ gegriffen und das Korsett der erfolgreichen Vorsaison wieder hervorgekramt.

Den Ball möglichst dem Gegner überlassen, dafür allerdings mit frühem Pressing dessen Spielaufbau zu behindern und hinten kompakt und sicher in der Abwehr stehen, mit diesem Rezept konnte man schließlich damals den Grundstein für den Erfolg legen. Mit diesem „back to the roots“ wollte Tedesco nun offensichtlich die Ergebnis- und Taktikkrise beenden. Zu einem Teil gelang ihm das sogar.

In der Pause ging der Coach dann auch noch mit Bentaleb ans Eingemachte und verordnete dem Algerier offenbar nur noch Pässe nach vorn. In der Folgezeit wurden die Schalker nicht nur deshalb immer stärker und hatten rund um das Tor von Breel Embolo in der 64. Spielminute für etwa 20 Minuten eine eindeutige Feldüberlegenheit.

Doch ein erneuter zweifelhafter Elfmeter warf all das bis dahin mühsam Erreichte wieder über den Haufen. Zehn Minuten nach der blau-weißen Führung versuchte Pechvogel Naldo Portos Stürmer Moussa Marega knapp im Gelsenkirchener Strafraum zu stellen. Der malische Nationalspieler nahm den Hauch einer Berührung am Fuß dankbar an und hob spektakulär ab.

Diesmal vermochte Fährmann den nachfolgenden Elfer nicht zu entschärfen und die Portugiesen kamen etwas glücklich aber nicht ganz unverdient zum 1:1-Ausgleich. Danach waren sie offenbar mit diesem einen Punkt zufrieden und stellten so ziemlich alle Versuche in Richtung Schalker Gehäuse ein. Gegen ihr konsequentes Defensivverhalten gelang es den Blauen leider nicht mehr noch Zählbares herauszuholen.

Am Ende blieb dann trotz zeitweilig guter Leistungen an diesem ersten Champions-League-Abend nach langer Zeit ein etwas schaler Beigeschmack übrig, denn es wäre mehr drin gewesen. So muss man sich vor allem auf das Positive besinnen und die Verbesserungen gegenüber dem Bundesliga-Auftakt betonen.

Salif Sanè scheint endlich in Gelsenkirchen angekommen zu sein und seine Rolle in der Dreierkette gefunden zu haben. Die Abstände in der Defensive sahen schon viel besser aus und auch das Pressing funktionierte wesentlich effektiver. Trotz gefühlter spielerischer und taktischer Überlegenheit kam der FC Porto nur zu sehr wenigen wirklich gefährlichen Torabschlüssen.

Das sind allerdings alles Punkte, mit denen die Schalker schon in der letzten Spielzeit recht gut gefahren sind. Eine Weiterentwicklung vom Pressing- und Konterfußball hin zu mehr Ballbesitz und mehr spielerischer Dominanz muss indessen nach den bisherigen Ergebnissen erst einmal als gescheitert angesehen werden. Möglicherweise wollte Domenico Tedesco hier aber auch zu viel auf einmal: ein Systemwechsel mit gleichzeitiger Integration der Neuen ( u. a. Sanè, Uth, Serdar, Hamza Mendyl und Sebastian Rudy) sowie der Kompensation der Abgänge von Thilo Kehrer, Max Meyer und Leon Goretzka hat das ganze Gefüge doch wohl zu sehr verändert.

Nun also der FC Bayern München: am Samstag kommt wieder einmal wie so oft zuletzt der amtierende Deutsche Meister recht früh in der Saison nach Gelsenkirchen. Eine Mammutaufgabe, die bei der derzeitigen Verfasstheit der Mannschaft eindeutig äußerst ungelegen erscheint. Doch mit den Pluspunkten aus dem Porto-Spiel muss einem nicht völlig Angst und Bange werden. Das Team ist nun gefordert, die taktischen Vorgaben umzusetzen und sich so teuer wie möglich zu verkaufen.