Defizite werden als sündige verschwenderische Ausgaben zu Lasten künftiger Generati-onen angesehen, die dann zu einer geringeren Rendite des investierten Kapitals führen würden.
Euro-Symbol
Dieser Trugschluss scheint aus einer falschen Analogie über die Kreditaufnahme von Privatpersonen zu stammen. Die aktuelle Realität entspricht aber fast dem genauen Gegenteil.
Defizite erhöhen das verfügbare Netto-Einkommen der einzelnen Personen im gleichen Ausmaß, in dem die Staatsausgaben private Einkommen darstellen, welche die Zahlungen in der Form von Steuern, Gebühren und sonstige Abgaben übersteigen.
Diese zusätzliche Kaufkraft schafft, wenn sie wieder verkonsumiert wird, Märkte für die private Produktion und verleitet Produzenten dazu, in zusätzliche Produktionskapazitäten zu investieren, die dann auch zukünftigen Generationen als reales Erbe und Sachkapital zu Verfügung stehen werden.
Dies erfolgt zusätzlich zu den öffentlichen Investitionen in Infrastruktur, Bildung, For-schung und dergleichen.
Größere Defizite, die ausreichen, um die Ersparnisse aus einem wachsenden Brutto-inlandsprodukt (BIP) über das hinaus, was durch gewinnorientierte private Investitionen geleistet werden kann, einer Verwendung zuzuführen, sind keine wirtschaftliche Sünde, sondern eine ökonomische Notwendigkeit.
Defizite, die die Lücke zwischen dem maximal erreichbaren Wachstum und dem tatsäch-lichen Output übersteigen, könnten in der Tat einmal Probleme verursachen, aber von diesem Niveau sind wir zur Zeit immer noch weit entfernt.
Auch die Analogie selbst ist fehlerhaft. Wenn es für die Volkswagen AG, Bosch und die Einzel-Haushalte erforderlich gewesen wäre ihre Budgets in gleicher Weise auszugleichen wie dies von der Bundesregierung verlangt wird, gäbe es keine Aktien und Anleihen, keine Bankkredite, und viel weniger Autos, Kühlschränke und Häuser.
(Die Grundlage dieses Beitrages ist der Artikel Fifteen Fatal Fallacies of Financial Fundamentalism von William Vickrey)