Fatale Irrtümer des finanziellen Fundamentalismus – Eine chronische Inflation bedeutet ein ständiges Leben über „unseren“ Verhältnissen

Eine Abhandlung über die Ökonomie der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage
Teil 5

US annual unemployment rate
Jährliche Arbeitslosenquoten in den USA von 1890 bis 2013

Irrtum Nr. 5: Eine chronische Inflation bedeutet ein ständiges Leben über „unseren“ Verhältnissen
„Der permanente Trend zur Inflation ist ein Spiegelbild einer Gesellschaft, die unablässig über ihren Möglichkeiten lebt.“ Alfred Kahn, 1993 in einer Veröffentlichung der Cornell University.

Die Realität ist aber wie so oft mal wieder eine andere: Das einzige Mal, wo wir tatsächlich sagen könnten, dass wir wirklich über unsere Verhältnisse gelebt haben war in den Kriegszeiten, als Kapital zerstört und nur wenig gepflegt wurde. Wir haben nicht einmal in den Zeiten des Friedens seit 1926 über unseren Möglichkeiten gelebt, obwohl man heute davon ausgeht, dass die Arbeitslosigkeit damals in den USA nach heutiger Definition auf rund 1,8 % zurückging. Diesen Ansatz haben wir seitdem nie wieder erreicht, mit Ausnahme der (Fast-)Vollbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs.

Inflation tritt dann auf, wenn die Verkäufer ihre Preise erhöhen; sie können dies gewinnbringend tun, wenn die Kräfte des Wettbewerbs durch die reale und künstliche Differenzierung der Produkte, irreführende Werbung, umsatzverschleiernde Gimmicks und Pauschalangebote, Fusionen und Übernahmen, sowie die zunehmende Bedeutung von Zusatzleistungen, Geschäftsgeheimnissen, Patenten, Urheberrechten, Skaleneffekten, Anlauf- und sonstige Kosten geschwächt sind.

Die Inflation kann und wird wohl auch inmitten nicht ausgelasteter Ressourcen auftreten, doch sie muss aber nicht zwingend vorkommen, selbst wenn wir unser Kapital verbrauchen, ohne es zu erhalten oder zu ersetzen, wir also mehr konsumieren als wir produzieren.

(Grundlage dieser Reihe ist der Artikel 15 Fatal Fallacies of Financial Fundamentalism von William Vickrey)