Fatale Irrtümer des finanziellen Fundamentalismus – die Inflation als unbarmherzige Steuer

Dollar symbol

Eine Abhandlung über die Ökonomie der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage
Teil 4

Irrtum Nr. 4: Inflation ist die unbarmherzigste aller Steuern
Inflation wird allgemein gern als die „grausamste Steuer“ verunglimpft. Die Wahrnehmung scheint dabei zu sein, dass, wenn nur die Preise aufhören würden zu steigen, das eigene Einkommen doch noch viel weiter reichen könnte, ohne jedoch indes die gleichzeitigen Auswirkungen auf die Einkünfte Anderer zu berücksichtigen.

Aktuelle Realität: Das Steuerelement in der erwarteten Inflation in Bezug auf den Gewinn für die Regierung und als Verlust für die Inhaber und Besitzer von Devisen und Staatsanleihen beschränkt sich auf die Verringerung des realen Wertes der keinen Zins abwerfenden Währungen (entspräche der Höhe der eingesparten Zinsrate für ein zinsloses Darlehen, wie es ohne die Inflation angefallen wäre), plus dem Gewinn aus der Zunahme der Inflation, die über den zum Zeitpunkt der Schuldenaufnahme erwarteten Zinssatz hinausgeht.

Auf der anderen Seite würde eine Verringerung der Inflationsrate unter die bisher angenommene Quote zu zufälligen Subventionen für die Inhaber von langfristigen Staatsanleihen und einer entsprechenden Erhöhung der realen Auswirkungen der Schulden auf den Fiskus führen.

In früheren Regimes, in denen entsprechende Vorschriften die Anrechnung der Zinsen auf Sichteinlagen untersagten, kamen die Seigniorage-Gewinne aus diesen Salden, die zudem noch einen durch die Inflation verstärkten Kaufkraftverlust für die Anleger darstellten, nur den Banken zugute, die dann unter dem Konkurrenzdruck einen Teil dieser Gewinne als kostenlose Serviceleistungen wieder an die Kunden zurück reichten.

In einer Ökonomie, in der die meisten Geschäfte über Kreditkarten und Bankkonten unter Berücksichtigung der berechneten oder gutgeschriebenen Zinsen abgewickelt werden, ist die auf den Zinsverlust für ausstehende Zahlungen beschränkte Belastung für die meisten Menschen trivial. Den größten Profit gegenüber der Regierung werden diejenigen haben, denen große Mengen von Geld aus Steuerflucht oder der Ausübung von illegalen Aktivitäten zufließen, während die wenigen, die Geld unter der Matratze oder in Keksdosen halten, entsprechende Verluste erleiden.

Die größten Schwierigkeiten mit der Inflation sind in der Tat nicht die Auswirkungen der Inflation selbst, sondern die durch unpassende Bestrebungen zur Kontrolle der Inflation ausgelöste Arbeitslosigkeit. Eigentlich kann eine unerwartete Erhöhung der Inflation das reale Defizit in Bezug auf das nominale Defizit durch eine Verringerung des realen Wertes der ausstehenden langfristigen Verbindlichkeiten reduzieren.

Wenn auf einer Politik zur Begrenzung des nominalen Haushaltsdefizites beharrt wird, dürfte dies aufgrund der Verringerung der effektiven Nachfrage zu weiterer übermäßiger Arbeitslosigkeit führen. Die Antwort darauf kann nicht eine Verringerung des nominalen Defizits sein, um die Inflation durch steigende Arbeitslosigkeit zu begrenzen, sondern muss vielmehr eine Erhöhung des nominalen Defizits zur Beibehaltung des reales Defizits sein, sowie die Kontrolle der Inflation durch direkte Mittel, die keine steigende Arbeitslosigkeit auslösen.

(Grundlage dieser Reihe ist der Artikel 15 Fatal Fallacies of Financial Fundamentalism von William Vickrey)