S04: Duisburger Spaziergang…

Nein, in dieser Höhe hätte ich das Endergebnis gegen den MSV Duisburg nun wirklich nicht erwartet. Gut, die Meidericher waren mit zwei klaren Niederlagen in die Zweite Liga gestartet, doch auch angesichts der Demütigung im DFB-Pokal-Finale von 2011 (der MSV verlor damals ebenso wie am Wochenende mit 0:5) hatte ich eher damit gerechnet, dass die „Zebras“ um jeden Grasbüschel kämpfen und sich zerreißen würden, es also gerade kein Spaziergang sein würde.

Haupttribüne MSV-Arena

Das Führungstor bereits in der 3. Minute durch Torjäger Klaas-Jan Huntelaar und die (berechtigte) gelb-rote Karte für Duisburgs Kapitän Branimir Bajic nach einer guten halben Stunde machten es den Schalkern natürlich relativ einfach, den Widerstand des Neu-Zweitligisten frühzeitig zu brechen.

Doch es war nicht nur die überschaubare Leistung des Gegners, die dafür sorgte, dass die Schalker am Ende so gut da standen. Auch das, was sie selber auf den Platz brachten, ließ aufhorchen und weckte einige Erwartungen für den Bundesligastart in Bremen.

Die Mannschaft konnte von Anfang an das offensive Konzept von Trainer Breitenreiter bestens umsetzen, die Aufstellung mit Neuzugang Johannes Geis und Leon Goretzka als spielstarke Sechser, mit Julian Draxler und Eric-Maxim Choupo-Moting hinter den beiden Stürmern Franco Di Santo und Kapitän Huntelaar war klar auf die Beherrschung des Gegners in dessen Hälfte ausgerichtet.

Dazu stießen die Außenverteidiger Dennis Aogo links und Junior Caicara rechts immer wieder weit vor, und das Pressing der Schalker ließ die überforderten Duisburger nur selten offensiv zur Entfaltung kommen. Es dauerte nahezu 70 Minuten, bis die Truppe von Trainer Gino Lettieri überhaupt einmal zu einem vernünftigen Abschluss auf das Tor von Ralf Fährmann kam.

Die einseitige Begegnung war dann natürlich spätestens mit dem 0:3 durch einen sehenswerten Freistoß von Johannes Geis endgültig entschieden, und doch ließen die Schalker nicht locker, sondern suchten weiterhin den direkten Weg zu gegnerischen Gehäuse. Weitere Tore durch di Santo und Goretzka waren die Folge, nachdem Matija Nastasic zwischenzeitlich per Kopf getroffen hatte.

Wenn man nun noch berücksichtigt, dass di Santo einen Elfmeter vergab und auch sein Sturmpartner noch einige Chancen recht leichtfertig vertändelte, so hätte es am Ende auch gar 0:7 oder 0:8 ausgehen können, ohne dass sich die Duisburger also sehr darüber hätten beschweren dürfen.

Und genau deshalb ist der relativ leichte Pokalerfolg in Meiderich zwar sehr erfreulich (vor einem Jahr bewies der Drittligist Dynamo Dresden noch eindrucksvoll, dass so etwas nun einmal nicht selbstverständlich sein muss) und sorgt daher auch dafür, dass die übliche „Aufregungskultur“ in und um Gelsenkirchen gar nicht erst entsteht, doch ein echter Prüfstein für die kommenden Aufgaben in der Bundesliga und Europa League war er noch nicht.

Er hat einige sehr gute Entwicklungen aufgezeigt, man hat sehen können, wie sehr sich Breitenreiters taktisches Konzept doch erheblich von dem seiner Vorgänger unterscheidet und dass es von der Mannschaft bereits recht überzeugend umgesetzt wurde. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob eine solch offensive Ausrichtung auch in der Liga anwendbar ist und ob der Trainer dies auch in dieser Konsequenz spielen lassen wird.

Um also die wirkliche Leistungsstärke der Schalker einschätzen zu können, wird man wohl noch bis zum Wochenende die Füße ruhig halten müssen. Doch ohne jetzt überheblich wirken zu wollen, könnten nach der doch eher durchschnittlichen Partie von Werder Bremen beim Drittligisten Würzburger Kickers (0:2 n.V.) durchaus drei Punkte für die Blauen an der Weser drin sein.

Warten wir’s ab…