Eine kleine Aussicht auf die Schalker und Ex-Schalker bei der Weltmeisterschaft

So, es ist angerichtet: die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien hat begonnen.
Da auch einige Schalker und ehemalige Schalker dabei sind, gibt es hier nun einen kleinen Ausblick auf ihre Chancen, ein wenig Spielzeit oder vielleicht auch mehr bei diesem Turnier zu sehen.
Grundlage sind dabei die Leistungen der jeweils ersten Vorrundenspiele.

Ivan Rakitic and Neymar, Brazil and Croatia match at the FIFA World Cup 2014-06-12

Aus dem aktuellen S04-Kader weilen folgende Akteure in Südamerika:
Benedikt Höwedes, Julian Draxler (beide Deutschland), Klaas-Jan Huntelaar (Niederlande), Joel Matip (Kamerun), Kevin-Prince Boateng (Ghana), Atsuto Uchida (Japan), Sead Kolasinac (Bosnien-Herzegowina) und der Frankfurter Rückkehrer Tranquillo Barnetta (Schweiz).
Als ehemalige Schalker dabei sind Ivan Rakitic (Kroatien), Mario Gavranovic (Schweiz) und Jermaine Jones (USA).

Zu erwähnen wäre vielleicht auch noch Eric-Maxim Choupo-Moting (Kamerun), da noch immer Gerüchte über einen angeblichen Wechsel von Mainz nach Gelsenkirchen kursieren.
Und ein Augenmerk wollen wir natürlich auch auf den Trainer der belgischen Nationalmannschaft werfen, den ehemaligen Euro-Fighter und Mitglied der Schalker Jahrhundertelf Marc Wilmots.

Benedikt Höwedes und Julian Draxler
Definitv einen Auftakt nach Maß erwischte die deutsche Nationalmannschaft und damit auch Benedikt Höwedes, der doch etwas überraschend auf der ungewohnten Position des linken Außenverteidigers zum Einsatz kam.
Beim auch in der Höhe verdienten 4:0-Erfolg über Portugal bot der Schalker Kapitän eine solide Leistung mit der für ihn auf den Außenbahnen gewohnten defensiven Stärken. Nach vorn allerdings vermochte er nur wenige Akzente zu setzen, was allerdings an diesem Tag gegen die Südeuropäer auch nicht unbedingt notwendig war, da diese Rolle andere übernahmen. Momentan deutet viel darauf hin, dass Höwedes seine Rolle auf der linken Außenbahn wohl ziemlich sicher hat, offensichtlich schätzt ihn Yogi Löw vor allem wegen seiner Vielseitigkeit.

Weniger glücklich dürfte Julian Draxler gewesen sein, der den Auftakterfolg gegen Portugal nur von der Ersatzbank mitverfolgen konnte. Und da die deutsche Nationalmannschaft im offensiven Mittelfeld überdurchschnittlich gut besetzt ist (neben Thomas Müller, Mesut Özil und Mario Götze stehen in der Rangfolge momentan wohl auch noch Andre Schürrle und Lukas Podolski vor ihm), steht zu befürchten, dass es auch so weiter gehen wird. Realistisch gesehen kann Draxler eigentlich nur auf gelegentliche Kurzeinsätze hoffen. Mehr scheint zur Zeit nicht drin zu sein.

Joel Matip
Nicht zum Einsatz kam der Schalker Innenverteidiger bei der 0:1-Niederlage seiner Mannschaft gegen Mexiko. Das wunderte mich aber schon etwas, sah es in der Vorbereitung doch lange danach aus, als ob Matip einen Stammplatz im Defensivverbund Kameruns sicher hätte. Schade eigentlich, nach einer bemerkenswerten Rückrunde in der Bundesliga hätte er es eigentlich verdient.
Na ja, kann ja möglicherweise noch werden.

Klaas-Jan Huntelaar
Vielleicht noch mehr als Joel Matip dürfte sich der holländische Top-Torjäger über seine undankbare Rolle auf der Ersatzbank der Niederlande geärgert haben.
Nicht nur dass dem Vernehmen nach sein Verhältnis zum exzentrischen Bondscoach van Gaal nicht gerade das Beste sein soll, zu allem Überfluss beteiligte sich sein großer Konkurrent für die Rolle im Sturmzentrum Robbie van Persie mit einer Galavorstellung und zwei Treffern an dem bemerkenswerten 5:1-Auftaktsieg gegen Weltmeister Spanien.

Es gehört nun nicht mehr sehr viel Phantasie dazu, sich klarzumachen, dass dieser Erfolg die zukünftigen Einsatzchancen Huntelaars wohl auf ein Minimum reduziert hat.
Schon sehr ärgerlich für den ehemaligen Torschützenkönig der Bundesliga und eine echtes Luxusproblem für die Niederlande. In so ziemlicher jeder anderen Mannschaft hätte ein Spieler mit solch einer Torgarantie wie Huntelaar wohl hundertprozentig einen Stammplatz sicher.

Atsuto Uchida
So gut wie nichts habe ich dagegen von der ersten Begegnung der japanischen Nationalmannschaft gegen die Elfenbeinküste mit bekommen. Dies lag allerdings schlicht an der Tatsache, dass dieses Spiel in Deutschland am letzten Sonntag nachts um drei Uhr übertragen wurde. Immerhin stand Uchida in der Startaufstellung Japans, nach seiner langen Verletzungspause finde ich das doch etwas überraschend.

Dem Hörensagen nach hatte der rechte Außenverteidiger auch noch eine riesige Torchance, die er allerdings vergab. So konnte Uchida letztlich die Niederlage seiner Mannschaft gegen die Afrikaner nicht verhindern. Im Hinblick auf die neue Saison bin ich jedoch sehr erleichtert, dass der Japaner offensichtlich auf dem besten Weg ist, wieder richtig fit zu werden. Hoffentlich bleibt das auch so.
Denn solange es keine Alternative für ihn im Schalker Kader gibt, sieht es ohne ihn auf der rechten Außenbahn recht mau aus.

Sead Kolasinac
Nach nur drei Minuten im Auftaktmatch der Bosnier gegen Argentinien gehörte der Schalker Außenverteidiger schon zu den ersten Unglücksraben der Weltmeisterschaft. Nach einem Freistoß von Lionel Messi prallte der Ball von „Kolas“ Fuß unglücklich ins eigene Tornetz.
Am Ende half auch der Ehrentreffer vom Stuttgarter Vedad Ibišević Bosnien-Herzegowina nicht mehr, die Niederlage gegen den Mitfavoriten Argentinien noch zu verhindern.
Schade natürlich für Sead Kolasinac, auch ihm hätte ich nach seinem bemerkenswerten Aufstieg im Schalker Trikot etwas mehr Glück im Dress seines zweiten Heimatlandes gewünscht.
Doch bleibt immerhin festzuhalten, dass er den Sprung in die Stammformation der Bosnier offenbar geschafft hat.

Kevin-Prince Boateng
In der Vorbereitung fremdelte Prince Boateng offenbar etwas in seinem Verhältnis zu ghanaischen Nationalmannschaft. Während seine afrikanischen Landsleute hauptsächlich durch ihren zur Schau gestellten Frohsinn auffielen, wirkte der in der Berlin Geborene durch seine Nüchternheit eher wie ein Fremdkörper im Team.

Etwas überraschend stand er dann auch nicht in der Startaufstellung zum Auftaktmatch gegen die USA. Dass er erst nach rund 60 Minuten eingewechselt wurde, dürfte ihn nicht zufrieden gestellt haben, hatte er doch vorher über die sozialen Netzwerk seinen Optimismus zum Ausdruck gebracht, von Anfang an spielen zu dürfen. Möglicherweise kann er von der 1:2-Niederlage gegen die Amerikaner profitieren und sich seinen Stammplatz zurückerobern.
Mal sehen.

Jermaine Jones
Der in der Winterpause eher im Unfrieden von Schalke zu Besiktas Istanbul gewechselte Jones hatte im Spiel USA-Ghana schon nach ca. 30 Sekunden seine beste Aktion,als er Clint Dempsey den Ball zum bisher schnellsten Tor dieser WM servierte.
Danach reichte eine eher mittelmäßige Leistung, um am Ende die Afrikaner um seinen ehemaligen Vereinskollegen Kevin-Prince Boateng mit 2:1 zu besiegen.
Ich bin mal gespannt, wie Jermaine Jones und seine US-Boys in den restlichen Begegnungen gegen Portugal und Deutschland so klar kommen.

Tranquillo Barnetta und Mario Gavranovic
Ebenso wie einige andere spielten die beiden Schweizer keine Rolle beim Sieg der Eidgenossen gegen Ecuador. Da beide überhaupt nicht zum Einsatz kamen, ist momentan auch nur schwer abzuschätzen, welche Rollenverteilung sich der Schweizer Trainer Ottmar Hitzfeld für die Beiden so vorstellen mag.

Ivan Rakitic
Den ersten bemerkenswerten Auftritt auf der großen WM-Bühne hatte der Ex-Schalker Ivan Rakitic exklusiv für sich beim Eröffnungsspiel Brasilien gegen Kroatien.
Der frischgebackene Europa-League-Gewinner konnte dabei mit einer ansehnlichen Leistung überzeugen und war auch mit einem schnellen Vorstoß am Führungstreffer der Kroaten beteiligt.

Ich fand es schon etwas schmerzhaft zu sehen, wie der damals von Felix Magath in Schalke „vom Hof gejagte“ Mittelfeldmotor sich zu einem echten Führungsspieler sowohl beim FC Sevilla als auch in der kroatischen Nationalmannschaft entwickelt hat.
Sein bevorstehender Wechsel zum FC Barcelona ist der verdiente Lohn dafür. Mal sehen, was für ihn in einer durchaus nicht schlechten Mannschaft bei dieser WM so noch erreichbar ist.

Eric-Maxim Choupo-Moting
Hartnäckig hält sich ja Auf Schalke derzeitig das Gerücht, man wäre an einer Verpflichtung des Mainzer Stürmers interessiert. Zusätzlichen Auftrieb erhielt dieser Verdacht durch die gute Leistung Choupo-Motings im letzten Vorbereitungsspiel Kameruns gegen Deutschland, bei dem er auch als Torschütze glänzen konnte.

Allerdings fiel er dann in der ersten Begegnung der WM gegen Mexiko, bei der er ebenfalls von Anfang an auf dem Platz stand, nicht weiter auf. Zudem sind nun angeblich auch die italienischen Klubs AS Rom und FC Genua mit auf das Wechselkarussell aufgesprungen.
Bleibt abzuwarten, wie sich das weiter entwickeln wird.

Marc Wilmots
Fleissig an seiner Reputation als Trainer arbeiten konnte der Coach der belgischen Nationalmannschaft in der Partie gegen Algerien. Nachdem seine bereits vor der WM zum Geheimfavoriten geadelte Truppe in der ersten Halbzeit eher den Eindruck großer Ideenlosigkeit und Schwerfälligkeit verbreitet hatte, bewies Wilmots in der Pause ein „goldenes“ Händchen.
Die von ihm eingewechselten Marouane Fellaini und Dries Mertens drehten mit ihren Toren einen 0:1-Rückstand und verhinderten so einen belgischen Fehlstart.

Wer weiß, vielleicht hat man ja gerade Auf Schalke etwas genauer auf die Performance der „Roten Teufel“ geschaut. Schließlich genießt „Willi das Kampfschwein“ noch immer einen exzellenten Ruf in Gelsenkirchen.
Und gerade rund um die Arena kann man eigentlich nie wissen, ob diese Verbindung in den nächsten Jahren nicht mal wieder reaktiviert werden muß.