Die angebotsorientierte Ökonomik ist tot

Covid-19 hat die angebotsseitige Wirtschaftspolitik zur Strecke gebracht. Es tut mir leid, Friedmanites, doch das ist schlicht die Wahrheit.

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Der amerikanische Ökonom Milton Friedman

Die Idee, dass sich jede Volkswirtschaft von einer Rezession erholen kann, solange wir Steuern senken, Regulierungen abbauen und Zinssätze reduzieren, hätte längst den Weg des iPod gehen sollen, aber aus irgendeinem Grund verweilt sie immer noch in den Elfen-beintürmen der Universität von Chicago, konservativen Denkfabriken und all jenen, die völlig von der Realität losgelöst sind. Bis jetzt.

Der Grund warum ich das so behaupte ist der, dass sich Liberale und Konservative auf der ganzen Welt in den letzten sechs Monaten zusammengeschlossen haben um Konjunktur-pakete im Wert von Billionen Dollar zu schnüren, die darauf ausgelegt sind den Menschen möglichst einfachen Zugang zum Geld zu verschaffen.

Während einige diese Politik als Wahnsinn betrachten – „Wie kann die Regierung nur einfach so Geld verteilen?!“ – war sie im Gegensatz so enorm effektiv bei der Eindämmung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19, dass die Zentralbanken die Politiker inzwischen immer öfter auffordern, sie erneut anzuwenden.

Doch es hat einige Zeit gedauert, bis wir an diesem Punkt angekommen waren. Unsere konservativen Freunde brauchten eine Krise wie Covid-19 um zu verstehen, dass die Senkung der persönlichen Einkommenssteuern nicht funktioniert, wenn Sie keinen Job haben, dass die Beseitigung von Vorschriften nicht funktioniert, wenn Unternehmen bankrott gehen und dass eine Senkung der Zinssätze nicht mehr möglich ist, wenn diese sich bereits an der unteren Nullgrenze befinden.

Letztlich erreichte auch sie die Erkenntnis. Wir befinden uns in einem Nachfrageschock – dem größten, den die Welt seit der Weltwirtschaftskrise gesehen hat – und der freie Markt wird uns nicht retten.

Wenn der Markt weiter ungehindert läuft wird dies Millionen von Menschen nur noch mehr Schmerzen bereiten und unsere Wirtschaft in noch größere Tiefen treiben. Wir brauchen staatliche Interventionen – viele staatliche Interventionen – und wenn Milton Friedman heute noch am Leben wäre würde er genau dasselbe sagen.

Die Große Rezession hätte ein ausreichender Beweis für die Nachteile der angebotsseitigen Logik sein müssen, aber ob es die Republikaner in den USA waren, die sich damit abfinden müssten wie unwirksam eine Senkung der Lohnsteuer im Kampf gegen Covid sein würde, oder die Tories in Großbritannien widerwillig fiskalische Anreize in Höhe von 8 Prozent der britischen Produktion genehmigten oder die Ökonomen in Institutionen wie der Weltbank und dem IWF, die zugeben mussten, dass der Washingtoner Austeritäts-Consensus in unserer gegenwärtigen Situation möglicherweise nicht funktioniert, haben die politischen Entscheidungsträger überall auf die eine oder andere Weise feststellen müssen, dass angebotsseitige Lösungen in starken Abschwüngen nicht passen und sie haben vollkommen recht damit.

Jetzt, da die angebotsseitige Wirtschaft tot ist, können wir endlich anfangen echte Lösungen zu entwickeln. Um aus diesem Chaos herauszukommen sind Milliarden Euro/Dollar mehr Stimuli, ein funktioneller Impfstoff und eine globale Maskenpflicht erforderlich. Bis wir sicher zur Arbeit kommen, einkaufen, essen gehen und unsere Kinder zur Schule schicken können brauchen wir eine Regierung, die uns durch diesen holprigen Übergang führt.

Diese Regierung muss uns auf neue Impfstoffentwicklungen aufmerksam machen, Impfungen empfehlen, sobald sie entwickelt wurden und den Kommunen im Mikromanagement helfen, ums uns rechtzeitig über gemeldete Coronavirus-Fälle zu informieren. Zuletzt und vielleicht am wichtigsten ist, dass wir finanzielle Unterstützung benötigen wann und wo dies erforderlich ist.

Glücklicherweise ist es für Regierungen derzeit recht billig Kredite aufzunehmen, sodass all diese Dinge ziemlich erschwinglich sind. Was jedoch teuer sein wird, wäre sich zu sehr auf Defizite und Schulden zu konzentrieren und nicht genug auf das allgemeine Wohl der Öffentlichkeit. Genügsamkeit wird nur die Entwicklung eines Impfstoffs verlangsamen, die Produktion und Beschäftigung beeinträchtigen und die Ängste verstärken.

Alle verfügbaren Daten stützen diese Annahme, da fast jedes ökonomische Modell, sei es vom IWF über die Vereinten Nationen bis zur Wall Street zeigt, dass wir in den kommenden Jahren umso mehr für Arbeitslosenhilfe, Nahrungsmittelhilfe, Wohnungs-gutscheine und Gesundheitsversorgung ausgeben werden, je weniger wir jetzt aufwenden – und je weniger wahrscheinlich werden unsere Volkswirtschaften zu stetigen Wachstumspfaden zurückkehren und genügend Steuereinnahmen erzielen um die Tragfähigkeit der Schulden aufrechtzuerhalten.

Es wird schwierig sein diese Zeit zu überstehen, das steht außer Frage. Aber wir können viel tun um unsere Situation ein wenig erträglicher zu machen, und es ist die Aufgabe der Regierung und nicht des freien Marktes diese Dinge zu erledigen.

Die Angebotsseite ist tot. Es lebe die Nachfrageseite.

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des amerikanischen Ökonomen Edward Brown)