…Der Zufall hat einen sehr viel größeren Einfluss auf die Entwicklung der Lebensbiographien als es den meisten Menschen bewusst ist. Und dennoch schreiben überwältigend viele wohlhabende Menschen ihre eigenen Erfolge harter Arbeit zu und nicht Faktoren wie Glück oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Das ist beunruhigend, weil es eine wachsende Zahl von Hinweisen dafür gibt, dass wir uns eher mehr als „self-made“ sehen, und weniger nur als talentiert, fleißig und glücklich. Und diese Einstellung sogar dazu führt, dass wir uns weniger großzügig und gemeinwohl-orientiert zeigen.
Es macht es sogar wahrscheinlicher, dass die Glücklichen die Bedingungen (wie qualitativ hochwertige öffentliche Infrastruktur und Bildung), die ihren eigenen Erfolg möglich gemacht haben, weniger unterstützen.
Die eine Dimension des persönlichen Glücks, welche alle anderen übersteigt, ist die in einem hochentwickelten Land geboren zu sein. In einem so günstigen Umfeld geboren zu werden, ist ein enormer Glücksfall.
Doch die Aufrechterhaltung einer solchen Umgebung erfordert ein hohes Maß an Investitionen in öffentliche Einrichtungen von der Infrastruktur bis zur Bildung – etwas, das viele Amerikaner (und nicht nur die) in letzter Zeit nicht bereit waren entsprechend zu unterstützen.
Viele Faktoren haben zu dieser Zurückhaltung beigetragen, doch eins sticht dabei besonders hervor: die aus einem langfristigen Rückgang der Spitzensteuersätze resultierenden öffentlichen Haushaltsdefizite.
Eine aktuelle Studie der Politologen Benjamin Page, Larry Bartels und Jason Seawright stellte fest, dass das oberste Prozent der amerikanischen Vermögenden „extrem politisch aktiv“ sei und viel eher als der Rest der US-Öffentlichkeit dazu neige, sich gegen höhere Steuern, strengere Regulierungen und mehr Staatsausgaben auszusprechen.
Sicherlich ist es sehr einfach und naheliegend, den Anteil des Glücks am persönlichen Erfolg zu übersehen und sich damit berechtigt zu fühlen, den Löwenanteil seines Einkommens für sich behalten zu wollen, während man gleichzeitig aber nur ungern an die öffentlichen Investitionen erinnert werden will, die diesen Erfolg in erster Linie möglich werden ließen.
Und doch erscheint dieser Stand der Dinge nicht unvermeidlich zu sein: Jüngste Untersuchungen legen nahe, dass ein Erinnern an dieses Glück durchaus zu mehr Großzügigkeit führen kann…
(eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des amerikanischen Ökonomen Mark Thoma)