Wynne Godley über die Beseitigung von Ungleichge-wichten im internationalen Handel

Der internationale Handel spielt eine zentrale Rolle in Wynne Godleys Modellen und Arbeiten. Er sah nicht nur die Unhaltbarkeit der Ungleichgewichte des privaten Sektors in den USA und die Rückkehr des Keynesianismus voraus, sondern schlug sogar auch einen eher wahllosen Protektionismus für die Vereinigten Staaten vor.

U.S Trade Balance (1895-2015)
US-Handelsbilanz (1895-2015) und jeweilige Handelspolitik

Im Laufe der Zeit war er der Meinung, dass mehr internationale Anstrengungen erforderlich seien, wie z. B. in der Art und Weise, wie internationale Institutionen geführt werden.

In seinem Artikel „Die Vereinigten Staaten und ihre Gläubiger – Kann die Symbiose halten?“ aus dem Jahr 2005 (mit Co-Autoren) sagte er:

Eine Lösung der strategischen Probleme, mit denen die USA und die Weltwirtschaft derzeit konfrontiert sind, kann wahrscheinlich nur durch ein internationales Abkommen erreicht werden, das das internationale Muster der Gesamtnachfrage in Verbindung mit einer Änderung der relativen Preise verändern würde. Zusammen würden diese Maßnahmen sicherstellen, dass der Handel bei Vollbeschäftigung im Allgemeinen ausgewogen ist.

In seinem letzten Artikel „Aussichten für die Vereinigten Staaten und die Welt: Eine Krise, die konventionelle Heilmittel nicht lösen können“ (mit Co-Autoren), schrieb er:

Notwendigkeit eines konzertierten Handelns

Im Moment scheinen sich die Konjunkturprogramme, die von den Vereinigten Staaten und vielen anderen Ländern in Erwägung gezogen werden, auf die Möglichkeit einer expansiven Fiskal- und Geldpolitik zu konzentrieren.

Aber so gut koordiniert dieser Ansatz auch sein mag, er wird nicht ausreichen.

Was dazu kommen muss, ist vielleicht offensichtlich eine weltweite Erholung der Produktion, verbunden mit nachhaltigen Gleichgewichten im internationalen Handel.

Seit Beginn dieser Berichtsreihe im Jahr 1999 haben wir betont, dass in den Vereinigten Staaten ein nachhaltiges Wachstum bei Vollbeschäftigung letztlich sowohl eine fiskalische Expansion als auch eine rasche Beschleunigung der Nettoexportnachfrage erfordern würde. Ein Teil der notwendigen fiskalischen Anreize ist bereits erfolgt, und viel mehr (so scheint es) ist unmittelbar in Aussicht.

Aber die Zahlungsbilanz der USA dümpelt dahin, und eine substanzielle und spontane Erholung ist angesichts des sich abzeichnenden starken Abschwungs des Welthandels und der Weltproduktion nun höchst unwahrscheinlich. Vor neun Jahren schien es möglich, dass eine Dollar-Abwertung von 25 Prozent ausreichen würde.

Aber jetzt ist eine deutlich größere Anpassung erforderlich. Nach unserer Rechnung (die mit großem Zögern vorgebracht wird) würde das Zahlungsbilanzdefizit in den nächsten drei bis vier Jahren auf 6 Prozent des BIP oder mehr ansteigen, wenn die Vereinigten Staaten versuchen würden, die Vollbeschäftigung allein mit fiskalischen und monetären Mitteln wiederherzustellen, d.h. auf ein Niveau, das unmöglich über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden könnte, geschweige denn auf unbestimmte Zeit.

Damit der Handel jedoch ausreichend expandieren kann, müssten die Exporte schneller wachsen, als wir derzeit erwarten, was bedeutet, dass das Exportniveau in drei bis vier Jahren um 25 Prozent höher sein würde, als es ohne Anpassungen gewesen wäre.

Es ist unvorstellbar, dass eine so große Neuausrichtung ohne eine drastische Veränderung der Institutionen stattfinden könnte, die für die Steuerung der Weltwirtschaft verantwortlich sind – eine Veränderung, die bedeuten würde, dass man sich weit weniger als vollständig auf die Marktkräfte verlässt.

Francis Cripps, Alex Izurieta und Ajit Singh sprechen in ihrem Artikel „Global Imbalances, Under-consumption And Over-Borrowing: The State Of The World Economy And Future Policies“ aus dem Jahr 2011 ebenfalls über eine andere Art, die Welt zu regieren:

John Maynard Keynes hat wiederholt festgestellt, dass die Wirtschaft eine hochkomplexe Maschine ist, die wir nicht vollständig verstehen. Dieser Artikel und das Cambridge-Alphametrics-Modell, auf dem er basiert, stellen einen Versuch dar, die Komplexität der Weltwirtschaft und ihrer Komponenten zu würdigen und nach Wegen für die internationale Politikkoordinierung zu suchen.

Die wichtigste Botschaft, die sich aus dieser Übung ergibt, ist die Erkenntnis, dass die Weltwirtschaft in hohem Maße voneinander abhängig ist und zunehmend weitreichende und sehr viele spezifische Interventionen benötigt, damit sie ihr volles Potenzial entfalten und gleichzeitig eine bessere Verteilung von Einkommen und Beschäftigung anstreben kann.

Dies wiederum erfordert ein tieferes Wissen über die Funktionsweise der Weltwirtschaft und neue Institutionen, um das erforderliche hohe Maß an Zusammenarbeit zwischen den Nationalstaaten zu erreichen.

Gegenwärtig sind die wichtigsten globalen Institutionen der wirtschaftlichen Koordinierung wie der IWF bedauerlicherweise eher Teil des Problems als dessen Lösung.

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrages von The Case For Concerted Action)