Eine Parabel für die neue Dekade…

„Eines Abends an einem Februartag 2020 sind mehrere Observatorien des Inter-nationalen Asteroidenwarnnetzwerks verblüfft, als sie eine Ansammlung sich nähernde Asteroiden von massiven Dimensionen entdecken. In den nächsten Wochen bestätigen andere Observatorien den Befund.

Planetoid crashing into primordial Earth
Darstellung eines Einschlags eines sehr großen Asteroiden auf die Erde.

Eine sorgfältige digitale Analyse zeigt eine 97%ige Wahrscheinlichkeit einer Kollision mit unserem Planeten Erde am 24. Dezember 2030 – fast genau zehn Jahre in der Zukunft.

Berechnungen und technische Projektionen, die von den Weltraumministern (MOS) koordiniert wurden lassen darauf schließen, dass der Asteroidencluster, der jetzt (natürlich) „Armageddon“ genannt wird, durch koordiniertes Abfeuern von 3.000 nuklearen Laserkanonen aufgelöst und umgeleitet werden kann.

Die Kosten für die Entwicklung, Herstellung, Erprobung und Bereitstellung jeder Atomkanone werden auf 6 Milliarden US-Dollar veranschlagt, was Gesamtkosten von 18 Billionen US-Dollar ergibt. Mit anderen Worten, um die Asteroiden abzulenken und unseren Planeten zu retten, muss einer sehr großen, konzentrierten und koordinierten Gruppe von Menschen und Unternehmen eine sehr große Summe an Geld gezahlt werden, um die spezifischen erforderlichen Aufgaben zu erledigen.

Vorausgesetzt, wir wollen überleben lautet die nächste Berechnung: Sind die Ressourcen für den Bau und den Einsatz der erforderlichen Atomkanonen auf dem Planeten Erde verfügbar? Wenn diese Ressourcen – Arbeitskräfte, technisches Wissen und Können, exotische Materialien und Raketentreibstoffe usw. – nicht existieren ist die Frage offenkundig unstrittig und wir müssen unser Schicksal ausleben und die Weihnachtsfeiern bis zur allerletzten herunterzählen.

Zur großen Erleichterung aller stellen die Minister für Ressourcen (MOR) fest, dass genügend Arbeitskräfte, Technologien und Materialien für die Herstellung und den Einsatz von 3000 Nuklearlaserkanonen zur Verfügung stehen. Wenn es schnell gehen soll, kann die Arbeit in sieben Jahren erledigt werden – drei Jahre vor der geplanten Kollision. Das sorgt natürlich für große Schlagzeilen und Feste! „DIE WELT KANN GERETTET WERDEN!“

Die Frage ist nur noch: Woher kommen die 18 Billionen US-Dollar, um das Material zu erwerben und die Lohn- und Gehaltsforderungen für die Entwicklung, Produktion, Prüfung und Bereitstellung der Laserkanonen zu erfüllen? Die Finanzminister (MOF) werden konsultiert. Die MOF sagen aber sofort, dass ein Problem vorliegt.

Die Schwierigkeit bestehe darin, dass die Investition in Höhe von 18 Billionen US-Dollar keine finanzielle Rendite bringen werde: Niemand werde die Laserkanonen kaufen, sobald sie hergestellt seien. Investoren könnten ihr Kapital nicht zurückerhalten, geschweige denn einen Gewinn erzielen. Die Laserkanonen werden von niemandem an Ort und Stelle gemietet. Es gibt keinen Sekundärmarkt für die Kanonen, da sie notwendigerweise durch die explosive Interaktion mit den Asteroiden zerstört werden.

Der Bau und Einsatz der Laserkanonen ist also nicht nur finanziell unrentabel, sondern auch ein Totalverlust. Deshalb, so erklären die MOF, werden die gewinnorientierten Finanzierungsmechanismen privater Unternehmen, die andernfalls die 18 Billionen US-Dollar in einem Herzschlag erzeugen könnten nicht funktionieren!

Die verbleibenden Optionen für die Bereitstellung der 18 Billionen US-Dollar sind laut MOF im wesentlichen die folgenden drei: Erstens könnte eine neue Steuer auf Bürger und Unternehmen erhoben werden, die im Prinzip die 18 Billionen US-Dollar aus ihren zukünftigen Einkommen und Profiten für die Rettung des Planeten beansprucht.

Zweitens könnten die philanthropischen Organisationen der Welt einen großen Teil ihres Vermögens – einschließlich der bereits angesammelten Gewinne nach Steuern – für die Sache aufbringen und spenden. Drittens könnten sich die souveränen Regierungen 18 Billionen US-Dollar aus dem vorhandenen Kapital (Ersparnisse) privater Unternehmen leihen. Wenn nicht genug verfügbares Kapital vorhanden ist um Kredite aufzunehmen, würden die Privatunternehmen gerne mehr schaffen, sofern garantiert ist, dass die Kredite mit Zinsen zurückgezahlt werden.

Weitere Schlagzeilen lauten: „VORGESCHLAGENE NEUE STEUER SENKT DIE EINKOMMEN UM DIE HÄLFTE!“ „WOHLTÄTIGE STIFTUNGEN HABEN NICHT GENUG DOLLARS!“ „VERDOPPELUNG DER STAATSVERSCHULDUNG RUINIERT UNSERE ENKEL!“

Jetzt fangen die Leute an sich ängstlich zu fühlen. Durch die Berechnungen und Debatten über die 18 Billionen Dollar ist schon ein Jahr vergangen – und die Arbeiten an den Nuklearlaserkanonen haben noch nicht einmal begonnen! Einige beginnen sich zu fragen, ob die Asteroiden tatsächlich existieren oder ob es einen Fehler in den Berechnungen gibt – oder ob die Wissenschaftler von der Laserkanonenindustrie bezahlt werden!

Gleichzeitig bleiben nur noch zwei Jahre, um die Atomkanonen zu bauen und einzusetzen. Was können wir tun? Sind wir bereit, unsere Einkommen zu halbieren? Werden wir wirklich unsere Enkelkinder in eine solch schwächende Staatsverschuldung zwingen? Vielleicht sollten wir die Berechnungen noch einmal wiederholen.

Vielleicht sollten wir ein größeres Teleskop bauen, um den Asteroidenhaufen genauer zu betrachten. Vielleicht kommt ein weiterer Asteroid, der mit dem Haufen kollidiert, bevor dieser in die Erde einschlägt. Vielleicht müssen wir neue Minister wählen, um diese Entscheidungen zu treffen. Und jetzt, bevor wir es genau wissen, ist wieder ein weiteres Jahr vergangen, während die Debatte weitergeht…“

Wenn wir den Asteroidenhaufen unserer Parabel durch die Bedrohung des globalen Klimawandels ersetzen haben wir heute eine nützliche Beschreibung unseres realen Dilemmas: Es geht nur ums Geld.

Es geht nicht darum, ob Arbeitskraft, Technologie und Know-how vorhanden sind, um eine Billion Tonnen Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu gewinnen und zu binden – und dabei auf eine CO2-freie Wirtschaft umzusteigen. Es geht darum woher das Geld kommt, um diese Arbeitskraft, Technologie und dieses Know-how zu bezahlen – und wessen Geld es sein wird und ob wir infolge der Ausgaben unter Schulden und in inflationärem Chaos zusammenbrechen werden.

(Eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des amerikanischen Architekten und wirtschaftswissenschaftlichen Quereinsteigers J.D. Alt)