Die NAIRU (inflationsstabile Arbeitslosenquote) – ein perfides Schauermärchen

Die Geschichte der Non-Accelerating Inflation Rate of Unemployment (NAIRU) hatte von Anfang an immer eine sehr klare politische Implikation – jegliche Versuche Vollbeschäftigung zu erreichen sollten von vornherein zum Scheitern verurteilt sein, weil Regierungen und Zentralbanken die Arbeitslosigkeit nicht unter die kritische NAIRU-Schwelle drücken könnten, ohne dass dabei eine schädliche galoppierende Inflation entsteht.

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Kurzzeit-Phillips-Kurve vor und nach expansiver Politik, mit Langzeit-Phillips-Kurve (NAIRU)

Obwohl viele Mainstream-Ökonomen und Politiker einem rührenden Glauben an dieses NAIRU-Märchen anhängen, hält es einer genaueren Überprüfung nicht stand.

Eines der Hauptprobleme bei der NAIRU ist ihre Darstellung als eine Art zeitloser langfristiger Gleichgewichts-Attraktor, auf den sich die tatsächliche Arbeitslosigkeit (angeblich) einzustellen hat. Wenn sich dieses Gleichgewicht von selbst verändert – und das in einer Weise, welche auf dem Prozess zur Erreichung des Gleichgewichts beruht – nun, dann können wir aber nicht wirklich sicher sein, wie dieses Gleichgewicht ohne einen Bezug zur Arbeitslosigkeit in realen historischen Zeiten überhaupt aussehen soll.

Und wenn wir diesen Bezug herstellen, so werden wir diagnostizieren, dass wir völlig falsch liegen, wenn wir die Nachfrage bei dieser Analyse nicht berücksichtigen. Nachfragepolitik hat ebenso langfristige Auswirkungen und beeinflusst auch die strukturelle Arbeitslosigkeit – und die Regierungen und Zentralbanken können nicht nur einfach in die andere Richtung schauen und ihre Passivität gegenüber der Arbeitslosigkeit damit legitimieren, indem sie sich auf die NAIRU beziehen.

Die NAIRU ist allein deshalb nicht stichhaltig, weil sie schlichtweg nicht existiert – und Wirtschaftspolitik gestützt auf ein solch schwaches theoretisches und empirisches Konstrukt bedeutet nicht weniger als ein Rezept für ein selbstverschuldetes wirtschaftliches Chaos.

(gekürzte eigene Übersetzung eines Blogbeitrages des schwedischen Ökonomen Lars Syll)