Wilhelm Lautenbach über verstärktes „Sparen“ und seine fatalen Folgen

…Wir wollen einmal unterstellen, eine Wirtschaft befände sich auf mäßigem Beschäftigungsniveau im Gleichgewicht und nunmehr veranlasste irgendein äußerer Umstand die Angehörigen dieser Wirtschaft, sich im Verbrauch mehr zu beschränken, ohne daß sich im Warenangebot oder im Einkommen bis dahin schon etwas geändert habe.

Unterstellen wir, die Einkommenbezieher würden durch eine wirkungsvolle Propaganda veranlaßt, weniger auszugeben und mehr zu sparen! So etwas wäre zwar ein Schildbürgerstreich, aber durchaus nicht außer dem Bereich der Möglichkeit.

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Hans-Werner Sinn über Mindestlöhne, die Eurokrise, Say’s Law und die absurde Logik der neoklassischen Theorie

Man ist ja eigentlich von den neoliberalen Apologeten gewohnt, dass sie gerne bei ihren Aussagen im Ungefähren bleiben, dafür Schlagworte heraushauen (wie etwa der neue Ifo-Chef Clemens Fuest in einem Interview: „Mehr Mindestlohn, mehr Arbeitslosigkeit“ oder „Höhere Unternehmensteuern oder Netto-Vermögensteuern kosten Arbeitsplätze“), ohne aber wirklich bei den Begründungen in die Tiefe gehen zu müssen.

HWS-k2
Der ehemalige Präsident des Ifo-Institutes Hans-Werner Sinn

Das ist natürlich an sich schon oft problematisch, weil in solchen Zwiegesprächen meist die Zeit knapp bemessen wird, viele Themen auf einmal abgehandelt werden sollen oder aber, was ebenso häufig vorkommt, die Interviewer mangels fundiertem Wissen nicht nachhaken können oder wollen.

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Gesehen: „Die Anstalt“ im ZDF am 05.04.2016

Der vergebliche Kampf des „Umverteilers“ Robin Hood gegen die Windmühlenflügel der Feudalherrschaft im Sherwood Forest und anderswo.

Claus von Wagner in Ludwigsburg
Claus von Wagner, zusammen mit Max Uthoff Gastgeber der „Anstalt“ im ZDF

Unbedingt sehenswert, da die ansonsten eher verschleiert und unvollständig dargestellte Problematik der Vermögensverteilung in unserem Land in dieser Sendung ganz hervorragend zusammengefasst wird.

Wieder einmal eine der selten gewordenen Sternstunden der Fernsehunterhaltung mit viel Anspruch und noch mehr unbequemen Fakten.

Mit einem Wort: genial

Fatale Irrtümer des finanziellen Fundamentalismus – anhaltende Staatsdefizite überfordern den Schuldendienst des Fiskus

Dollar symbol

Eine Abhandlung über die Ökonomie der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage

Irrtum Nr. 8: Ein andauerndes Staatsdefizit überfordert irgendwann den Schuldendienst des Fiskus

Anhaltende Defizite des Staates würden letztlich dafür sorgen, dass die notwendigen Schuldenzah-lungen auf Dauer einfach den Fiskus überschwemmen würden.

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Von Berlin nach Basel: was uns das Deutsche Reich der 1930er Jahre über Bankenregulierung lehren kann

Zwei der größten Banken des Landes kollabierten. Die anschließende Panik zwang das Bankensystem in die Knie und nur ein kostspieliger Bail-Out durch die Regierung verhinderte eine noch größere Katastrophe. Eine radikales Umdenken bei der Banken- regulierung erschien mehr denn je dringend erforderlich zu sein.

Schleusengraben Berlin-Mitte 184-289
Schleusengraben und Jungfernbrücke vor dem ehemaligen Reichsbankgebäude
(heute Auswärtiges Amt) in Berlin

Nein, es handelte sich nicht um London oder New York im Jahre 2008. Es geht um Berlin in den 1930er Jahren. Denn genau das war damals die Zeit, als die risikogewichtete Eigen- kapitalregulierung der Banken geboren wurde, die vor allem neben einer Reihe von anderen Werkzeugen zur Schadensbehebung in der Krise angewendet wurde, wie zum Beispiel der notwendigen Liquiditätsversorgung oder solch moderner Ideen wie Bonusbegrenzungen und Maßnahmen zur Einlagensicherung.

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Thomas Piketty: Die Kernschmelze der nordatlantischen Sozialdemokratien

Nach den verschiedenen Auszügen aus seinem Buch folgt nun ein kleiner Überblick als Abschluss:
Der französische Ökonom Thomas Piketty von der Paris School of Economics untersuchte die Entwicklung der Vermögen in den großen Demokratien an den nordatlantischen Küsten über die letzten Jahrhunderte. Er ermittelte dabei fünf markante Fakten:

2008 Top1percentUSA
Anteil der wohlhabendsten 1% am Gesamteinkommen der Bevölkerung in den USA vor den Wirtschaftskrisen

• Erstens, der Besitz von privatem Reichtum – mit all seiner Macht, über Ressourcen zu verfügen, zu diktieren, wo und wie Menschen zu funktionieren haben, sowie die Politik zu formen – war immer und stets hoch konzentriert.

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Über die weiter zunehmende Divergenz von Einkommen und Vermögen

Die Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen nimmt seit den 1970ern in den meisten wohlhabenderen Staaten zu.

Wie groß die Ungleichheit heute ist, zeigt ein Vergleich mit früheren Jahrhunderten.

Salaping papel Euro


Das oberste Promille der Bevölkerung kann danach heute einen dreimal so hohen Anteil am Volkseinkommen für sich verbuchen wie Ende des 17. Jahrhunderts, einen mehr als doppelt so hohen wie Mitte des 18. Jahrhunderts und immer noch einen um 60% höheren als zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Der Elitenforscher Michael Hartmann in einem Beitrag auf blog.arbeit-wirtschaft.at

Auch wenn sich dieses Beispiel des Soziologen Michael Hartmann nur explizit auf Großbritannien bezieht (allein aufgrund der Tatsache, dass nur für diesen Staat überhaupt Daten zur Einkommens-verteilung in den letzten Jahrhunderten vorliegen), spricht wenig dafür, dass das Ergebnis in Europa oder auch nur in Deutschland gravierend anders ausfallen würde.

Der Kölner Stadtanzeiger, Zeit-Online und auch der OECD-Sozialbericht lassen erahnen, dass Deutsch-land dabei nicht allzu sehr aus der Reihe tanzt. Als Gesellschaft sollte man sich daher vielleicht ein paar Gedanken darüber machen, ob man unter Verhältnissen leben will, die jene des späten Feudalismus bei weitem übertreffen.

Denn wer möchte schon einer Gemeinschaft angehören, in der es wesentlich ungleicher zugeht als zu den Zeiten des Sonnenkönigs Ludwig des XIV. oder der Französischen Revolution? Pauperismus und absolute Armut haben heute in den industrialisierten Staaten keine Bedeutung mehr, und doch muss man sich fragen, wohin sich eine Gesellschaft entwickelt, in der der Unterschied zwischen Prekariat und Vermögenden soviel größer ist.

Solange Menschen sparen, sind Wirtschaftswachstum und Verschuldung notwendig

Eine Marktwirtschaft ist ein Wirtschaftskreislauf, in dem Geld und Güter als „Ströme“ zirkulieren. Entnimmt man diesem Kreislauf nun Geld, indem man etwa für die Altersvorsorge „spart“, so wird dadurch das Einkommen anderer Marktteilnehmer vermindert, da das entnommene Geld nicht mehr für den Erwerb von Gütern/Dienstleistungen zur Verfügung steht.

Einfacher Wirtschaftskreislauf

Es sind daher Investitionen der Unternehmer auf Kredit in neues Sachkapital notwendig, um den durch das Sparen fehlenden Geldbetrag auszugleichen. Da es aber erforderlich ist, den Unternehmen einen Gewinn in Aussicht zu stellen, um sie überhaupt zu einer Investition zu bewegen, müssen die Erträge der erfolgreichen Investitionen höher ausfallen als der durch die Ersparnisse hervorgerufene Nachfrageausfall, die Wirtschaft muss also wachsen.

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Fatale Irrtümer des finanziellen Fundamentalismus – freie Kapitalmärkte sorgen für wirtschaftliches Gleichgewicht

Dollar symbol

Eine Abhandlung über die Ökonomie der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage

Irrtum Nr. 7: Freie Kaptalmärkte und „solide“ Geldpolitik reichen aus, um ein allgemeines wirtschaftliches Gleichgewicht und damit Wohlstand zu schaffen

Viele bekennen sich zu dem Glauben, dass, wenn nur die Regierungen aufhören würden sich ins Wirtschaftsgeschehen einzumischen und ihre Haushalte ausgleichen würden, die freien Kapitalmärkte von ganz allein Wohlstand bringen, gegebenenfalls mit Hilfe einer „soliden“ Geldpolitik.

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Europas (und Deutschlands) alte reiche Menschen…

Was für ein Armutszeugnis, wenn eine der reichsten Regionen der Welt in der saturierten Gerontokratie versinkt, aber will dass der Rest der Welt eine Party schmeisst, damit zu Hause wieder was los ist.

Bottino furto o rapina Euro

Aber bitte nur als Gäste, bleiben soll keiner, sonst könnte ja der Nachmittagsschlaf im Abend-(schlummer)land durch spielende Kinder mit falscher Hautfarbe im Kurpark gestört werden.

Die Leitlinien unserer Politik entsprechen den Interessen alter reicher Menschen, die das was sie haben zusammenhalten möchten, aber jedes Risiko für dessen Mehrung scheuen und denen die nach-folgenden Generationen herzlich egal sind.

Diese alten reichen Menschen verstehen aber nicht, dass sie für ihre Ersparnisse nur etwas bekommen, wenn jemand damit etwas “unternimmt”, die Ersparnisse in der Hoffnung annimmt, dass er mit ihnen mehr verdienen kann als er dafür zahlen muss. Diese Haltung hat uns eine nimmer endende Stagnation der Wirtschaft beschert.

Eine kleine Polemik zum Jahreswechsel, zusammengestellt aus den Foren des Internets…