Gegen den Mainstream: die Ökonomie des Josef Steindl

Einer derjenigen Volkswirte, die sich vor allem auch mit den Auswirkungen von Wirtschaftskrisen beschäftigten, war der hierzulande nahezu unbekannte Josef Steindl.

Der Österreicher zählte zu den umtriebigsten Wissenschaftlern des sogenannten Postkeynesianismus, einer ökonomischen Schule, die sich vor allem mit der Weiterentwicklung der Ideen von John Maynard Keynes beschäftigte.

A view from the Member's Gallery inside the NYSE

In seinen ersten Jahren am Institut für Konjunkturforschung, dem heutigen Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) lernte Steindl ebenso wie viele andere die ökonomische Theorie unter dem Einfluss der Neoklassik sowie der sogenannten Österreichischen Schule. Doch schon frühzeitig änderte sich seine Sicht der wirtschaftlichen Zusammenhänge, als er erstmals mit der damals neuen Strömung des Keynesianismus in Kontakt trat, maßgeblich aufgrund eines Seminars von Gerhard Tintner über die „Allgemeine Theorie“ von J. M. Keynes.

Weiterlesen…

Es war nicht Greenspans Geldpolitik – Teil 2: Sparen oder Investieren?

„Mit ihrer (gemeint sind die US-amerikanischen Privathaushalte) hohen Verschuldungsbereitschaft haben sie in den letzten Jahren massive Nachfrageimpulse für die Weltwirtschaft geleistet.

Dies bildete ein notwendiges Gegengewicht zur hohen Geldvermögensbildung in Ländern wie China, Japan, Deutschland, Russland und einer Reihe von Ölförderländern.

Die viel diskutierten globalen Ungleichgewichte … haben in der Vergangenheit letztlich dafür gesorgt, dass sich die Weltwirtschaft bei einem so unterschiedlichen Sparverhalten (der amerikanischen Verbraucher im Gegensatz zu denen der Überschussländer) dynamisch entwickeln konnte.“
(Jahresgutachten 2008/09 des Sachverständigenrates, Erstes Kapitel, Absatz II, Nummer 5)

Former Chairman of the Federal Reserve Alan Greenspan, receiving a Presidential Medal of Freedom in 2005

In seiner Expertise zum Jahresausblick der deutschen Wirtschaft 2008/2009 brachte der Sachverständigenrat wieder einmal seine Auffassung zum Ausdruck, dass das Investieren grundsätzlich erst als Folge des Sparens möglich sei und unterschiedliches Sparverhalten demnach die Leistungsbilanzdefizite und Handelsungleich- gewichte zwischen Überschuss- und Schuldenländern erklären könne. Folglich seien also größere Verzerrungen in der Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Volkswirtschaften gar nicht möglich (siehe Teil 1).

Weiterlesen…

Bevor alle Welt (und die Sparer und die Medien) meinten, Geld könne arbeiten…

war das Bankengeschäft noch überwiegend langweilig. Das Wirtschaftswachstum wurde stattdessen vor allem in der Realwirtschaft erzeugt.
Durch Kredite an Unternehmen und Verbraucher, dazu ein paar Warentermingeschäfte, ein paar Aktien… und das wars dann auch schon fast. Verschuldung für Investitionen sorgte dafür, dass die Wirtschaft sich weiterentwickeln konnte.
Der Nachteil – hohe Renditen waren eher selten. Doch es wurden überwiegend reale Werte erschaffen!

Bettler vor einer Bank in Fishergate, Preston (Lancashire)

Neben der steigenden Beschäftigung wuchs auch der zu verteilende Kuchen, und das nun gesparte Geld fand sichere Anlagemöglichkeiten im Inland, während ausreichende Investitionen und Gewinne in der realen Ökonomie für ebenso sichere Renditen und Zinsen auf den Sparbüchern sorgten.

Weiterlesen…

Alternative Wirtschaftstheorie – letzter Teil: Die Kollision der verschiedenen Aufgaben des Zinses

Als Abschluss unserer Reihe über die alternative Wirtschaftstheorie von Wilhelm Lautenbach geht es in diesem Beitrag um eine abschließende Betrachtung aller bisher behandelten Komponenten seiner bestechenden makroökonomischen Diagnose.

Berlin - Gebäude der Reichsbank und die Jungfernbrücke, Ende der 1930er Jahre, Bundesarchiv B 145 Bild-P018383

Dies erscheint notwendig, um den Zusammenhang zwischen Kreditbedarf und Investitionen sowie die ausschlaggebenden Elemente, welche die Liquidität der Kreditwirtschaft und demzufolge auch den Zins bestimmen, klar erkennen zu können.

Weiterlesen…

Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 13: Zins, Devisenbilanz und das Lohn-/Preisniveau

Neben der im letzten Beitrag beschriebenen Möglichkeit, durch Kapitalexport ein Defizit der Devisenbilanz und damit ein erhebliches Problem für die Zinssteuerung der Zentralbanken hervorzurufen, kann auch eine passive Handels- (Leistungsbilanz) aufgrund überhöhter Preise und Löhne einen ähnlichen Effekt haben.

Änderung der Brutto- und Reallöhne und des Preisindex in Deutschland

Dabei ist es unerheblich, ob die Investition im Inland überzogen ist oder nicht. Ganz im Gegenteil kann ein Leistungsbilanzdefizit auch entstehen, wenn die Investitionen völlig unzureichend und die Beschäftigungssituation infolgedessen ebenso unbefriedigend ist.

Die Begründung für das Devisendefizit liegt in einem solchen Falle allein in einer übertriebenen Steigerung des inländischen Kosten- und Preisniveaus gegenüber dem Ausland. Dies ist immer die Folge einer nicht richtigen Anpassung von Wechselkurs und Nominallöhnen.

Weiterlesen…

Alternative Wirtschaftstheorie – Teil 10: Bargeldbedarf, Bankenliquidität und der Zentralbankzins

Nachdem wir im letzten Beitrag die Prinzipien der freien Zinsbildung kennengelernt haben, soll es nun um die Auswirkungen einer Veränderung des Bedarfs an baren Zahlungsmitteln auf die Inanspruchnahme des Bankensystems und demnach auch der Notenbank gehen.

Euro coins and banknotes

Nach Wilhelm Lautenbach hat die Veränderung der Beanspruchung sowohl der Banken als auch der Zentralbank durch die Zunahme oder Abnahme der Bargeldnachfrage hauptsächlich nur technische Bedeutung, wenn sie auf folgenden Gründen basiert:

1. Änderungen in der Kassenhaltung
Diese treten immer dann auf, wenn Private oder Unternehmer mehr Bargeld bei gleichbleibenden Umsätzen und Einnahmen/Einkommen in ihren „Kassen“ zurückhalten. Dazu zählt auch das Geld „im Strumpf“ oder auch „unter dem Kopfkissen“. Eine solche Veränderung kann wirtschaftlich rational und damit durchaus gerechtfertigt erscheinen, wenn man Nachteile und Unbequemlichkeiten einer „knappen“ Kasse vermeiden will.

Weiterlesen…

Die erste Weltwirtschaftskrise 1857 und ihr erstaunlich schnelles Ende

Über die Ursachen der Wirtschaftskrise von 1857, aus der schließlich die erste echte Krise der Weltwirtschaft erwuchs, ist im Zuge der Aufarbeitung der globalen Wirtschaftskrise seit 2007 schon einiges geschrieben worden:

1857 panic

Der tickende Zusammenbruch | WOZ Die Wochenzeitung, Weltwirtschaft: Alles ist weg | ZEIT ONLINE oder sehr ausführlich in Die „erste“ Weltwirtschaftskrise 1857-1859 | Texte zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

Weiterlesen…

Deutschland 1999 bis 2004: Die wahre Geschichte vom „kranken Mann“ Europas

„Vom kranken Mann Europas zum Musterknaben“
Immer wieder, wenn auch nur leise Kritik an der deutschen Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte geäußert wird, wenn wieder einmal jemand den deutschen Exportüberschuss kritisiert und in der deutschen Lohnzurückhaltung einen Hauptgrund für die derzeitige Krise der Euroländer sieht, wird sie hervorgeholt:

Stamp Germany 2002 MiNr2234 Euroeinführung
Deutsche Briefmarke zur Euroeinführung

Die Erzählung vom kranken Mann Europas, der sich mit schmerzlichen und ein-schneidenden Reformen fit gemacht und nun dadurch die Rolle der „Wachstums-lokomotive“ in der Europäischen Union übernommen habe.

Weiterlesen…