Saisonbilanz 2013/2014 – Einzelbewertungen Teil 1

Nachdem die Saison nun seit gut einem Monat beendet ist, wird es mal wieder Zeit, ein wenig zurückzublicken.
Starten werde ich diese Reihe wie üblich mit einer Serie von Einzelbewertungen. Natürlich sind diese Urteile völlig subjektiv und geben lediglich meine eigenen Ansichten wieder.

Los geht es mit den Torhütern und Aussenverteidigern:

Schalkes Torwart Ralf Fährmann

Ralf Fährmann

Den Schalker Keeper kann man wohl als einen der großen Aufsteiger der Rückrunde bezeichnen. Zu Beginn der Spielzeit noch klare Nummer zwei hinter Timo Hildebrand, bekam Fährmann im Dezember die große Chance zur Bewährung, als der Routinier Hildebrand nach einer ganzen Serie von Pannen und nicht überzeugenden Leistungen seinen Stammplatz im Kasten der Blauen verlor.

Fährmann nutzte die sich ihm bietende Möglichkeit sehr viel besser als es von vielen für möglich gehalten wurde. Der Sproß der weit über Gelsenkirchen bekannten erstklassigen Schalker Torwartschule zeichnete sich nicht nur durch glänzende Leistungen aus.
Ihm gelang es auch, im Gegensatz zu seinem Vorgänger seine Souveränität und Abgeklärtheit auf seine Vorderleute zu übertragen, die fast schlagartig völlig anders als in der Hinrunde agierten.
War die Schalker Abwehr da größtenteils ein ungeordneter Torso, der sich vor allem mit der Anzahl der kassierten Gegentore auszeichnete, so überzeugte sie nun in einer Art und Weise, die man eigentlich kaum noch für möglich gehalten hatte.
Für mich ist dies auch Fährmanns Werk, der vor allem auch viele der Unhaltbaren parierte, an denen sein Vorgänger Hildebrand gescheitert war.

Ich halte es nicht für übertrieben, ihn als den Torhüter der Rückrunde zu bezeichnen, besser noch als Manuel Neuer oder auch andere Keeper wie Weidenfeller, Zieler oder ter Stegen. Gerade Fährmann hatte einen sehr großen Anteil an Schalkes Sprung von Platz Sieben auf Rang Drei und damit zur garantierten Champions-League-Teilnahme.
Für mich wäre es daher nur konsequent gewesen, wenn er denn auch in der Nationalmannschaft ein Chance bekommen hätte. Na ja, was nicht ist, kann ja noch werden.

Timo Hildebrand

Tja, wie das bei den Torhütern nun mal so ist:
Wenn der eine aufgrund seiner Leistungen als der große Gewinner gefeiert wird, muss ein anderer dann zwangsläufig als Verlierer gesehen werden.
Es gab wenig Kritik an der Entscheidung von Trainer Jens Keller, Hildebrand zu Saisonbeginn zur klaren Nummer Eins zu machen. Er hatte mit soliden Leistungen in der vergangenen Rückrunde mit dafür gesorgt, dass die Schalker sich doch noch die Qualifikation zur Champions League sichern konnten.

Doch in der neuen Spielzeit verließ ihn nach und nach das Glück. Der S04 mutierte zur Schießbude der Liga, und hinter einer überfordert und verunsichert wirkenden Abwehr stand ein ebenso agierender Torhüter.
Negativer Höhepunkt dieser Serie war sicherlich die Begegnung in der Königsklasse beim FC Chelsea, als Hildebrand mit einem vermeidbaren Blackout seine Mannschaft auf die Verliererstraße brachte.

Danach war es um das Selbstvertrauen des Routiniers geschehen. Neben seinem eher durchschnittlichen Auftreten im Tor kam nun auch noch die massive Kritik an seinen mangelnden fußballerischen Fähigkeiten dazu. Gerade ihm wurde es angekreidet, dass er nicht wie früher Manuel Neuer in der Lage war, als „moderner“ Torwart mitzuspielen und dadurch den Spielaufbau von hinten heraus schneller zu machen.

Noch vor der Winterpause blieb Keller keine andere Wahl mehr, eine Verletzung von Hildebrand erleichterte ihm schließlich den Wechsel zu Ralf Fährmann.

Am Ende ist es demnach auch nur konsequent, wenn der FC Schalke den auslaufenden Vertrag mit Hildebrand nicht verlängerte und in der Zukunft mehr auf jüngere Talente wie den Düsseldorfer Fabian Giefer setzen will.
Mit Ralf Fährmann hat man nämlich momentan eine ganz klare und unumstrittene (und vor allem bei den Fans aufgrund seiner Herkunft beliebte) Nummer Eins, hinter der sich jeder andere Keeper erst einmal einzuordnen hat.

Atsuto Uchida

Seit der japanische Nationalspieler als rechter Verteidiger für die Blau-Weißen gegen den Ball tritt, gleichen sich eigentlich die Beurteilungen seiner Leistungen.
Nach vorne top, nach hinten flop, so könnte man das in der Kurzversion ausdrücken.

Auch in seiner vierten Saison in der Bundesliga ist diese Beurteilung im Großen und Ganzen richtig, obwohl er sich während der Hinrunde in der Defensive meiner Ansicht nach etwas verbessert hatte.
In einer nicht gerade sattelfesten Abwehr hatte ich mehrfach den Eindruck, als wäre Uchida noch einer der besseren Verteidiger auf dem Platz gewesen.
Und da er in der Offensive zusammen mit dem Peruaner Jefferson Farfan, der bis zu seiner Verletzung eine seiner stärksten Spielzeiten Auf Schalke absolvierte, durchaus zu glänzen verstand, empfand ich seinen Ausfall in der Rückrunde aufgrund eines Muskelfaserrisses doch als empfindliche Schwächung der Mannschaft, zumal sein Vertreter Tim Hoogland auch nicht wirklich immer überzeugen konnte.

Es bleibt daher abzuwarten, ob der Japaner in der nächsten Saison seine Leistungen weiter stabilisieren kann und damit endlich aus der Rolle eines insgesamt doch eher nur durchschnittlichen Bundesligaverteidigers herauswachsen kann. Mangels Konkurrenz scheint es darauf hinauszulaufen, trotzdem gibt es immer noch Gerüchte, dass Manager Horst Heldt vielleicht doch noch entgegen früherer Dementis auf dem Transfermarkt tätig werden könnte.

Ich halte das für prinzipiell begrüßenswert, denn trotz aller offensiven Qualitäten Uchidas ist die Position des rechten Verteidigers weiterhin eher so etwas wie eine Dauerbaustelle im Schalker Kader.

Tim Hoogland

Nach eher durchwachsenen Leistungen als Uchidas Ersatzmann auf der rechten Außenbahn erhielt Tim Hoogland mit dem Ende der Saison keinen neuen Vertrag mehr.
Seine Chance, die mit der Verletzung des Japaners zur Rückrunde gekommen war, vermochte das Schalker Eigengewächs nicht zu nutzen. In einer immer besser spielenden Mannschaft erschien Hoogland oft genug als Unsicherheitsfaktor, seine limitierten Fähigkeiten sowohl nach vorne wie hinten reichten einfach nicht aus für einen Stammplatz bei einem Aspiranten auf einen der vorderen Plätze in der Bundesliga.

So schade das auch für den oft vom Verletzungspech Verfolgten erscheinen mag, ist diese Entscheidung der Schalker Verantwortlichen doch letzlich das einzig Richtige für beide Seiten. So kann sich Hoogland einen neuen Verein suchen, bei dem er möglicherweise regelmäßiger auf dem Platz stehen könnte.

Christian Fuchs

Anders als desaströs kann man die Bundesligasaison des österreichischen Nationalspielers Christian Fuchs eigentlich nicht bezeichnen. Bereits am 3. Spieltag kassierte der Linksverteidiger eine unnötige Gelb-Rote Karte in Hannover und verlor in der Folge verletzungsbedingt zum ersten Mal für einige Begegnungen seinen Stammplatz.

Eher durchwachsene Vorstellungen kosteten ihn dann zur Winterpause endgültig die Hauptrolle auf der linken Außenbahn, die in der Rückrunde der Bosnier Sead Kolasinac übernahm.
Zu mehr als einigen Kurzeinsätzen im Mittelfeld reichte es dann nicht mehr, eher er wie viele andere Spieler auch wegen einer Verletzung bis zum Ende der Saison passen musste.

Auch bei Fuchs gibt es Gerüchte um einen möglichen vorzeitigen Vereinswechsel trotz seines noch bis 2015 laufenden Vertrags.
Realistischerweise muss aber wohl davon ausgegangen werden, dass der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft auf seiner angestammten Position momentan nur noch die Nummer Drei hinter Kolasinac und dem wiedergenesenen Dennis Aogo ist.

Dennis Aogo

Gespannt bin ich vor allem auch auf die weitere Entwicklung des Ex-Hamburgers Aogo, der sich nach einem vielversprechenden Beginn Auf Schalke leider schwer verletzte und so nur 10 Spiele absolvieren konnte.
Bemerkenswert war schon, wie sich der Linksverteidiger nach seinem Blitztransfer zu Anfang der Saison in die Mannschaft integrierte und auch im defensiven Mittelfeld gute Leistungen ablieferte.

Dank Aogo und Kolasinac sehe ich für die nächste Zeit auf der linken Abwehrseite eher weniger Probleme, statt dessen könnte sich dort ein interessanter Wettstreit zwischen diesen beiden entwickeln. Allerdings sollten mit Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal genug Spiel anstehen, um beiden ausreichende Einsatzzeiten zu ermöglichen, gesunder Konkurrenzdruck in einer lengen Saison kann eigentlich nicht schaden.

Sead Kolasinac

Ein weiterer Senkrechtstarter ist zweifellos der bosnische Neu-Nationalspieler Sead Kolasinac. Aus der Schalker Jugend in die erste Mannschaft geholt, verdrängte er den österreichischen Internationalen Christian Fuchs von der Position des linken Verteidigers.

Zu Beginn der Saison noch durch eine Muskelverletzung gehandicapt, hatte er spätestens nach dem Ausfall von Dennis Aogo den Stammplatz auf der linken Außenbahn sicher. Er überzeugte vor allem durch seine robuste Spielweise in der Defensive, mit jeder Begegnung traute er sich aber auch mehr im Spiel nach vorn zu.

Besonders in Erinnerung blieb seine Vorbereitung zum 1:0 von Jefferson Farfan gegen Hannover am 20. Spieltag. Kolasinac dribbelte sich links durch den Strafraum der Niedersachsen bis zur Endlinie durch, drang noch weiter nach innen durch und servierte dem Peruaner den Ball so perfekt, dass dieser nur noch den Fuß hinhalten mußte.

Seine starken Saisonleistungen brachten ihm die verdiente Berufung in den bosnischen WM-Kader ein. Auch für sein zweites Heimatland konnte er in der Vorbereitung zu Brasilien bereits auf sich aufmerksam machen.
Ich bin wirklich echt gespannt, wie sich „Kola“ auf der großen Bühne des Weltfußballs schlagen wird.

Weiter geht es in der nächsten Folge mit der Innenverteidigung.