Saisonbilanz 2013/2014 – Einzelbewertungen Teil 2

Weiter geht es in dieser Serie nach den Torhütern und Außenverteidigern mit der zentralen Defensive:

Benedikt Höwedes von Michael Kranewitter FIFA Worldcup-Qualifikation 2014

Benedikt Höwedes
Momentan sicherlich einer der Aufsteiger des Jahres innerhalb der Nationalmannschaft, hat sich der Schalker Kapitän doch vom Bankdrücker als Innenverteidiger zur ersten Wahl auf der linken Seite hochgearbeitet.
Es spricht schon sehr für seine Flexibilität, dass er sich als „fachfremde“ Kraft hier bereits fast unverzichtbar gemacht hat.

Seine Saison beim FC Schalke 04 ließ eine solche Entwicklung allerdings nicht unbedingt erwarten. Höwedes, zu Beginn der Spielzeit Stammspieler in der Innenverteidigung, gehörte zu jenen erfahreneren Akteuren, die in der Hinrunde doch erheblichen Leistungsschwankungen erkennen ließen.
Relativ guten Vorstellungen folgten oft teils haarsträubende Auftritte, in denen der Kapitän ähnlich überfordert wirkte wie zahlreiche seiner Mitspieler.

Auch als Abwehrorganisator schien Höwedes ein ums andere Mal die notwendige Übersicht zu fehlen, allerdings erwiesen sich ebenso vor allem Felipe Santana und Joel Matip nicht immer als die große Unterstützung, die es ihm leichter gemacht hätte.
Nicht umsonst war Schalkes Abwehr in der Hinrunde eine der Schießbuden der gesamten Liga, auch Höwedes‘ Anteil an dieser Misere ist nicht zu leugnen. Bezeichnenderweise fallen auch seine negativen Höhepunkte der Saison, die Rote Karte in Hannover und die Gelb-Rote in Gladbach, genau in diese Phase.

Als die Mannschaft in der Rückrunde eine bemerkenswerte Aufholjagd begann, um noch die Champions-League-Qualifikation zu erreichen, konnte Schalkes Kapitän wenig dazu beitragen, da er die meisten Spiele wegen Muskelverletzungen verpasste.

Immerhin reichte es trotzdem noch für den Sprung in den Weltmeisterschaftskader von Yogi Löw, und als Linksverteidiger bestätigte er in den ersten Parteien das Vertrauen des Bundestrainers.
Es wäre ihm zu wünschen, auch weiterhin eine gute WM zu erleben, würden sich solche Erfolgserlebnisse doch sicherlich positiv auf die neue Saison auswirken.

Und einen motivierten „Bene“ Höwedes wird Schalke dringend brauchen, um eine weitere aufreibende Spielzeit mit der Dreifachbelastung von Bundesliga, Pokal und Champions League aussichtsreich gestalten zu können.

Joel Matip
Nicht ganz so gut lief es bisher für Kameruns Nationalspieler Joel Matip bei der WM. Im ersten Spiel gegen Mexiko noch auf der Bank, kam er bei der 0:4-Niederlage gegen Kroatien über 90 Minuten zum Einsatz, nur um alle Hoffnungen auf ein Weiterkommen endgültig zu begraben. Immerhin konnte er im letzten Gruppenspiel gegen den großen Favoriten Brasilien den Ehrentreffer erzielen.
Für den über die ganze Saison gesehen besten Schalker Innenverteidiger bedeutet das schon eine gewisse Tragik, hätte doch eine erfolgreiche Weltmeisterschaft eine unerwartet gute Spielzeit noch krönen können.

Man erinnere sich: als Felipe Santana vor der Saison vom Revierrivalen nach Schalke wechselte, schien Joel Matip der Stammplatz auf der Bank sicher zu sein, hatte der brasilianische Innenverteidiger doch zahlreiche Champions-League-Einsätze sowie ein gutes Zeugnis seines Ex-Trainers Jürgen Klopp („Immer wenn er gebraucht wurde, ist er in die Bresche gesprungen und konnte überzeugen!“) im Gepäck.
Wie wir heute wissen, kam es jedoch ganz anders. Zwar musste Matip durch eine tiefes Tal, bei einigen Einsätzen in der Arena war bei jeder seiner Ballberührungen das Murren der Zuschauer förmlich spürbar, trotzdem etablierte sich der gebürtige Bochumer als wichtigster Stammspieler in der Abwehr.

Mit Kaan Ayhan bildete er in der Rückrunde eine der wohl jüngsten Innenverteidigungen der Liga und trotz seiner erst 22 Jahren übernahm er wie selbstverständlich als Erfahrenster (fast 140 Bundesligaspiele) die Rolle des Leitwolfs in der Verteidigung.

Da Joel meiner Ansicht nach in der vergangenen Saison einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht hat (nicht nur fußballerisch, sondern auch als Spielerpersönlichkeit) , bin ich echt mal gespannt auf seine weitere Entwicklung. Bezeichnenderweise ist es nun offenbar wieder Santana, dessen möglicher Wechsel für Gerüchte sorgt, während Matips Status Auf Schalke noch nie so sicher schien.

Felipe Santana
Mit einigen Vorschußlorbeeren kam der brasilianische Innenverteidiger nach Gelsenkirchen, doch konnte er sich in seiner ersten Saison noch nicht durchsetzen. Eine unsichere Spielweise, teilweise haarsträubende Fehler im Defensivverhalten und viele Mängel im Spielaufbau, so würde meiner Meinung nach Santanas Zeugnis nach einem Jahr Schalke ausfallen.

Es gelang dem Brasilianer nicht, sich gegen die etablierten Höwedes und Matip einen Stammplatz zu erobern. Immerhin kam er trotzdem zu 20 Einsätzen, die meisten davon nach der Winterpause, bevor ihn ein Muskelfaserriss außer Gefecht setzte.
So scheint es daher nur folgerichtig, dass Santana demnächst möglicherweise sein Glück noch einmal woanders suchen könnte, ein Wechsel in die 1. französische Liga zu Stade Rennes wird neuerdings kolportiert.
Schade eigentlich, wenn es denn so kommen sollte, bliebe Santana ein unerfülltes Versprechen, schien er doch dank seiner festgeschriebenen Ablösesumme und seiner vorangegangenen Leistungen ein echtes Schnäppchen und die Lösung der Schalker Abwehrprobleme zu sein.

Kaan Ayhan
Ein weiteres echtes Juwel der Blau-Weißen Jugendabteilung mit einer vielversprechenden Zukunft ist dagegen der junge Deutsch-Türke Kaan Ayhan.
In der Vorrunde noch zum Zuschauen verurteilt, nutzte er seine Chance, als nach der Winterpause den Schalkern die Innenverteidiger ausgingen. Erstaunlich abgeklärt füllte er die verletzungsbedingte Lücke und wußte an der Seite von Joel Matip zu überzeugen.

In Freiburg konnte der 19-jährige Defensivallrounder auf der ungewohnten Linksverteidigerposition sogar bereits seinen ersten Bundesligatreffer erzielen. Ebenso bemerkenswert war auch die Tatsache, dass der schussstarke Ayhan sofort ab seinem ersten Einsatz eine wichtige Rolle bei allen Freistößen der Schalker spielte.
Der türkische U-21-Nationalspieler stellt dank seiner Leistungen Trainer Jens Keller in der neuen Saison vor ein echtes Luxusproblem: Wie sollen die jungen Spieler zu genügend Einsätzen kommen, um sich weiterentwickeln zu können, während gleichzeitig die erfahreneren Stammkräfte ihre Plätze verteidigen werden.

Es wäre schade, wenn ein Junge mit den Fähigkeiten eines Kaan Ayhan dauerhaft auf der Bank versauern würde. Mal sehen, wie Keller damit umgeht.

Kyriakos Papadopoulos
Fast schon tragische Züge nimmt die jüngste Entwicklung im Fall des griechischen Nationalverteidigers Auf Schalke an. Nachdem Papadopoulos fast die komplette Saison wegen diverser Verletzungen pausieren musste, sah er in seinem ersten längeren Einsatz beim 1:5-Debakel in München prompt die Rote Karte.
Die darauf folgende Sperre bedeutete für ihn gleichzeitig auch schon wieder das Ende der Spielzeit, neuerliche Probleme mit Knie und Adduktoren sorgten für weitere Auszeiten.

Auch die Sommerpause brachte ihm keine Erleichterung, ganz im Gegenteil, eine ausgekugelte Schulter stellte seine weitere Saisonvorbereitung erst einmal wieder in Frage.
Papadopoulos ist damit einer der Problemfälle im Schalker Kader, da momentan offenbar nicht ersichtlich sein kann, ob er nach einer Genesung je wieder an seine Top-Leistungen, die er vor dem Beginn dieser unglaublichen Verletzungsserie brachte, wird anknüpfen können.

Natürlich ist es jetzt müßig darüber zu diskutieren, ob man ihn nicht früher hätte verkaufen sollen, als er noch fit war und entsprechende Angebote solventer Vereine vorgelegen haben. Eine solch desaströse Entwicklung war einfach nicht vorhersehbar.

Jan Kirchhoff
Fast wie ein Neuzugang für die neue Saison wirkt der von Bayern ausgeliehene Kichhoff, obwohl er doch schon im Winter zu den Schalkern gewechselt war. Doch bereits während seiner ersten Einheit beim Trainingslager in Katar zog sich der ehemalige Mainzer eine schwere Verletzung des rechten Sprunggelenks zu, die ihn für den Rest der Rückrunde fast komplett außer Gefecht setzte.
Erst nach vier Monaten kam er in den letzten beiden Spielen zu zwei Kurzeinsätzen. So läßt sich natürlich praktisch nichts über seine Leistungsfähigkeit sagen, doch allein die Tatsache, dass er beim Deutschen Meister Bayern München noch einen gültigen Vertrag besitzt, deutet darauf hin, dass er in der neuen Saison eine echte Alternative in der zentralen Defensive darstellen könnte.

So dürfte er vor allem die etablierten Verteidiger wie Benedikt Höwedes und Joel Matip, aber auch Felipe Santana (wenn er denn bleiben sollte) und Kaan Ayhan unter Druck setzen. Fünf (vier) Spieler für zwei Positionen, der Konkurrenzkampf für die neue Spielzeit ist hiermit eröffnet.
Allerdings hat man in der letzten Saison gesehen, dass mit Champions League und DFB-Pokal eine Menge Spiele zu absolvieren sind, dazu kann es immer wieder zu Ausfällen kommen.
Will man also auch 2014/2015 oben und international mitwirken, so müssen alle Positionen schon doppelt besetzt sein.

Im dritten Teil der Serie geht es dann weiter mit den Mittelfeldakteuren.