S04: Wilmots oder nicht Wilmots?

Seit dem Ende der Saison kristallisiert sich offenbar immer mehr der Ex-Schalker und jetzige belgische Nationaltrainer Marc Wilmots als Wunschkandidat der Schalker Verantwortlichen für die vakante Stelle des Übungsleiters heraus.

Marc Wilmots (cropped)

BILD: Wilmots kann Schalke! und WAZ: Marc Wilmots bestätigt Kontakt zum FC Schalke 04: im Blätterwald der Medien rauscht es bereits gewaltig, und offenbar hat der früher als „Willi das Kampfschwein“ titulierte „Eurofighter“ alle anderen Konkurrenten fast schon aus dem Feld geschlagen.

Selbst die Belgier scheinen nicht mehr an eine weitere Zukunft mit Wilmots als „Bondscoach“ zu glauben, ist doch die Nachfolgediskussion dem Vernehmen nach schon im Gange. Noch ist allerdings nicht wirklich klar, wie sich Wilmots entscheiden wird. Bis nach den beiden Länderspielen der Belgier gegen Frankreich (7. Juni) und Wales (12. Juni) hat er sich eine Bedenkzeit ausbedungen. Sein Vertrag läuft noch bis 2018, doch dank einer Ausstiegsklausel könnte er für eine Ablöse von einer Million Euro die „Roten Teufel“ vorzeitig verlassen.

Wilmots war bereits einmal 2003 Trainer beim FC Schalke 04, allerdings nur für acht Spiele. Seine einzige andere Erfahrung als Vereinstrainer stammt aus der Saison 2004/2005, als er den belgischen Erstligisten VV St. Truiden betreute, ihn aber in Abstiegsgefahr brachte und deshalb vorzeitig entlassen wurde.

Damit wären wir auch bei der meiner Ansicht nach größten Schwäche von Marc Wilmots. Sicherlich ist er auf Schalke als Mitglied der Jahrhundert-Mannschaft so etwas wie eine lebende Legende, und seine kämpferische Einstellung wohl über jeden Zweifel erhaben. Auch seine bisherige Arbeit mit der belgischen Nationalelf nötigt Respekt ab, das Erreichen des Viertelfinals bei der WM 2014 in Brasilien sorgte international für erhebliches Aufsehen.

Doch die Knappen bräuchten jetzt eigentlich einen erfahrenen Liga-Coach, der auch mit einer schwierigeren Mannschaft wie dem momentanen Profikader der Schalker gut umgehen können müsste. Bei Wilmots sehe ich gerade da aufgrund seiner Vita aber noch erhebliche Mängel, fehlt ihm doch fast jegliche Praxis aus der täglichen Klubarbeit.

Skeptisch bin ich allerdings auch, ob er überhaupt kommen wird. Mit den „Roten Teufeln“ trainiert er momentan eine der besten europäischen (vielleicht auch weltweiten) Nationalmannschaften mit mehr als glänzenden Perspektiven. Die Truppe um die Topstars Kevin de Bruyne, Eden Hazard, Marouane Fellaini und Romelu Lukaku zählt zu den Mitfavoriten für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich.

Ob Marc Wilmots das alles für den doch recht unsicheren Trainerstuhl in Gelsenkirchen tatsächlich aufgeben will? Man darf gespannt sein, wie seine Entscheidung Mitte des Monats ausfallen wird. Ich zumindest würde ihm trotz der oben genannten Vorbehalte gerne eine Chance auf Schalke einräumen wollen, da er doch eine sehr starke Integrationsfigur darstellt, die wir im Moment auch dringend nötig hätten.

Der Kaderumbau von Horst Heldt findet derweil weiter ohne Beteiligung eines Trainers statt:
Die Abgänge von Jan Kirchhoff (Leihe vom FC Bayern), Chinedu Obasi, Tranquillo Barnetta, Christian Fuchs (Ziel unbekannt, alle Verträge liefen aus), Christian Wetklo (zur eigenen U23), Sidney Sam und Kevin-Prince Boateng (beide sind suspendiert und sollen verkauft werden) stehen praktisch fest, Kyriakos Papadopoulos wird wohl an Bayer Leverkusen verkauft werden, Donis Avdijaj (spielt bis 2016 bei Sturm Graz, S04 könnte ihn aber im Winter wieder zurückholen) und Christian Clemens (bis 2016 beim FSV Mainz 05) werden weiter ausgeliehen. Dafür kehrt Felipe Santana wieder zurück von Olympiakos Piräus.

Ich bin mal gespannt, was da noch folgen wird. Meiner Ansicht nach wären auch Roman Neustädter und Dennis Aogo aufgrund ihrer eher unterirdischen Leistungen Kandidaten für ein Farewell. Über meine Bedenken zu dem in Gelsenkirchen weiter (momentan wohl auch notgedrungen) verfolgten Managersystem hatte ich ja bereits in meinem letzten Beitrag etwas geschrieben.

Bei eventuellen Neuzugängen hat sich inzwischen Bayerns Rechtsverteidiger Mitchell Weiser in den Vordergrund geschoben, während der schon länger gehandelte Düsseldorfer Stürmer Charlison Benshop sich nun für Hannover entschieden hat. Genannt werden in der Gerüchteküche auch die Namen Maxi Arnold (Wolfsburg), Johannes Geis (Mainz, der wohl seinem bisherigen Trainer Thomas Tuchel folgen wird), Martin Harnik (Stuttgart) und Jonas Hector (Köln).

Der Transfer von Sami Khedira, dessen mögliches Zustandekommen in den letzten Wochen das Schalker Fan-Lager stark gespalten hatte, scheint dagegen offenbar gescheitert zu sein, Medienberichten zufolge soll der Nationalspieler bei Juventus Turin unterschrieben haben.

Nur unterdrückt ist indes momentan der Ärger vieler Anhänger über Manager Horst Heldt, die Trainerflops Jens Keller und Roberto Di Matteo sowie viele gescheiterte Transfers liegen ihnen noch schwer auf der Seele. Während der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies wohl weiterhin an ihm festhalten will und ihm mit der Vorbereitung auf die neue Saison anscheinend noch eine letzte Chance gegeben hat, brodelt es in Teilen der Schalker Fanszene gewaltig. Dazu wartet am Horizont noch die diesjährige Mitglieder- versammlung.

Offenbar steht uns noch im wahrsten Sinne des Wortes ein heißer Sommer bevor…