S04 vor einem ungewöhnlichen Derby und einer unsicheren Zukunft

Jetzt geht sie also doch weiter, die Bundesliga. Nach Corona-bedingter Pause steht dabei am Samstag gleich das für alle Schalker wichtigste Spiel an: das Revierderby bei Borussia Dortmund.

Schalke 04 Fans 664
Ein Anblick auf den wir wohl noch etwas länger verzichten müssen: Schalker Fans in der Nordkurve der Veltins-Arena

Doch die Vorfreude ist arg getrübt. Die sonst typische explosive Stimmung wird es diesmal mangels Zuschauer im Stadion nicht geben, da die Begegnung als sogenanntes „Geister-spiel“ nur vor einem kleinen Personenkreis ausgetragen wird. Wegen der zweimonatigen Unterbrechung scheint zudem das Formbarometer beider Mannschaften mächtig durcheinander geraten zu sein.

Niemand weiß nämlich genau, wie die Spieler diese durch den „Lockdown“ verursachte Pause ohne Trainingsbetrieb überstanden haben. Daher kann es auch keine seriöse Vorhersagen geben, wer denn nun aus dieser so prestigeträchtigen Begegnung letztlich als Sieger hervorgehen wird.

Sicherlich muss der BVB allein wegen der Tabellensituation als Zweiter gegen den Sechsten favorisiert werden, doch die drohenden Ausfälle der beiden Mittelfeldstrategen Axel Witsel und Emre Can könnten neben den Dauerverletzten Marco Reus und Dan-Axel Zagadou die Dortmunder erheblich schwächen. Im Gegensatz dazu stehen dem S04 wahrscheinlich die Verletzten Suat Serdar, Salif Sané und Daniel Caligiuri wieder zur Verfügung.

Doch wie bereits oben erwähnt sind das im Moment alles nur Namen ohne einen größeren Erkenntnisgewinn. Entscheidend wird eher sein, wer mit den durch das Corona-Virus bedingten Besonderheiten besser zurecht kommt.

Fehlt dem BVB die lautstarke Gelbe Wand der Südtribüne, obwohl sie ihm in den letzten Derbys in Dortmund auch nicht helfen konnte? Oder vermissen die Blauen ihre zahl-reichen Auswärtsfans mehr, vor allem da ja gerade sie Emotionalität und Begeisterungs-fähigkeit förmlich garantieren?

Ehrlich gesagt interessieren mich diese Fragen dann doch eher wenig, wird doch das triste Rund des leeren Signal-Iduna-Parks am Samstag darauf keine Antworten liefern. Vielleicht aber wird manchem Fernsehzuschauer und auch den Vereinsverantwortlichen mal ein Licht aufgehen, wie wichtig eigentlich die Fans vor allem hier im Ruhrgebiet für den Fußball sind.

Vielleicht ist das die große Chance dieser Krise, zurückzukehren zum Wesentlichen und die immer weiter fortschreitende Kommerzialisierung des Profi-Fußballs kritisch zu hinterfragen. Denn was sind exorbitante Spielergehälter, TV-Gelder und Werbeeinnahmen wirklich wert in einer Welt grauer Betonschüsseln ohne Fans und Stimmung?

Dazu kommt natürlich auch noch die Gesundheitsfrage: positive Corona-Tests in Köln und zuletzt in Dresden sowie die traurige Berühmtheit von Herthas Salomon Kalou als Abstandsmuffel per Video schrecken auf und lassen das ganze Konzept der Ligafort-führung vor leeren Rängen fragwürdig erscheinen. Zumal überhaupt nicht klar ist, ob nicht weitere Infektionen innerhalb kürzester Zeit wieder zum Stillstand führen werden.

Ein paar Worte will ich zum Abschluss dann auch noch über die finanzielle Situation meines Vereines verlieren. Offenbar haben die nicht gerade erfolgreiche letzte Saison und die vorangegangenen Transfer-Exzesse eines Christian Heidel ein solches Loch in den Schalker Geldbeutel gerissen, dass ohne eine Fortsetzung dieser Spielzeit tatsächlich die Existenz des Clubs in Gefahr geraten wäre!

Anders ist das Gebaren der Verantwortlichen im Moment wohl nicht zu verstehen. Der Kader anscheinend zukünftig auf Kante genäht, keine Rückzahlungen für Dauer- und Tageskartenbesitzer in der laufenden Saison, ja voraussichtlich sogar neue Schulden wegen jetzt schon fehlender Ticket-Einnahmen der nächsten Spielzeit: da scheint so einiges finanziell wegzubrechen. Nicht nur der Profi-Fußball an sich, sondern auch der FC Schalke 04 im speziellen sollte vielleicht mal mit sich ins Reine kommen.

Das Derby vor leeren Rängen könnte da für den nötigen Anstoß sorgen…